Große, runde Augen, eine kleine, niedliche Nase und kurze Beine - bei der Zucht wird oft darauf abgezielt, ein süßes Äußeres zu schaffen, das viele Menschen ansprechend finden. Züchter nutzen häufig das Prinzip des Kindchenschemas: Bestimmte Proportionen und Gesichtszüge von Tieren wecken in uns den natürlichen Drang, uns um diese kleinen Geschöpfe zu kümmern. Abgesehen davon, dass auch Katzen, die ein Leben lang wie Tierkinder aussehen, letztlich wilde Tiere sind und entsprechend behandelt werden müssen, führt diese Zuchtform oft dazu, dass die Tiere unter schwerwiegenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen leiden.
Welche Katzenrassen sind Qualzuchten?
Sphinx / Nacktkatze
Sphinx-Katzen gelten wegen ihrer außergewöhnlichen Fellbeschaffenheit als Qualzuchten. Aufgrund ihres fehlenden Fells werden sie oft als "Nacktkatzen" bezeichnet. Diese scheinbar einfache Eigenschaft hat jedoch weitreichende Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden: Die fehlende Behaarung bedeutet den Verlust eines wichtigen mechanischen Schutzes für die Tiere. Außerdem müssen Nacktkatzen aufgrund ihrer Haarlosigkeit kontinuierlich Wärme generieren, was zu einem erhöhten Kalorienbedarf führt, den sie durch eine deutlich gesteigerte Nahrungsaufnahme ausgleichen müssen. Im Sommer sind diese Tiere besonders anfällig für Sonnenbrand, da ihre ungeschützte Haut der Sonnenstrahlung direkt ausgesetzt ist. Zudem haben sie häufig nicht nur kein Fell, sondern oft auch keine Tasthaare, was ihre Kommunikation mit anderen Tieren und ihre Orientierung im Dunkeln stark beeinträchtigt.
Rexkatze
Rexkatzen sind nicht vollständig haarlos, stehen jedoch vor ähnlichen Herausforderungen wie Sphinx-Katzen. Bei ihnen ist das Fell ebenfalls durch Veränderungen gekennzeichnet. Die Haare sind gewellt und neigen zu Bruch, wodurch die Funktionalität des Fells stark beeinträchtigt wird. Besonders bei der Devon Rex sind die für die Kommunikation und Orientierung essenziellen Tasthaare gekräuselt oder fehlen gänzlich. Diese Haare, auch Vibrissen genannt, unterstützen die Tiere dabei, Objekte zu erkunden und soziale Interaktionen zu pflegen. Neben der Sphinx-Katze und der Rexkatze sind folgende weitere Rassen von Fellanomalien und Haarlosigkeit betroffen: Peterbald, Kohana und Lykoi.
Perserkatze, Exotic Shorthair
Perserkatzen weisen wie Bulldoggen und Möpse eine ausgeprägte Kurzköpfigkeit auf, die als Brachycephales Syndrom bekannt ist. Dies führt zu einer Verkürzung des Oberkiefers sowie einer Verengung der oberen Atemwege und der Tränennasenkanäle. Infolgedessen haben diese Tiere Schwierigkeiten beim Atmen und sind häufig von Augeninfektionen betroffen. Auch die Nahrungsaufnahme gestaltet sich für viele als problematisch. Zahnfehlstellungen, ernsthafte Atemprobleme, chronischer Augenausfluss und Bindehautentzündungen erfordern häufig chirurgische Eingriffe zur Behandlung.
Scottish Fold
Bei dieser Katzenrasse werden häufig Tiere mit hängenden oder geknickten Ohren gezüchtet, was die Katzen erheblich beeinträchtigt. Die Ohren spielen eine wesentliche Rolle in der Kommunikation unter Artgenossen, da sie wichtige Signale übermitteln. Die genetischen Veränderungen, die mit dieser Züchtung einhergehen, führen oft auch zu gesundheitlichen Problemen in den Knochen und Gelenken, was schmerzhafte Bewegungseinschränkungen zur Folge haben kann. Weitere Katzenrassen mit Anomalien bzeüglich der Ohren sind: Highland Fold, Ukrainische Levkoy und die Pudelkatze.
Manx, Cymic, Bobtail-Rassen (Japanese Bobtail, Kurilen Bobtail)
Ein charakteristisches Merkmal dieser Katzenrassen ist die angeborene Schwanzlosigkeit. Der Schwanz spielt eine wesentliche Rolle für das Gleichgewicht der Katze während des Laufens, Kletterns und Springens. Zudem ist er ein wichtiges Kommunikationsmittel: Durch die Position ihres Schwanzes kann die Katze ihre Emotionen ausdrücken. Bei diesen Rassen führt der genetische Defekt häufig zu gesundheitlichen Problemen, insbesondere im Hinterleib, die normalerweise mit der Schwanzlänge in Verbindung stehen. Es kommt nicht selten zu Rückenmarkserkrankungen, Beschwerden im Beckenbereich (die oft mit Störungen bei der Kotabgabe einhergehen) oder Schädigungen des Enddarms.
