Hach, was war das wieder für ein schönes Pfingsten. Bei bestem Wetter reiste ich am Freitag traditionell zum Wave-Gotik-Treffen in Leipzig an. Vier Tage Festival standen auf dem Programm mit vielversprechenden Konzerten, einigen Terminen und grandioser Stimmung.
Es ist jedes Jahr so, dass sobald man am Hauptbahnhof Leipzig oder das erste Mal am Agra-Messegelände ankommt, dieses bestimmte Gefühl von Nachhausekommen aufkommt. So als würde man sich endlich nicht mehr "anders" sondern zugehörig fühlen. So war es auch in diesem Jahr wieder, als ich aus der RE6 ausstieg und schon die ersten Festivalbesuchenden erblickte. Von überall in der Welt reisten Gruftis und alle, die sich mit der "dunklen Szene" identifizieren können, über Pfingsten in die Gothic-Hauptstadt an. Die, die denken, dass die Goths eine Minderheit sind, schauen dann immer nicht schlecht, wenn plötzlich die ganze Stadt voller 20.000 schwarz gekleideter und doch komplett bunter und weltoffener Menschen ist. Dieses Event, was es in der Form einmalig auf der Welt gibt, bietet vier Tage Programm mit 61 Eventlocations. Sogar die Oper und das Gewandhaus machen jedes Jahr mit. Obwohl die Hauptacts auf der Agra und im Heido, so nennt man das Heidnische Dorf (mit Mittelaltermarkt) im Volksmund, spielen, gibt es auch tolle Konzerte in anderen Konzertstätten wie dem Felsenkeller, dem Täubchenthal, dem Hellraiser, der Moritzbastei, dem Westbad, dem Stadtbad und vielen mehr.
Festival begann mit besonderem Interview
Am Freitag hieß es aber zuallererst einmal: Pressetermin. Ich hatte das große Glück, einen von den gefragten Interviewterminen mit Lord Of The Lost ergattert zu haben. Ich traf also am Mittag Chris Harms, um eine Podcastfolge meines Podcasts "Gedanken um Mitternacht" (hörbar auf Radio Unicc, Spotify, Apple Podcast) über die Eindrücke beim Eurovision Song Contest 2023 aufzunehmen. Das war einfach nur richtig cool zum Auftakt. Chris war, wie immer, super sympathisch und die Folge ist ab Sonntag, 4. Juni, 18 Uhr hörbar. Als nächstes führte mein Weg erneut in die City, wo ich meine Freunde abholte und wir uns auf den Weg zum "Viktorianischen Picknick" in den Clara-Zetkin-Park machten. Hier picknicken die Gruftis mit ihren Freunden und kleiden sich besonders extravagant. Viele kommen in Barockkleidern oder in künstlerischen Outfits, als Engel oder Elfen. Hier bekommt jeder was fürs Auge und genau das wollen die Goths auch erreichen. Massenhaft Fotografen und Schaulustige mischten sich unters Volk. Man trifft außerdem alte Bekannte wieder, wie Manni und Robin, die jedes Jahr durch ihre Optik auffallen und freut sich einfach über die gemeinsamen Momente.
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Impressionen vom WGT 2023. Redakteurin Anika (Mitte) mit Manni (l.) und Robin.
