It Ends With Us: Eine Buchverfilmung über Liebe, Selbstachtung und das Abwägen von "Richtig" und "Falsch"

Katharinas Filmkritik Besser hätte man es kaum machen können

Katharinas Filmkritik

"Nur noch ein einziges Mal" (Engl. It Ends With Us, 2016) von Colleen Hoover war 2022 einer der am meisten gehypten New Adult-Romane auf allen sozialen Plattformen. Egal, ob ich Instagram oder TikTok geöffnet habe, ich kam um Beiträge zu diesem Buch nicht herum. Obwohl ich kein Fan von Hypes bin, hatte es mich dennoch zunehmend interessiert, zu erfahren, was damit auf sich hat. Als eine Freundin, die einen kleinen Buch-Blog auf Instagram betreibt, mir die Autorin und dieses Buch empfohlen hat, gab ich letztendlich im Oktober 2022 dem Gruppenzwang nach - und ich bereue nichts.

Gebrandmarkte junge Frau trifft auf charmanten, erfolgreichen Mann

Dieser fesselnde Roman, dessen Quintessenz vom Leben der Mutter der Autorin inspiriert wurde, befasst sich mit der Protagonistin Lily Blossom Bloom. Die zu Beginn 23-Jährige ist eine entschlossene und ehrgeizige junge Frau, die in Boston nach dem Tod ihres gewalttätigen Vaters ein neues Leben beginnt und ihren Traum, einen Blumenladen zu eröffnen, verwirklicht - wie passend. Dabei begegnet sie dem attraktiven Neurochirurgen Ryle Kincaid. Obwohl es anfänglich nur auf eine kurze Affäre hinauslaufen sollte und sie sich für ein paar Monate aus den Augen verlieren, entwickelt sich ihre Beziehung, nachdem Lily zufällig Ryles Schwester in ihrem Blumenladen anstellt, zu einer intensiven und anfänglich perfekten Partnerschaft. Doch als ein alter Bekannter aus Lilys Vergangenheit, ihr erster Freund Atlas, wieder auftaucht, wird sie gezwungen, sich mit alten Wunden auseinanderzusetzen. Und als wäre das nicht genug, so lernt sie neue, unerfreuliche Seiten an ihrem Partner kennen. Das Buch behandelt Themen wie Liebe, Verlust und die Stärke, die es braucht, um schwierige Entscheidungen zu treffen. Hoover beleuchtet darin die Komplexität menschlicher Beziehungen und die Bedeutung von Selbstachtung und persönlichem Wachstum.

Ich habe beim Schreiben dieser Zusammenfassung sehr darauf geachtet, nicht zu viel preiszugeben. Somit erscheint das Buch zunächst wie eine Standard-New-Adult-Romanze. Aber nein, dieses Buch hat es in sich. Es ist tragisch und herzerwärmend zugleich und bietet am Ende unglaublich viel Spielraum, um eigene Schlüsse zu ziehen und darüber nachzudenken, wie man sich selbst verhalten hätte, stünde man in den Schuhen von Lily Bloom. Und je nachdem, wie das eigene, potenzielle Handeln ausgesehen hätte, schließt man das Buch entweder mit einem leichten oder schweren Herzen. Genau das verdeutlicht die Komplexität von Entscheidungen, die man für sich selbst treffen muss, um persönlich zu wachsen.

Für alle Lesefaulen: Es wartet eine Verfilmung auf euch

Nachdem mich dieses Buch so gepackt hatte, war ich außer mir vor Freude, als im Sommer 2023 bekanntgegeben wurde, dass "CoHo", wie man Colleen Hoover in Buchkreisen nennt, in Verhandlungen für eine Verfilmung steht. Und das mit niemand Geringerem als dem "Jane the Virgin"-Star Justin Baldoni. Ich muss zugeben, mir war damals nicht bekannt, dass Baldoni neben seiner Tätigkeit als Schauspieler auch als Produzent und Regisseur in der Filmbranche Fuß gefasst hatte. Aber weil er jahrelange Erfahrung im Filmgeschäft hat und ich es schon immer cool fand, wenn Schauspieler ihren Weg hinter die Kamera finden, habe ich mich über diese Neuigkeiten sehr gefreut. Dennoch liegt die Messlatte hoch - wir sprechen hier über die Verfilmung meines Herzensbuchs.

Als der Cast für die Verfilmung bekanntgegeben wurde, war ich ein wenig verdutzt. Als Buchfan überlegt man während des Lesens gern schon einmal, welche Schauspielerinnen und Schauspieler man für die Rollen auswählen würde und tauscht sich auch mit Gleichgesinnten aus. Eine Schauspielerin, die oft von Fans für die Rolle der Lily Bloom vorgeschlagen wurde, war die 22-jährige Sadie Sink. Verkörpert wird Lily Bloom nun allerdings von Blake Lively und das schmeckte einigen so gar nicht. Man warf der Autorin und den Produzenten vor, die Bekanntheit einer Schauspielerin über die Qualität der Auswahl zu stellen und ich persönlich fand mich unter den enttäuschten Lesern wieder. Ich störte mich dabei anfänglich vor allem an der Diskrepanz zwischen dem Alter der Schauspielerin und dem des Charakters und nun wollte ich umso mehr wissen, ob mich die Wahl doch positiv überraschen könnte und man, wie erhofft, junge Erwachsene auf der Leinwand wiederfinden würde. Das Gleiche galt übrigens auch für die beiden anderen Hauptcharaktere Ryle (Justin Baldoni) und Atlas (Brandon Sklenar).

Ü30-Schauspielerinnen und Schauspieler sind nun mal keine "Young Adults", von denen das Buch letztendlich handelt und die das Buch ebenfalls ansprechen wollte. Aber Schauspieler wären ja keine Schauspieler, wenn sie nicht schauspielern könnten, nicht wahr?

Katharinas Filmkritik: Eine starke Frau braucht keinen Ritter an ihrer Seite

Wie man unschwer erkennen kann, ist das Buch für mich mehr als nur ein paar Seiten voller Buchstaben, weshalb ich froh war, zufrieden aus dem Kino herauslaufen zu können, denn man hätte es fast nicht besser machen können. Zuschauerinnen und Zuschauer, die nicht mit dem Buch vertraut sind, werden mit einer fesselnden und herzergreifenden Geschichte konfrontiert, die jede erdenkliche Emotion herauskitzeln wird. Man konnte lachen, man konnte weinen, man hatte Schmetterlinge im Bauch und man konnte entsetzt aufstöhnen. Es gab auch Momente, wo eine Standing Ovation angebracht gewesen wäre, aber das hätte wahrscheinlich den Kinogenuss der anderen Besucherinnen und Besucher geschmälert. Und auch wenn Lily am Ende eine wichtige und schwere Entscheidung treffen musste, die ihr Leben verändern und etwas schwieriger gestalten würde, als sie es verdient, so wurde man dennoch nicht eines Happy Ends beraubt. Mit den Worten eines Bookies: Ich war nach dem Film genauso erleichtert, wie damals, als ich das Buch das erste Mal gelesen habe.

Achtung, ab jetzt tauchen Spoiler auf!

Als Fan des Buches gab es allerdings ein paar Kleinigkeiten zu bemängeln, wobei es sich jedoch wirklich um Jammern auf höchstem Niveau handelt. Durch die Rückblenden im Buch, welche die Geschichte von der jungen Lily und dem jungen Atlas, der aufgrund seines Rauswurfs von zu Hause viel zu schnell erwachsen werden musste, erzählen, wurde deutlich gemacht, welche Bedeutung die beiden füreinander haben. Dass es sich hierbei nicht nur um eine kleine Teenager-Romanze handelt, sondern dass die beiden ihr gegenseitiges Support-System in ihren damals gleichwertig schweren Lebenssituationen waren. Und obwohl es im Film ebenfalls Rückblenden gab, hatte ich das Gefühl, dass diese Bedeutung, die die beiden füreinander haben, nicht gänzlich zum Ausdruck gebracht wurde. Ein paar Schlüsselszenen aus dem Buch, wie das gemeinsam genutzte Mantra "Einfach schwimmen" aus dem Film "Findet Nemo", was so viel bedeutet wie "Egal, wie hart das Leben ist, du musst weitermachen, bis es endlich besser wird", wurden zum Beispiel absolut nicht angesprochen.

Und dass Lily dem jungen Atlas damals nicht nur durch ein paar kleine "Gefälligkeiten" wie Essen und eine gelegentliche Duschmöglichkeit das Leben als Obdachlosen erleichtert hat, sondern dass sie ihm auch durch Pflege und einen warmen Schlafplatz geholfen hat, eine schwere Krankheit zu überstehen, kam ebenfalls nicht vor. Ich verstehe, dass man in einem Film nur ein begrenztes Kontingent an Szenen zur Verfügung hat, um ihn nicht endlos in die Länge zu ziehen, aber gerade diese beiden Beispiele würden Zuschauerinnen und Zuschauern, die die Buchvorlage nicht kennen, nur umso mehr begreiflich machen, welche Bedeutung Atlas für Lily und Lily für Atlas hat und warum ihr Wiedersehen in der Gegenwart so eine wichtige Rolle spielt.

Und um noch einmal auf das Alter der Darstellerinnen und Darsteller zurückzukommen: Anders als im Buch wurde nirgendwo im Film das Alter der Charaktere erwähnt. Was allerdings mit eingeschleust wurde, war ein kurzer Anriss der Thematik der "tickenden Uhr". Und eben weil das gern im Zusammenhang mit dem Fruchtbarkeitszeitfenster einer Frau genutzt wird, machte es fortan auf mich den Eindruck, als handle es sich hierbei um die Geschichte einer Frau, die hinsichtlich ihrer Reife bereits mitten im Leben steht und nicht um die Geschichte einer jungen Erwachsenen. Das ist für mich persönlich ein Punkt, den ich wirklich schade finde. Es ändert nichts an dem Ausgang der Geschichte, allerdings nimmt dieser Kritikpunkt der Bedeutung des Buches in meinen Augen etwas an Gewicht. Im Buch wurden diese schweren Entscheidungen von einer jungen Frau getroffen, die gerade vom College kommt und im echten Leben Fuß fassen möchte. Im Film wurden diese Entscheidungen von einer, wie ich es verstanden habe, reifen Frau getroffen, die sich bereits mit ihrer "tickenden Uhr" beschäftigt.

Um diese Kritik nicht mit Meckern zu beenden, denn das hat der Film nicht verdient, möchte ich noch etwas ansprechen, was mir besonders gut gefallen hat. Im Film kam wunderbar zum Ausdruck, was für eine starke Persönlichkeit in Lily Bloom steckt. So hat der Film perfekt dargestellt, dass Lily diese schweren Entscheidungen am Wendepunkt ihres Lebens komplett allein getroffen hat, ohne dass sie einen starken Ritter an ihrer Seite brauchte. Ja, Atlas ist auch in der Gegenwart und besonders in dieser schweren Zeit, in der sie sich zuletzt befindet, ihr moralisches Support-System, aber nicht auf die Art und Weise, dass sie ihn als Mann oder "Joker" an ihrer Seite braucht, um mit ihrem Leben fortzufahren, sondern einfach als Aushängeschild dafür, welche Behandlung sie verdient. Es wird also deutlich gemacht, dass sie als alleinstehende Frau (und Mutter) ihr Leben genauso souverän meistern kann, wie mit einem Partner und nicht auf eine Partnerschaft angewiesen ist. Emanzipation und Selbstbestimmtheit in ihrer reinsten Form.

Mein Fazit: Ab ins Kino!

Der Film bekommt eine klare Empfehlung von mir. Vor allem, weil er das Thema der "häuslichen Gewalt" anspricht, das heutzutage immer noch totgeschwiegen wird und Frauen, die Entscheidungen zugunsten ihrer Sicherheit und der ihrer Kinder treffen, oftmals dafür verurteilt werden, weil ihre Kinder dadurch "ohne Vater aufwachsen müssen". Dass es aber gerade in so einer Situation wichtig wäre, die Sicherheit der Kinder an oberste Stelle zu setzen, wird gern beim Verurteilen vergessen. Hier wird gezeigt, wie wichtig ein selbstbestimmtes Leben ist, um sich selbst nicht im Wege zu stehen.



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