Munchkin-Katze (Dackelkatze)
Die Munchkin oder Dackelkatze bewegt sich ähnlich wie ein Häschen, denn ihre stark verkürzten Beine schränken ihre natürlichen Bewegungsmuster erheblich ein. Aus diesem Grund sind sie nicht in der Lage zu springen, zu klettern oder zu jagen. Diese Einschränkung in der Bewegung führt oft zu Übergewicht. Zudem sind Dackelkatzen häufig von sekundären Erkrankungen wie Arthritis, Arthrose und Bandscheibenvorfällen betroffen. Weitere Rassen mit der Erbkrankheit Chondrodysplasie, welche den Grund für die Fehlbildung der langen Röhrenknochen (und daraus resultierend zur Verkürzung der Beine führt) darstellt, sind die Minskin, Minuet und Lambkin.
Türkisch Angora, Foreign White, Perserkatze, Russian White, Orientalisch Kurzhaar, Van Katze
Die Zucht von reinweißen Katzen kann häufig zu angeborener Taubheit führen, insbesondere wenn gezielt auf die weiße Fellfarbe hingearbeitet wird. Das W-Gen, das für das weiße Fell verantwortlich ist und oft mit blauen Augen einhergeht, erhöht bei reinrassigen Katzen das Risiko für Taubheit auf 43 Prozent. Betroffene Katzen können ernsthafte Schäden im Innenohr und im Augenbereich aufweisen, was zu Hör- und Sehstörungen führt. Zudem haben weiße Katzen ein höheres Risiko für Hauttumore. Diese körperlichen Beeinträchtigungen wirken sich negativ auf das natürliche Verhalten der Katzen aus, beinhalten Probleme wie eingeschränkte Sozialkontakte und Orientierungsschwierigkeiten.
Welche Katzenrassen sind keine Qualzuchten?
Die Zuchtpraktiken von Katzen beeinflussen entscheidend deren Gesundheit. Während früher das äußere Erscheinungsbild im Vordergrund stand, wird heutzutage häufig mehr Wert auf die Gesundheit der Tiere gelegt. Dies betrifft sowohl die Schaffung neuer Rassen als auch die gezielte Gesundheitsförderung bestehender Rassen. Besonders als widerstandsfähig gegen verschiedene Krankheiten gelten aktuell folgende Katzenrassen:
- American Wirehair
- Europäisch Kurzhaar
- Chartreux (Kartäuser-Katze)
- Sibirische Katze
- Maine Coon
- Britisch Kurzhaar
- Siamkatze
- Raga Muffin
- Bengalkatze
- Thaikatze
- Ägyptische Mau
- Balinese
- Norwegische Waldkatze
- Ragdoll
- Serengeti-Katze
- Sokoke
Wie kann der Wunsch nach einer Katzenrasse erfüllt werden, obwohl diese als Qualzucht gilt?
Es ist wichtig, ethisch und verantwortungsbewusst mit dem Thema Katzenrassen umzugehen, die als Qualzucht gelten. Ziehe in Betracht, eine Katze aus dem Tierheim oder einer Tierschutzorganisation zu adoptieren. Dort gibt es viele Katzen, die ein neues Zuhause suchen. Schaue nach ähnlichen Rassen, die gesünder sind und nicht als Qualzucht gelten. Es gibt oft Rassen, die ähnliche Eigenschaften oder Temperamente haben, aber weniger anfällig für gesundheitliche Probleme sind. Sei dir bewusst, dass Katzen aus problematischen Zuchten oft gesundheitliche Herausforderungen mit sich bringen. Bereite dich mental und finanziell darauf vor, dich um mögliche Behandlungen zu kümmern. Letztendlich sollte die Entscheidung für die Anschaffung einer Katze immer das Wohl des Tieres im Blick haben.
Bei welchen Tierarten handelt es sich noch um Qualzuchten?
Im Folgenden sind einige Tierarten aufgelistet, bei denen es sich auch um Qualzuchten handelt:
- Angorakaninchen
- Widderkaninchen
- Albinokaninchen
- Satinmeerschweinchen
- Nacktmeerschweinchen
- "Silkbacks"/"Leatherbacks" (Beispiel: Bartagame)
- Kropftaube
- Haubenente
- Papageienbuntbarsche
- Pompom-Goldfisch
- Löwenkopf (Fisch)