Gelenauer DDR-Museum war zum letzten Mal Teil des Schulunterrichts

Historie Fünftklässler und Lehrer Hendrik Seibt sind noch einmal auf Zeitreise gegangen

Gelenau. 

Gelenau. Für die Klasse 5a der Freien Schule "Erzgebirgsblick" Gelenau ist das Schuljahr nicht nur mit der Zeugnisausgabe zu Ende gegangen, sondern auch mit einer Zeitreise. Sie besuchten nämlich das örtliche DDR-Museum, um mehr über das Leben im Osten des geteilten Deutschlands zu erfahren. Trotzdem durften sich die Viertklässler wie in der Schule fühlen, denn in einem Bereich des Museums standen Schulbänke mit Ranzen und zahlreichen Lehrutensilien. Nur eben, dass diese Ranzen eckig und aus Leder wahren und die Jahrzehnte alten Bücher den Schulgartenunterricht oder Fächer wie Russisch und die Einführung in die Sozialistische Produktion (ESP) betrafen.

Für mehr Verständnis für die Großeltern

Essensmarken lagen auch auf dem Tisch - für 55 Pfennige pro Mahlzeit. Herauszufinden, welcher Geldbetrag das in der heutigen Zeit etwa wäre, war eine der von Lehrer Hendrik Seibt gestellten Aufgaben während des Rundgangs. "Das sind etwa 5 Cent", wusste Henry Nestler sofort, denn der Elfjährige hatte das mit seinem Großvater schon einmal ausgerechnet. Genau deshalb beendet Seibt das Schuljahr der Fünftklässler stets mit einem Besuch im DDR-Museum. "Viele sind oft mal bei ihren Großeltern. Die können sie dann besser verstehen, wenn sie sich über ihr Leben unterhalten", erklärt der Lehrer. Zudem sei es wichtig sowohl die Vor- als auch die Nachteile der DDR zu kennen. Letztere wurden bereits behandelt, denn die negativen Seiten dieser kommunistischen Zeit ist hauptsächlicher Bestandteil von Büchern und Filmen, die während des Unterrichts in der Schule eine Rolle spielen.

Kassettenrekorder weckt Erinnerungen

An Filme wie "Ballon" mussten die Kinder dann auch denken, als sie in einem anderen Teil des Museums NVA-Uniformen und Helme zu sehen bekamen. "Aber Filme können ein Museum nicht ersetzen", findet Seibt. Außerdem seien Lehrbücher mitunter so geschrieben, das sie für Kinder schwer zu begreifen sind. Deshalb will der Lehrer seinen Schülern echte Zeitzeugnisse aus der damaligen Zeit vor Augen führen, die mitunter auch bei ihm selbst intensive Erinnerungen wecken. "Das war mein Jugendweihegeschenk", sagte Seibt zum Beispiel, als er in der Technik-Abteilung vor einem riesigen Kassettenrekorder namens SKR 501 stand. Dank eines fest installierten Mikrofons hat der Hobby-Musiker damit seine ersten Lieder aufgenommen. "Ich bekam aber auch Probleme, als wir bei einer Disco damit mal West-Lieder gespielt haben", so Seibt.

Traurig über baldige Schließung

Leider habe Hendrik Seibt seinen Rekorder nicht mehr. Dass das Gelenauer DDR-Museum in wenigen Wochen schließt, bietet ihm eventuell die Chance, doch noch einmal in den Besitz eines SKR 501 zu kommen. Womöglich geht das gesamte Inventar aber auch an einen Interessenten aus Leipzig, der in der Messestadt ein DDR-Museum eröffnen will. So oder so macht die Schließung der Einrichtung den Gelenauer traurig. Damit gehe ein wichtiger Teil der jüngeren Geschichte Deutschlands verloren. Auf der Suche nach Alternativen will der Lehrer künftig eventuell Zeitzeugen aus der DDR in seinen Unterricht einladen, die den Schülern von der damaligen Zeit berichten und Fragen beantworten können.

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