Homosexualität ist dieser Tage ein sehr populäres Thema. Das Begehren eines Partners des gleichen Geschlechts tritt allerdings nicht nur bei uns Menschen auf, sondern auch in der Tierwelt. Davon, dass männliche Pinguine schwul werden können, wenn kein Weibchen in der Nähe ist, hat bestimmt jeder schon mal gehört, allerdings beschränkt sich die gleichgeschlechtliche Liebe nicht nur auf diese Tierart. Die Forschung beweist, dass es in der Fauna mehr als 1500 Arten gibt, bei denen das same-sex sexual behavior (SSB) oder auch das gleichgeschlechtliche Sexualverhalten zu beobachten ist. Darunter befinden sich Tiere wie Löwen, Delfine, Libellen, Affen und Enten.
Definition
Homosexuelles Verhalten bei Tieren definiert sich genau wie bei Menschen als gleichgeschlechtliches Sexualverhalten und äußert sich besonders durch das Balzverhalten, die Zuneigung und Paarbindung von gleichgeschlechtlichen Artgenossen und die Brutfürsorge. Allerdings sollten die Begriffe "schwul" und "lesbisch" aus wissenschaftlicher Sicht nicht auf die Tiere angewandt werden.
Beispiele
Die Vielfalt an erotischen Aktivitäten im Tierreich ist groß. Wale reiben beispielsweise ihre erigierten Penisse aneinander, Schimpansen-Männchen saugen am Penis eins anderen und Delfinweibchen schieben ihre Flosse in den Genitalbereich ihrer Partnerin. Bei Vögeln lässt sich das Prinzip des Eier-Diebstahls beobachten. Schwäne leben zum Beispiel in einer Dreierbeziehung (zwei Männchen und ein Weibchen) bis das Weibchen Eier gelegt hat, dann vertreiben sie es und ziehen das Junge selbst groß. Fun Fact: Jungschwäne aus der Obhut homosexueller Paare erreichen das Erwachsenalter öfter, als die Brut von heterosexuellen Partnern. Männliche homosexuelle Pinguine bauen Nester und stehlen sich Eier von anderen Pärchen oder benutzen einen Stein als Brutersatz. Bei Bonobos lässt sich beobachten, dass sechzig Prozent aller sexuellen Aktivitäten zwischen Weibchen stattfinden.
Homosexualität in der Forschung
Lange hat es gedauert, bis die Homosexualität bei Menschen akzeptiert und toleriert wurde, auch die Biologen hüllten sich lang in Schweigen darüber, wie sich Sexualverhalten bei Tieren entwickeln kann. Die weitverbreitete Lehrmeinung besagte, dass Sex nur dann natürlich ist, wenn er der Fortpflanzung und der Sicherung des Artbestandes dient. In der vergangenen Zeit wurde das homosexuelle Verhalten von Tieren daher immer mit Hormonstörungen und Fehlprägungen erklärt und als Perversion abgetan. Teilweise haben Wissenschaftler die Homosexualität sogar ignoriert und das eindeutige Verhalten bewusst fehlinterpretiert. Das Besteigen zweier Elefantenmännchen wurde zum Revierkampf und die Reibung der Geschlechtsteile von weiblichen Schimpansen als besonderer Begrüßungsritus deklariert. Solche beobachteten Szenen konnten nach Forschern alles Mögliche bedeuten, nur Sex wurde als logische Erklärung ausgeschlossen.
Gründe für das Sexualverhalten
Eine oft diskutierte Ursache für die Homosexualität zwischen Tieren könnte der Spaßfaktor sein. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Tiere Sex haben, weil es ihnen Spaß macht und sie damit ihre Lust befriedigen. Dass bei der Fortpflanzung zwischen zwei verschiedenen Geschlechtern ein Nachkomme gezeugt wird, spielt dabei keine Rolle. Die Meinung der Forscher spaltet sich allerdings dahingehend, welche Funktion die Homosexualität im Tierreich erfährt. Einige behaupten, das Verhalten findet seinen Ursprung in der Präsentation von Dominanz und Wettbewerb und dass es damit der Konfliktlösung dient. Andere Wissenschaftler gehen davon aus, dass die soziale Funktion von Sex darin liegt, die Gemeinschaft und die Verbindungen in einer Gruppe zu stärken. Dies deckt sich auch mit der Beobachtung, dass vor allem bei Herdentieren das homosexuelle Verhalten weit verbreitet ist.
Prinzip der wahllosen Paarung
US-amerikanische Wissenschaftler der University of North Carolina Chapel Hill untersuchten, ob gleichgeschlechtliches Sexualverhalten in der Strategie der wahllosen Paarung begründet liegt. Damit ist gemeint, dass für Tiere das Geschlecht des Sexualpartners kein Ausschlusskriterium ist, sondern sie sich auch mit gleichen Geschlechtern paaren. Dazu wurde die Hypothese aufgestellt, dass Tiere sich ursprünglich ohne Differenzierung nach Geschlecht gepaart haben und sich später erst ein zielgerichtetes und für die Fortpflanzung entscheidendes Sexualverhalten entwickelt hat. Dieses wird als sexuell ausschließendes oder auch diskriminierendes Verhalten bezeichnet. Für die Herausbildung der heterosexuellen Paarungen sollen verschiedene evolutionäre Mechanismen und Signale verantwortlich sein. Trotzdem gibt es noch keine eindeutige Antwort, warum Tiere sowohl Männchen als auch Weibchen als Geschlechtspartner in Betracht ziehen. Forscher behaupten, dass Tiere vor der Paarung gewisse Kosten abwägen, das heißt, es kommt beispielsweise auf die Zeit und Energie drauf an, die in die Suche nach einem geeigneten Partner investiert wird. Bevor man kein passendes Zielgeschlecht findet, gibt man sich einfach mit dem gleichen Geschlecht "zufrieden". Weitere begünstigende Faktoren der wahllosen Paarung sind unter anderem die spärliche Population, die Ausprägung der Wettbewerbsfähigkeit oder die wählerische Art des Zielgeschlechts.
Freie Liebe für Mensch und Tier
Aus den unterschiedlichen Forschungen lassen sich viele wissenschaftliche Ansätze als Erklärung für die Gründe gleichgeschlechtlicher Paarung ableiten. Einig ist man sich bisher noch nicht geworden, aber vielleicht ist es auch gar nicht nötig, immer für alles eine wissenschaftliche Grundlage zu finden. Menschen wird das Privileg zu teil, zu lieben und wen oder was sie wollen. Tiere sollten dahingehend ebenfalls nicht eingeschränkt werden, nur weil es "unnatürlich" ist und nicht "Hand in Hand mit der Evolution" geht. Ich bin der Meinung, solange alle Beteiligten (egal, ob Mensch oder Tier) glücklich sind, spielt das "Warum?" keine Rolle.