Die Flucht aus einer qualvollen Gefangenschaft: Wie "Liebes Kind" die Zuschauer in Atem hält

Kims Serienempfehlung Deutsche Netflix-Serie ist international erfolgreich

Kims Serienempfehlung

Bücher sind oftmals die Vorlage für erfolgreiche Filme und Serien. Das haben bereits die berühmten Verfilmungen wie "I Am Legend", "The Great Gatsby" und "Schindlers Liste" gezeigt. Seit dem 7. September kursiert auf Netflix eine neue Thriller-Serie, welche ebenfalls auf einem Spiegel-Bestseller Roman basiert. Die sechsteilige Mini-Serie "Liebes Kind" fesselt seine Zuschauer durch ihre düsteren und schrecklichen Ereignisse. Romy Hausmann rief die Geschichte von Liebes Kind 2019 durch ihr gleichnamiges Buch ins Leben. Inspiriert wurde sie laut eigenen Aussagen durch die erschreckende und spektakuläre Entführung von Natascha Kampusch, welche acht Jahre von Wolfgang Přiklopil gefangen gehalten wurde. Der Thriller war auch international ein durchschlagender Erfolg. Mittlerweile wurde das Buch in 24 Sprachen übersetzt. Doch was zeichnet Liebes Kind aus? Oder ist die Serie doch nur eine Vergrößerung der Netflix-Thriller-Sammlung?

Die Frau namens Lena

Die junge Mutter "Lena", gespielt von Kim Riedle, und ihre zwei Kinder Hannah und Jonathan (Naila Schuberth und Sammy Schrein) sind vermeintlich in Sicherheit, doch eines wird ihnen nicht zuteil: Freiheit. Die kleine Familie lebt völlig abgeschirmt von der Außenwelt in einem Haus, das wie ein Bunker abgeriegelt ist. Doch sie sind nicht allein dort. Der Vater der Kinder wacht mit eiserner Kontrolle darüber, dass man seinen Befehlen folgt. Peinlich genau bestimmt er über den Alltag seiner Familie, selbst Toilettengänge werden minutiös vorausgeplant. Eines Tages gelingt Lena die Flucht, doch der wahre Horror scheint gerade erst zu beginnen. Als sie einen Autounfall erleidet, wird sie kurzerhand in ein Krankenhaus eingeliefert. Es stellt sich heraus, dass sie bereits vor 13 Jahren vermisst gemeldet wurde, und seitdem in Gefangenschaft saß. Doch nichts ist wie es scheint. Wer ist Lena? Warum wird sie von ihren eigenen Eltern nicht erkannt? Und was hat eine Schneekugel und eine Plüschkatze mit der Geschichte zu tun? Eines ist jedoch sicher, Lena kann ihre neugewonnene Freiheit nicht auskosten, denn der Vater wird alles dafür tun, sich seine Kinder zurückzuholen…

Talentierte Umsetzung und interessante Fakten

Zwei tragende und sehr komplexe Rollen in der Miniserie werden von den talentierten Kinderschauspielern Naila Schuberth und Sammy Schrein gespielt. Aufgrund dessen wurden für die Miniserie zuerst die Kinderdarsteller gecastet und danach die Erwachsenen, da letztere eine gewisse physiognomische Ähnlichkeit mit den Kindern haben sollten. Da Liebes Kind ein Psychothriller ist, wurden für die jungen Darsteller eigens auf sie zugeschnittene, kindgerechte Drehbücher geschrieben.

Head-Autorin Isabel Kleefeld, sowie die Produzenten Tom Spiess und Friederich Oetker, konnten aufgrund guter Beziehungen zum Verlag das Buch bereits kurz vor Erscheinen lesen und fanden die Geschichte so vielversprechend, dass sie sich sofort die Rechte sicherten und die Produktion einleiteten.

Auch bei der Musik wurde an Talent nicht gespart: Zur Serie konnte der argentinische Komponist und zweifache Oscar-Preisträger Gustavo Santaolalla gewonnen werden. Für "Brokeback Mountain" und "Babel" erhielt er den Oscar für die beste Filmmusik. In Zusammenarbeit mit Juan Luqui komponierte er den packenden, atmosphärischen Soundtrack zu Liebes Kind.

Neuer Stern am Serien-Horizont?

Mit 5,3 Millionen Views in Woche 4 muss sich die deutsche Serie nicht vor der englischsprachigen Konkurrenz verstecken. So hat die Realverfilmung "One Piece", basierend auf einer weltbekannten Marke, in ihrer vierten Woche in den Netflix-Charts 6,2 Millionen Views auf die Fahne schreiben. Da steht Liebes Kind gar nicht so übel da. Doch warum sollte man die Serie zu seiner Watch-List hinzufügen? Unzählige Krimis zeigen doch, wie Psychopathen hilflose Frauen oder Kinder entführen und anschließend quälen. Dennoch ist nach der Befreiung ist nicht mehr viel zu sehen. Liebes Kind nimmt sich hingegen die Zeit, auf die einzelnen Geschichten der Protagonisten einzugehen und die einzelnen Persönlichkeiten genau zu beleuchten. Isabel Kleefeld jongliert mit überraschenden Umbrüchen und düsteren Rückblenden. Die Regisseurin bettet geschickt Phantasiereisen und Visionen ein, in welche sich die Zuschauer ihr eigenes Kopfkino bilden und viel Interpretationsspielraum bietet. Auch das sonderbare, dennoch intelligente, aber teilnahmslose Verhalten von Hannah, sowie die beklemmenden Bilder, welche perfekt eingefangen wurden, tragen dazu bei. So blitzen manche Eindrücke lediglich für Sekunden auf, um die mulmige Stimmung zu halten oder Gewissheiten zu vernichten. Durch die Mosaik angelegte Geschichte verarbeiteten die Betrachter die Handlung auf persönliche und individuelle Weise.

Empfehlung an alle Krimi-Fans

Liebes Kind überzeugt in vielen Hinsichten und stellt die psychischen Vernarbungen verschiedener Charaktere in den Fokus. Alle, die Fans der Serien "Dark" oder "Der Kastanienmann" sind, sollten sich die Serie definitiv merken und demnächst einen Serien-Marathon einplanen.



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