Heidnisches Dorf in diesem Jahr noch größer
Im Nachgang ging es ins Heido, da das der einzige Ort ist, wo auch "Normalos" einen Einblick in die Konzerte auf dem WGT erhaschen können. Hier gab es Tagestickets für 20 Euro, Studierende bekamen erstmalig einen Rabatt 2023 und mussten nur 5 Euro Eintritt zahlen. Am Freitag auf dem Heido zu sein ist echt super entspannt. Samstags und sonntags ist es hier immer super voll, aber am Freitag war es einfach nur angenehm. Man sollte an dieser Stelle auch nicht unerwähnt lassen, dass das Heido 2023 noch viel größer war, als die Jahre zuvor. So viele Handelnde habe ich hier noch nie gesehen. Meine Arbeit als Konzertfotografin begann ebenfalls hier mit meinem ersten WGT-Konzert 2023: Qntal. (Alle Konzertfotos findet ihr in diesem Artikel bei BLICK.de)
Edwin Rosen als Konzerthighlight
Am Samstag startete mein Tag am Nachmittag auf der Agra, da die Fetischband Nachtmahr und danach die mexikanische Elektroband Hocico spielten. Hier traf man plötzlich auch Kriminalbiologe Mark Benecke im Fotograben, der das WGT immer mit Vorträgen und Moderationen unterstützt. Danach führte mein Weg zum Stadtbad, da meine Konzerthighlights Betterov und Edwin Rosen warten. Eigentlich hätte ich auch gern die Grausamen Töchter und Faun angeschaut, aber man kann sich, wie jedes Jahr nicht zerteilen, wenn alle parallel spielen. Das ist Himmel und Hölle zugleich. Jedenfalls rührte mich der Indie-Newcomer Edwin Rosen zu Tränen. Man hätte ihn nie auf dem WGT vermutet und so war auch er gerührt, als so viele Gruftis zu seinem Indiekonzert kamen. Ich kann jedem nur empfehlen mal vorbeizuschauen.
Jetzt musste es schnell gehen. Ich musste zu meinen Freunden nach Hause, um mich umzuziehen, da ich in diesem Jahr erstmals auf die wohl angesagteste Party des Wave-Gotik-Treffens gehen wollte, die Obsession Bizarr. Ihr habt nie davon gehört? Nun, es ist eine Fetisch-Party. Hier kommt man nur mit Dresscode "Lack", "Leder", "Kinky", "Glamour", "Burlesque", "Drag", "Gothic-Erotic" rein. Diese Party ist wirklich etwas Außergewöhnliches, aber auch nichts für schwache Nerven. Fotografieren ist hier nicht erlaubt. Die Location, der Volkspalast, hat mich aber sehr beeindruckt, ebenso wie das Stadtbad, wo vorher Edwin Rosen spielte. Der Samstag war also auch ein voller Erfolg.
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Impressionen vom WGT: Am Sonntag war das Heido sehr beliebt bei den Besuchenden. Foto: Anika Weber
25 Kilometer Fußmarsch
Am Sonntag starten wir etwas ruhiger in den Tag, machten eine Shoppingrunde über die Agra und ich klapperte ein paar Konzerte für meine Fotogalerien ab. Leider überzeugten mich hier nur Thryfing und Diary of Dreams halbwegs. Auger hätte ich so gern gesehen, aber mir tat einfach alles weh vom dreitägigen Rumlaufen. Immerhin habe ich in den drei Tagen zu Fuß allein 25 Kilometer zurückgelegt und stand teilweise stundenlang auf hohen Schuhen, vollbepackt mit Kameraequipment rum. Das klingt nicht viel, aber wenn man nie still sitzt ist das schon sehr viel. Da kann einem schon mal alles wehtun. Das gehört aber auch dazu. Da meine Familie am Montag Hilfe brauchte, konnte ich das WGT am Montag leider nicht noch final besuchen, aber schlimm war das auch nicht. Drei Tage reichen hier auch völlig aus. Schade ist es nur, weil am Montag noch Manntra aus Kroatien spielten und ich diese leider verpasste. Aber das ist auch nicht so schlimm. Ich hätte es insgesamt geil gefunden, wenn es wieder eine Special zum Jubiläum gegeben hätte, wie beim 25. WGT im Belantis Vergnügungspark. Vielleicht wiederholt sich das ja irgendwann. Die Leute würden es sicher wieder feiern und ich wäre die Erste an der Hurakan Achterbahn.
Bleibt eigentlich nur zu sagen: See you at WGT 31st everyone!
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