Lippersdorf. Ende Februar wurden die Stadträte Pockau-Lengefeld von der Bürgerinitiative Lippersdorf zum offenen Dialog eingeladen. Zwölf von achtzehn Stadträten nahmen an diesem Abend im Rahmen eines sachlichen Austausches teil.
Erörterung von Für und Wider der geplanten Windkraftanlagen
Es wurde versucht, das Für und Wider zur geplanten Errichtung von Windkraftanlagen in der Gemarkung Lippersdorf und der damit geplanten Verpachtung von kommunalen Flächen zu erörtern. Den Fokus legte die Bürgerinitiative auf mögliche Gefahren, die durch die Verpachtung dieser Flächen für die Stadt und die Einwohner entstehen können. Zur Dokumentation und Hilfestellung wurde den Stadträten eine Unterlage und ein USB-Stick übergeben. Beide beinhalten Fallbeispiele zu verschiedenen Ereignissen an Windkraftanlagen der Vergangenheit, die unterschiedliche Gefahren belegen sollen.
Bürgerwille der Lippersdorfer Einwohner
Auch wurde der Bürgerwille der Lippersdorfer Einwohner nochmals klar dargestellt. So hielt ein Mitglied der Bürgerinitiative eine sehr emotionale Rede. Er ist vor 30 Jahren nach Lippersdorf gezogen mit dem Wissen, dass durch die Auflagen der Trinkwassertalsperre das Leben in Lippersdorf in mehreren Bereichen eingeschränkt wird. Dies fängt beim Bau des Eigenheims und der Wahl der Heizung an, über schlechtere Infrastruktur auf Grund höherer Auflagen und Kosten beim Bau und der Unterhaltung, bis hin zu größeren Hürden zur Bewältigung des normalen Tagesablaufs. Die Einwohner, die hier leben sind sich dessen bewusst und wollen keine Veränderung ihres Ortsbildes. Dies wurde klar im Rahmen der Unterschriftensammlung mit über 2/3 Gegenstimmen zur geplanten Errichtung der Windkraftanlagen zum Ausdruck gebracht.
Landwirtschaftliche Prägung von Lippersdorf
Ebenso wurde die landwirtschaftliche Prägung des Ortes durch ein anderes Mitglied nochmals verdeutlicht. Ein Bau dieser Windkraftanlagen würde den Ort komplett verändern, da schon ein Transport des benötigten Materials in das geplante Gebiet einen gigantischen Verlust an Wald- und landwirtschaftlichen Nutzflächen bedeuten könnte. Auch würde es danach keine Straßenbäume entlang der Transportstrecke mehr geben. Der Ort Voigtsdorf mit einer einigermaßen guten Infrastruktur hat gezeigt, welche Ausmaße das annimmt und ist mit Lippersdorf nicht vergleichbar. Ein Grundstücksbesitzer im umworbenen Gebiet berichtet über den unfairen Umgang des Planungsbüros mit den Grundstücksbesitzern beim Erwerb von Pachtverträgen. So werden Besitzer gegenseitig ausgespielt und teilweise sehr stark angegriffen, wenn sie keine Bereitschaft zur Verpachtung zeigen. Auch stellte er eine Energieberechnung auf, die das Konzept an dieser Stelle auf Grund fehlender Speichermöglichkeiten und eines nicht ausreichenden Netzes völlig in Frage stellt. Schon jetzt haben wir in unserem Stadtgebiet 1200 kWh installierte Nennleistung mit PV-Anlagen auf Dächern, die nicht ans Netz gehen können, da kein Einspeisepunkt vorhanden ist.
Finanzielle Gefahren für die Stadt
Der Sprecher der Bürgerinitiative wies im Vortrag nochmals darauf hin, dass durch einen Bau auf städtischem Grundstück nicht nur mögliche Einnahmen, sondern auch sehr große finanzielle Gefahren für die Stadt entstehen könnten. Die Ereignisse in Jöhstadt zeigen es klar, was passieren kann, wenn am Ende der Laufzeit von zirka 20 Jahren kein Geld mehr für den Rückbau vorhanden ist. Auch die genannten Sicherheitsrücklagen sind nach Meinung des Sprechers nicht ausreichend. Laut Aussage der Bürgerinitiative würden Dokumente vorliegen, die ein fehlendes Entsorgungskonzept bei der Durchsetzung des geplanten Ausbaus erneuerbarer Energien belegen. Daher stellt sich die Frage, wie Sicherheitsrücklagen überhaupt berechnet werden können, wenn Entsorgungskonzepte für die im geplanten Ausmaß zu errichteten Anlagen fehlen. Man würde unter Umständen den Grundstücksbesitzer beim Ausfall des Betreibers und unzureichender Sicherheitsrücklagen in der Haftung sehen, so die Bürgerinitiative.
"Untragbares Szenario"
Auch der Vorfall in Alfstedt ist für alle Mitglieder der Bürgerinitiative sehr besorgniserregend. "Man will e sich nicht vorstellen, wenn Ähnliches hier in Lippersdorf passieren würde. Ein wie dort zwei Kilometer großes Bewirtschaftungsverbot sämtlicher Flächen, rund um die havarierte Windkraftanlage für wahrscheinlich fast 1,5 Jahre, ist für die Einwohner Lippersdorfs ein absolut untragbares Szenario", so ein Sprecher der Bürgerinititative. Auch das anfängliche Schweigen der Behörde, des Betreibers und des Herstellers zeigen fehlende Konzepte für derartige Ereignisse. In den übergebenen Unterlagen, die den nicht anwesenden Stadträten zugestellt wurden, sind ebenfalls Bedenken zu möglichen gesundheitlichen Schädigungen dokumentiert, die durch derartige Anlagen entstehen können. Eins wurde den Stadträten immer wieder klar kommuniziert: Dass die Bürger in Lippersdorf, diesen Bau nicht wollen und der Bürgerwille bei der Entscheidung der Stadträte bitte zu berücksichtigen sei. Ein anderes Mitglied hält das Locken mit hohen Summen gegenüber den Grundstückseigentümern für unseriös. Man sollte immer beachten, dass finanzielle Einnahmen nicht unerheblich zu versteuern sind und trotzdem ein hohes finanzielles Risiko für den Grundstückseigentümer bleibt.
Meistgelesen
- 1.
Update zum tragischen Brand in Johanngeorgenstadt: Hasenzucht in Flammen
- 2.
Solide bis launisch: Der Ford Kuga II beim Tüv
- 3.
Update zum Unfall in Niederlungwitz: 17-Jähriger überschlägt sich mit Leichtfahrzeug
- 4.
Update: Unfall auf der B174 - 18-jähriger Fahrer schwer verletzt nach mehrfachem Überschlag
- 5.
Drogenfahrt im Vogtland: Fahrer rammt Verkehrsschilder