Am 3. November 2006 wird die Leiche der 20-jährigen Miglena Petrova im spanischen Sant Julia de Ramis gefunden. Sie wurde ermordet. Auf einer Überwachungskamera in der Nähe des Tatorts wurde zur Tatzeit ein LKW gesehen. Besonders auffällig ist das deutsche Kennzeichen. Die spanische Polizei findet mit Hilfe ihrer Kollegen in Deutschland heraus, dass das Fahrzeug zu einer sächsischen Spedition gehört. Auch der Fahrer konnte ermittelt werden: Es ist der 47-jährige Volker Eckert. Die deutsche Polizei plant den Zugriff auf den Mann für den 17. November 2006. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich Eckert in Köln. Er wird an seinem LKW festgenommen und im Revier befragt, wo er jedoch keine Angaben zum Tod der gefundenen Frau machen möchte. Wenig später klagt der Mann über Kopfschmerzen und bittet darum sich ein Medikament aus seinem Lastkraftwagen zu holen. Aus reiner Vorsichtsmaßnahme beschließt ein Polizist, dies selbst zu erledigen. Doch was der Beamte im Handschubfach des Lasters findet, ist unglaublich: Mehrere Polaroids und Notizen, welche den Ablauf von Morden genau dokumentieren. Auch den der toten Miglena Petrova. Der Anfang vom Ende des Serienmörders Volker Eckert…
Silvia U.: Aus Suizid wird Mord
Es ist der 17. Mai 1974, die 15-jährige Silvia U., welche mit ihrer Familie in Plauen in der damaligen DDR lebte, wurde tot in der Wohnung aufgefunden. Die Polizei erklärt den Tod als Suizid. So soll sich Silvia mit einer Wäscheleine selbst erdrosselt haben. Aufgrund dessen erfolgten keine weitere Untersuchungen in dem Fall. Silvias Ableben wird als Freitod eingestuft. Doch 32 Jahre später wendet sich das Blatt…
In dem Verhör zum Mordfall Petrova, fängt Eckert auf einmal an über Silvia U. zu sprechen. Die beiden seien Klassenkameraden gewesen und er gesteht, die damals 15-Jährige umgebracht zu haben. Er erklärt, wie er die Tat akribisch geplant hat, indem er sie bat, ihm bei den Hausaufgaben zu helfen. Er erwürgte sie und lies es wie einen Freitod aussehen, um nicht in Verdacht zu geraten.
Volker Eckert wird daraufhin in Deutschland angeklagt. Jedoch ist den Beamten, anhand des großen Fundes an Beweismitteln im Handschubfach des LKW, klar, dass Eckert weitaus öfter als zwei Mal getötet haben muss. Und die Beamten sollten Recht behalten.
Weitere Opfer
Eckert begann im Jahr 1999 als LKW-Fahrer zu arbeiten und tötete am 21. Juni 2001 in Bordeaux/Frankreich eine 21-jährige Frau namens Sandra Osifo. Die Leiche der jungen Frau wurde vier Tage später, 90 Kilometer von Bordeaux entfernt, an einer Schnellstraße gefunden. Im August 2001 bringt Volker Eckert in Lloret de Mar/Spanien eine Frau namens Beatriz Diaz um. 2004 folgt der Mord an Ahhiobe Gali in Italien. 2005 tötet Eckert in der Nähe von Verona eine Russin mit dem Namen Mariy Veselova. Ein Jahr später in Frankreich die Polin Agneska Bos. Volker Eckert griff nach dem Mord an seiner Mitschülerin 1974 ausschließlich Prostituierte an, mit dem Hintergedanken, dass über diese Frauen nicht viel bekannt sei und aufgrund ihres gesellschaftlichen Stigmas weniger intensiv gesucht werde.
Fernfahrer und Serienmörder
Durch DNA-Abgleiche können Volker Eckert mindestens sechs Morde nachgewiesen werden, welche er im europäischen Raum beging. Seine Taten zeichnete er durch Fotografien oder Videoaufnahmen auf. Bei den meisten Morden nutzte er Seile als Tötungswerkzeuge. Teilweise schnitt er seinen Opfern Haarsträhnen ab, um diese zusammen mit Fotos und Videos als eine Art "Andenken" aufzubewahren. Auch Kleidungsstücke, Schmuck oder Schminke behielt er von den Frauen. Niemand wird als Mörder geboren, so heißt es. Aber was geht in einem Mann vor, der sich selbst als "Monster" bezeichnet?
Die Geschichte Eckerts
Oelsnitz, 1959: Volker Eckert kommt am 1. Juli im Vogtland zur Welt und begann seine kriminelle Laufbahn bereits im Jugendalter. 1974, kurz nach dem Mord an Silvia U., wurde Eckert wegen Diebstahls in der DDR verhaftet und zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten verurteilt. Der Mord an seiner Schulkameradin bleibt unentdeckt. Nach seiner Freilassung begann er in seiner Heimatstadt Plauen nachts systematisch Frauen anzugreifen. Dabei achtete er drauf, dass er seine Opfer von hinten überraschte, sodass diese ihn nicht erkannten. Wie er später den Polizisten im Verhör erzählte, ging es Eckert nicht darum die Frauen umzubringen, sondern lediglich deren "Haare anzufassen und sie zu würgen".
1978 wird er bei einem nächtlichen Übergriff auf eine Frau gefasst und zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Jedoch wird er ein Jahr später bereits wieder auf Bewährung entlassen. Seine Taten in der Nacht werden nach seiner Gefängnisstrafe nicht weniger: 1987 wird er erneut nach zwei Übergriffen verhaftet und diesmal wegen versuchten Mordes verurteilt. Er erhält eine Freiheitsstrafe von 12 Jahren, kommt dennoch abermals wegen guter Führung nach sechs Jahren frei. Ein Psychologe soll evaluiert haben, dass von ihm keine Gefahr mehr ausginge. Eine schwere Fehleinschätzung. 1999 bis 2006 ist Eckert als Serienmörder in Europa aktiv.
Eine Strafe für die nachgewiesenen Morde erhält Volker Eckert nie. Im Juli 2007 wird der 48-Jährige tot in seiner Gefängniszelle in Bayreuth aufgefunden. Es wird vermutet, dass er in seiner Zeit als Fernfahrer noch vier weitere Morde in Tschechien und Frankreich begangen haben könnte. Diese konnten ihm nie nachgewiesen werden.
erschienen am 09.07.2024