Neustädtel. Die ehemalige Pirolfabrik in Neustädtel wird derzeit abgerissen vor dem Hintergrund, Platz zu schaffen für neue Projekte. Wie Karsten Georgi, der Eigentümer des Areals sagt, plane man auf der Freifläche, die durch den Abriss geschaffen wird, den Bau von zwei Mehrfamilienhäusern. Details stehen zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht fest. "Wir stecken noch mitten in den Planungen. Bevor etwas spruchreif ist, das wird sicher noch ein halbes Jahr dauern", erklärt Georgi. Der Abriss zum jetzigen Zeitpunkt hänge nur damit zusammen, dass sich die Maßnahme mit dem ausführenden Unternehmen gut zeitlich vereinbaren lies. Die Brache wird beseitigt und das Material bleibt höchstwahrscheinlich erst einmal liegen - Georgi geht heute davon aus, dass erst im zweiten Halbjahr die Massen verarbeitet werden. Der Abbruch, der gestern früh begonnen hat, soll in den nächsten drei Wochen über die Bühne gehen. Das Areal der Fabrik und die angrenzte Wiesenfläche sind in Summe rund 4.000 Quadratmeter.
Mit der ehemaligen Pirolfabrik verschwindet auch ein Stück Geschichte. Wie Karsten Georgi erklärt, handelt es sich beim Gebäude ursprünglich um die Gantenberg-Fabrik. Zum Hintergrund erzählt Georgi: "Familie Gantenberg hatte in Aue eine Textilfabrik. Das heutige Bürgerhaus am Postplatz ist die Villa von Friedrich Wilhelm Gantenberg, das alte "Makarenko" war die Wäschefabrik Gantenberg und die heutige Commerzbank war das Versand- und Verwaltungsgebäude. Schon in den 1870ziger Jahren ist gearbeitet worden und um 1880 hat man gemerkt, dass es in Neustädtel den niedergehenden Bergbau gibt und das viele Arbeitskräfte da sind. Es ist hoch einzuschätzen, was Familie Gantenberg geleistet hat, weil sie einen Großteil der Neustädtler Frauen in Lohn und Brot gebracht hat. In Neustädtel war es eine kleine Textilfabrik, die Hemdkrägen für Herrenhemden genäht und mit Stärke gesteift hat." Während des 2. Weltkriegs wurde die Familie vertrieben. Die Gantenbergs sind pleite gegangen, sie haben auch in Aue alles aufgegeben und mussten flüchten. Nach dem Krieg, erzählt Georgi weiter, ist das Fabrikgebäude ein Volkseigener Betrieb geworden, eine reine Papierverarbeitung: "Hergestellt wurden unter anderem auch die braunen Schulschnellhefter, die es zu DDR-Zeiten gegeben hat. Das ursprüngliche Hauptwerk von Pirol war in Lößnitz angesiedelt." Auch Pirol ist später Pleite gegangen. "Die Firma hat versucht unter anderem Namen weiterzuarbeiten, ging aber auch in Konkurs. Dann kam ein Privatinvestor und hat die alte Fabrik aus der Konkursmasse herausgekauft und von ihm konnte ich es dann erwerben", erzählt Georgi.
erschienen am 13.04.2021