Odessa/Hermannsdorf. Am 3. März, eine Woche nach dem Albtraum in ihrer Heimat, der Ukraine, sind 23 Kinder und Jugendliche und 12 Frauen aus Odessa, einer Millionenmetropole am Schwarzen Meer, im Elterleiner Ortsteil Hermannsdorf eingetroffen. Die Familien haben vorerst im einstigen Pfarrhaus einen Hafen gefunden. Sie treffen auf eine Welle der Hilfsbereitschaft. Unter anderem von der Bitte um Geldspenden erfuhr in den Medien auch ein Annaberg-Buchholzer, der ehemalige Rennfahrer Dietmar Graupner.

Dietmar Graupner fasst sich ein Herz

Tief bewegt von dem schweren Schicksal der Familien war dem 85-Jährigen sofort klar, dass er helfen wollte. Der erfolgreiche Rennfahrer auf zwei und vier Rädern trennte sich dafür von einem ursprünglich unverkäuflichen Stück, an dem er hängt, einer Serien-MZ TS125, Baujahr 1982, unter Oldtimerkennern begehrt. Den Verkaufserlös spendete er den ukrainischen Flüchtlingskindern. Dietmar Graupner überbrachte die Geldspende am Samstagnachmittag persönlich. Er sagte. "Ich wollte die MZ eigentlich bis zum Lebensende behalten. Grund dafür, dass ich sie nun weggebe, ist, weil mir einfach die Kinder sehr leidtun." Der Annaberg-Buchholzer, Jahrgang 1936, der seine einzige Tochter früh an eine schwere Krankheit verlor, fährt fort: "Ich habe selbst Krieg miterlebt. Als kleines Kind konntest du weder mit der Situation umgehen noch sie verstehen. Ich habe die Bombardierung von Dresden noch aus der großen Entfernung gesehen, der Himmel in dem Gebiet war hell erleuchtet. Daheim habe ich erleben müssen, wie Tiefflieger einen Krankentransport angriffen. Meine Großmutter war im Garten, hängte gerade Wäsche auf, als die Salven begannen. Ich rannte alarmiert aus dem Haus, um meine schwerhörige Großmutter ins Haus zu holen, die das zunächst gar nicht mitbekommen hatte. All das sind Kriegserlebnisse, die sich in meine Erinnerung eingebrannt haben. Ich kann mich in die ukrainischen Kinder versetzen, kann es nachempfinden, wie es ihnen geht. Man kann nur hoffen, dass der sinnlose Krieg bald vorbei ist und die Familien wieder zusammengeführt werden. Kinderaugen lügen nicht - das schönste Lächeln in diesen schweren Zeiten ist ein Kinderlachen. Man hat aber auch den Kindern angesehen, dass sie sehr unglücklich sind und am liebsten mit ihren Freunden wie früher in ihrer Heimat spielen würden."