Lößnitz. Es ist einfach nur Wahnsinn und die schönste Überraschung des gestrigen Abends - für ganz großes Kino hat der EHV Aue bei seinem Heimspiel gegen den VfL Gummersbach gesorgt. Womit keiner gerechnet hat: der EHV hat mit drei Toren 29:26 (13:15) gewonnen und das gegen eine Top-Mannschaft mit Aufstiegsambitionen, die jetzt allerdings zunichte gemacht sind. Die Auer sind in der Tabelle aktuell an Position vier gerückt.

Warum das Spiel gegen Gummersbach auch etwas Besonderes gewesen ist? Genau vor 30 Jahren ist Aue in der Sporthalle auf dem Zeller Berg auf den damaligen Rekordmeister VfL Gummersbach getroffen. Beim legendären Unentschieden stand EHV-Manager Rüdiger Jurke selbst als Spieler mit auf dem Feld: "Mit einer Punkteteilung wären wir auch jetzt nicht unzufrieden gewesen. Ich hätte nie gedacht, dass wir das Spiel gewinnen. Aber die Jungs waren überragend und haben den Sieg mit Wille, Moral und Leidenschaft klar gemacht." Dabei sah es anfänglich nicht so aus, als könnten die Auer etwas ausrichten. "Wir hatten die ersten zehn Minuten Schwierigkeiten überhaupt ins Spiel zu finden. Da war der Respekt vor dem Namen Gummersbach noch vorhanden. Das haben wir aber nach und nach abgelegt und ein paar erfolgreiche Wechsel vorgenommen", sagt Co-Trainer Kirsten Weber. Man habe es geschafft, bis zur Halbzeit auf Schlagdistanz zu bleiben. Nach dem ersten EHV-Tor durch Maximilian Lux (1.) haben die Gäste die Führung an sich gerissen und nicht mehr aus der Hand gegeben. Es gab eine Phase, wo der EHV Aue mit drei Toren hinten lag: beim 3:6 (7.), 4:7 (9.) und 5:8 (10.). Danach waren es ein bis zwei Tore. Beim 9:12 (22.) und 11:14 (28.) war das noch einmal der Fall, das die Gäste drei Tore in Front lagen. In die Pause ging es beim 13:15.

 

Klare Worte in der Kabine und eine überragende zweite Halbzeit

In der Pause waren es klare Worte, die Kirsten Weber ans Team gerichtet hat: "Wir sind im Rennen und je länger wir das Spiel offen halten, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Chance kommt." Und die Chance hat sich tatsächlich ergeben, wenn auch etwas später im Spiel. Nachdem die Gummersbacher das Zepter lange in der Hand hielten, gehörten die letzten 15 Minuten dem EHV Aue. Erstmalig den Ausgleich schafften die Auer durch Maximilian Lux beim 21:21 (47.). Nach dem 24:24 (52.) ebenfalls durch Lux, haben die Auer die Gelegenheit beim Schopf gepackt und sind erstmalig in dem Spiel mit 25:24 (54.) in Führung gegangen. Und die hat man sich nicht mehr nehmen lassen. Was folgte, schien wie ein Handballmärchen: die Auer erhöhten bis zum 27:24 (59.). In der Endphase war es Goncalo Ribeiro, der noch zwei Treffer landen konnte zum 28:25 (60.) und 29:26 zehn Sekunden vor Schluss.

 

EHV Aue hat Gummersbach nervös gemacht

 

Bengt Bornhorn war mit acht Treffern bester Torschütze des EHV Aue: "Wir haben mit viel Herz gespielt und die Partie auch durch Kampf gewonnen. In der zweiten Halbzeit hatten wir durch Sveinbjörn Petursson ein überragende Torhüterleistung und das war ganz entscheidend." Petursson hatte eine Quote von fast 50 Prozent und hat 14 Paraden gezeigt. "Die spannendsten Minuten waren die letzte zehn, als wir das Spiel gedreht haben", sagt Adrian Kammlodt, der sechs Treffer beigesteuert hat: "Man hat gemerkt, wie Gummersbach immer nervöser geworden ist. Wir hatten einen guten Lauf und haben gemerkt, es geht noch was. Es haben alle mitgezogen und da kann man auch eine Mannschaft wie Gummersbach besiegen. Den Gummersbachern haben am Ende die Finger gezittert." Wir wussten, dass Gummersbach gewinnen will, ergänzt der fünffach Torschütze Maximilian Lux: "Es war uns klar, je länger wir das Spiel offen halten, umso nervöser werden die Gummersbacher und die standen unter Druck, wir nicht. Am Ende haben wir in der Abwehr die entscheidenden Akzente setzen können. Mit einer guten Abwehr und einem guten Torhüter dahinter können wir auch gut spielen."

 

Der Blick von außen aufs Spielgeschehen

 

EHV-Coach Stephan Swat hat das Spiel live in der Halle mitverfolgt und ist begeistert von dem, was die Mannschaft abgeliefert hat: "Es ist ein wahnsinnig schönes Gefühl. Wie die Jungs in der zweiten Halbzeit gekämpft haben, klasse. Sie wollten unbedingt diesen Sieg und haben etwas ganz Großes geschafft. Gummersbach hat Druck bekommen, als wir dran waren und wir sind cool geblieben. Schön, wenn man so einen Aufstiegskandidaten schlagen kann. Das ist das Schöne am Handball, wenn man eine Überraschung schaffen kann und das ist definitiv so eine." Der ehemalige EHV-Kapitän Eric Meinhardt hat im Live-Stream als Co-Moderator fungiert: "Das Gefühl in der Erzgebirgshalle zu stehen, ist unverändert. Es war schön zu sehen, wie die Jungs kämpfen auf dem Feld. Das Einzige was gefehlt hat, waren die Zuschauer. Wenn man moderieren kann, ist das alles sehr entspannt." Co-Trainer Kirsten Weber bringt es auf den Punkt: "Über Emotionalität und mit einer engagierten Torhüterleistung ist uns dieser Coup gelungen."