Es ist nicht auszudenken, wie es sich anfühlen muss, wenn ein geliebter Mensch verschwindet. Die Angehörigen und Einsatzkräfte geben ihr Möglichstes, um die Vermissten so schnell, wie möglich, zu finden. Manchmal gelingt es, manchmal fehlt aber bis heute jede Spur und der Fall wird zum Cold Case. Wie sollen die Familien jemals zur Ruhe kommen, wenn man sich tagtäglich fragen muss, was geschehen ist?
Erstmals in Deutschland gehen Familien diesen Weg
Jetzt gehen zwei deutsche Familien den etwas anderen Weg, um ihre Kinder doch noch zu finden. Denn eins ist klar: sie wollen die Hoffnung nicht aufgeben. Die Fälle "Lars Mittank" und "Inga Gehricke" sollen wieder Aufmerksamkeit erregen und Menschen erreichen, die noch nie etwas von den Fällen gehört haben.
(Mehr zu den Vermisstenfällen lest ihr unten)
30.000 Smothies zeigen Ingas und Lars' Gesichter
Um knapp zehn Jahre nach dem Verschwinden der beiden wieder den Fokus auf die Fälle zu lenken, lassen die Angehörigen die Vermisstenanzeigen der beiden auf Smoothieflaschen der Marke "True Fruits" drucken. In Deutschland, Österreich und der Schweiz werden nun ab November für mehrere Wochen 30.000 Flaschen mit dem Druck in den Supermarktregalen stehen. Entscheidende Hinweise, die neue Spuren zu den Fällen eröffnen, werden mit je 50.000 Euro dotiert. In beiden Fällen fehlt bis jetzt eine heiße Spur. Von Inga gibt es ein neues Aging-Foto, welches das Mädchen zeigt, wie es heute aussehen könnte.
Eltern sehen neue Hoffnung in der Aktion
"Das Schlimmste für die Familien ist, dass Lars und Inga in Vergessenheit geraten", so Rechtsanwältin Petra Küllmei, die als Opferanwältin Ingas Mutter zur Seite steht. "Ich hab gesehen, dass in den USA damals auf Milchtüten nach Vermissten gesucht wurde und ich wollte das unbedingt auch für Lars machen. Ich bin froh, dass wir so eine Aktion jetzt auf Smoothie-Flaschen starten. Ich brauche diese Aufmerksamkeit, um weiter nach meinem Sohn zu suchen. Nach 10 Jahren flaut die Suche nämlich leider ab", erzählt Sandra Mittank.
Auch Victoria Gehricke macht die Aktion Mut: "Wir sind die ersten in Deutschland, die so etwas machen, also ein Produkt aus dem Supermarkt nutzen, um nach einem Kind zu suchen. Für mich ist das eine Chance, dass meine Familie und ich neue Hinweise zu Inga erhalten. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass mein Kind gefunden wird."
True Fruits für seine sonst so humorvollen Rückseiten bekannt
"True Fruits" steht seit 16 Jahren in allen deutschen Supermärkten und ist bekannt dafür, die Rückseite seiner Smoothie-Flaschen für humorvolle Texte zu nutzen. Jetzt nutzt die Firma diese Reichweite, um die Suche nach Lars und Inga zu unterstützen und hofft, dass wieder mehr über die Fälle gesprochen wird.
Über das Verschwinden von Inga Gehricke
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Am 2. Mai 2015 verschwand die 5-Jährige Inga Gehricke in Wilhelmshof, einem Ortsteil von Stendal in Sachsen-Anhalt. Rechts sieht man, wie das Mädchen heute aussehn könnte. Foto: Victoria Gehricke / Polizeiinspektion Stendal
Am 2. Mai 2015 verschwand die 5-jährige Inga Gehricke in Wilhelmshof, einem Ortsteil von Stendal in Sachsen-Anhalt. Sie war dort mit ihrer Familie und Freunden im Diakoniewerk Wilhelmshof e.V. zu Besuch. Während die Familien das Abendessen vorbereiten, verschwindet Inga spurlos. Die Polizei vermutet zunächst, dass sie in den Wald gelaufen sei. Noch am Abend beginnt die Suche. Später sagen Zeugen aus, dass sie Inga zuletzt sahen, als sie in Richtung der Wohnhäuser lief. Im Fall von Inga ermittelt seit 2023 erneut eine Cold Case-Einheit.
Über das Verschwinden von Lars Mittank
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Lars Mittank verschwand am 8. Juli 2014 am Flughafen von Varna in Bulgarien. Rechts sieht man, wie er heute aussehen könnte. Foto: FLM-Team
Etwa ein dreiviertel Jahr vorher erlebte auch die Familie von Lars Mittank ihren persönlichen Albtraum. Der 28-Jährige verschwand am 8. Juli 2014 gegen 10.10 Uhr am Flughafen von Varna in Bulgarien. Zusammen mit seinen Freunden reist Lars am 30. Juni 2014 nach Bulgarien an den Goldstrand. Am 6. Juli 2014 kommt es in der Nacht zu einer Auseinandersetzung mit zwei Männern, bei der er einen Schlag aufs linke Ohr erleidet, woraufhin er über Ohrenschmerzen und Hörverlust klagt. Am Montag, den 7. Juli 2014, sucht Lars einen Hausarzt auf, der ihm Antibiotika verschreibt, ihm Flugverbot erteilt und ihm eine Einweisung ins Krankenhaus gibt. Der Krankenhaus-Arzt nimmt ihn jedoch nicht im Krankenhaus auf. Seine Freunde fliegen wie geplant abends zurück.
Nach kurzer Übernachtung in einem Hotel fährt Lars zum Flughafen und sucht den dortigen Arzt auf. Den Behandlungsraum verlässt er nach 41 Minuten sehr plötzlich ohne erkennbaren Grund und rennt panisch vom Flughafengelände. Er lässt Reisetasche, Handy und Ausweis liegen und der vorher kontinuierliche Kontakt zu seiner Mutter bricht ab. Seit dem Zeitpunkt ist Lars verschwunden. Er tritt seine gebuchte Flugverbindung und die alternative Busverbindung nach Deutschland nicht an. Bei Lars Mittank wird seit mehreren Jahren intensiv privat ermittelt.