Die Lesenden meiner ESC-Kolumne wissen, dass ich Euch immer mit dem neusten ESC-Beiträgen update. Das Finale des Eurovision Song Contest 2022 findet am 14. Mai in Turin unter dem Motto "The Sound Of Beauty" statt. Ich habe mich extra die letzten Wochen noch nicht mit den Kandidaten des ESC 2022 beschäftigt. Warum? Weil ich mich nicht zu frühzeitig spoilern lassen wollte und weil ich auf DAS Video von Eurovision gewartet habe, in dem endlich alle 40 Songs zusammengefasst sind. Dieses Video ist heute erschienen, da nun alle landesweiten Vorentscheide gelaufen sind und jedes Land seine ESC-Teilnehmer stellt. (Zum deutschen Vorentscheid "Germany 12 Points" gab es ja genug schlechte Presse, worüber wir auch ausführlich berichteten). Das erste Halbfinale des Eurovision Song Contest findet am 10. und das zweite am 12. Mai statt. Die Live-Show des Finals dann zwei Tage später.
Hat die Ukraine schon gewonnen?
Die Mutmaßungen über den Beitrag der Ukraine beim ESC häufen sich. Viele vermuten, dass das Land, in dem gerade Krieg herrscht, aus ebendiesem Grund den Wettbewerb gewinnen wird und eigentlich alle anderen keine Chance haben. Das zeigt sich auch in den Wettquoten auf der offiziellen Seite. Die Ukraine ist mit aktuell 35 Prozent der Stimmen auf Platz 1. Wie finden wir das? Ich muss zugeben, dass ich zwiegespalten bin. Kann die Ukraine den Wettbewerb nächstes Jahr überhaupt austragen, im Falle sie gewinnt? Sollte man der Politik wirklich noch mehr Raum in diesem Contest geben? Schon immer wird der ESC wegen des politischen Einflusses auf das Voting kritisiert. Ich weiß nicht, ob ich es gut finde, wenn die Ukraine gewinnt. Sie sollten doch gewinnen, weil das Lied und die Performance großartig sind und nicht aus Mitleid der Umstände des Landes entsprechend, oder? Aber das wäre es ja in diesem Fall. Wie viel ist dann so ein Sieg wert? Ich fände es gut, wenn während des Contests auf den Krieg eingegangen wird, aber er sollte nicht Inhalt der ganzen Show werden, sondern eher Ablenkung schaffen. Es bleibt also spannend. Mein Fazit ist auf jeden Fall, dass die Teilnehmer von 2021 besser waren. So einen guten ESC wird es wohl so schnell nicht wieder geben.
Diese Teilnehmer sind in den Wettquoten weit vorn
Vielen Teilnehmern geht es in erster Linie nicht ums Gewinnen beim Eurovision Song Contest, sondern darum, eine möglichst gute Platzierung zu bekommen und Spaß zu haben. Wer in die Top 10 kommt, der hat praktisch schon ganz viel gewonnen. Nachdem 2021 Maneskin aus Italien gewonnen haben, dachte ich wirklich, dass in diesem Jahr mehr Rockmusik vertreten sein wird. Aber falsch gedacht! Nach den Wettquoten sind Italien, Schweden, das Vereinigte Königreich und Griechenland ganz weit oben. Italien geht mit einer Liebesballade ins Rennen. Schweden tritt mit Sängerin Cornelia Jakobs an, die mich total an Schlagersängerin Michelle erinnert. Griechenlands Popnummer klingt für mich sehr generisch. Großbritannien hat sich im Gegensatz zu den letzten Jahren mit Sam Ryder, der auf lange Haare und Kopfstimme setzt, etwas verbessert. Aber auch er ist nicht mein Favorit.
Diese Acts stechen am meisten raus:
Dann kommen wir mal zu den Kandidaten, die meiner Meinung nach aus allen 40 Songs am meisten rausstechen 2022: Am verrücktesten sind wohl die Norweger mit ihrem Song "Give That Wolf a Banana" und die Moldawen, die eine Art handgemachte Gute-Laune-Kneipenmusik spielen. Australien fällt durch die Maskierung auf jeden Fall auf und Frankreich macht einfach nur gute Stimmung (erinnert mich vom Klang ein bisschen an den Beitrag der Ukraine vom letzten Jahr). Der israelische Act Michael Ben David gibt mit seinem Lied Vollgas, sodass keiner einschlafen muss, auch wenn es etwas over the top ist. Lettland hat einfach einen lustigen Beitrag über das Essen von Gemüse beigetragen. Spanien setzt auf Sexappeal ala JLO und irgendwie mag ich es. Mal sehen, wie das live wird. Der Beitrag der Ukraine hat mich durch die Inszenierung und weil sie eine Flöte im Song benutzen gekriegt. Ansonsten ist das Lied nur okay. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Estland noch als Geheimtipp weit kommt. Auch Deutschland selbst könnte durch den Rappart von Malik Harris für ganz doll Gänsehaut sorgen, so geht es mir zumindest immer, wenn ich den Song höre.
Meine Favoriten
Meine Favoriten sind auf jeden Fall Frankreich, Moldawien und Norwegen, die ich oben schon näher beschrieben habe. Mir persönlich gefällt auch Albanien, da wird es rhythmisch. Es gibt einige Songs, die nichts Besonderes sind, wo mir der Vibe aber gefällt: Nord Mazedonien, Armenien, Portugal und die Niederlande gehören dazu.
Enttäuschungen
Dänemark und Island haben jeweils Frauenbands, die mich an eine Mischung aus Abba und Hippis am Lagerfeuer erinnern, geschickt. Irgendwie cool, irgendwie aber auch seltsam und sie bleiben leider nicht im Ohr. Finnland haben die Größe The Rasmus nominiert und auch hier bin ich leider etwas enttäuscht. Das Lied fühle ich (noch) nicht. Auch Slowenien finde ich komisch. Die Band wirkt, wie eine Schulband, die jetzt volljährig ist und auf Hochzeiten auftreten darf. Meiner Oma würde es sicher gefallen. San Marino haben einfach eine Kopie von Maneskin nominiert, was ich echt schrecklich finde, auch wenn der Typ ganz sweet ist. Es gibt auch viele Balladen, die mich auch nicht abholen, wie die Schweiz, Italien, Aserbaidschan, Litauen, Polen und viele mehr. Bei Serbien sehe ich mich schon mitklatschen, auch wenn ich den Song langweilig finde, aber irgendwie hat er Potential mit mehrmaligen hören besser zu werden. Von Malta weiß ich auch nicht, was ich halten soll, denn irgendwie ist das Thema des Liedes abgedroschen, aber ich wette, es kommt ganz gut an. Mir ist es zu langweilig. Es bleibt also spannend, wer der Gewinner des ESC 2022 und wie Malik Harris abschneiden wird. Er wurde per Online-Voting und Anrufe-Voting vom deutschen Publikum gewählt.
American Song Contest
In den USA startet in diesen Wochen die erste Ausgabe des American Song Contest in Anlehnung an den ESC. Wie findet ihr das? Mehr darüber und welche Kandidaten dort antreten, erfahrt ihr in meinem Artikel zum Thema.
Hier könnt ihr euch selbst ein Bild machen: