In der Diskussion um die Perspektiven der Haustierhaltung rückt die Problematik der Qualzucht, die zu erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen und Leid bei Tieren führt, zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit.
(Weiter unten ist eine Galerie mit Hunden, die keine Qualzuchten sind.)
Was ist eine Qualzucht?
Eine Qualzucht bezeichnet die Zucht von Tieren, bei der durch gezielte Zuchtmaßnahmen die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere erheblich beeinträchtigt wird. Dies kann durch extreme körperliche Merkmale geschehen, die beispielsweise zu Schmerzen, Einschränkungen in der Beweglichkeit oder anderen gesundheitlichen Problemen führen.
Beispiele für Qualzuchten sind verschiedene Rassen von Hunden, die aufgrund ihrer physischen Merkmale, wie zu kurze Schnauzen oder übermäßige Hautfalten, gesundheitliche Schwierigkeiten haben.
Welche Hunderassen sind Qualzuchten?
Mops
Der Mops ist eine der bekanntesten Qualzuchten. Viele Möpse leiden unter Atembeschwerden und können auch an anderen gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht und Augenerkrankungen leiden.
Bulldogge
Vor allem Englische und Französische Bulldogen haben ähnlich wie bei dem Mops aufgrund ihrer kurzen Schnauzen häufig Atemprobleme. Die betroffenen Tiere haben aufgrund ihrer stark verkürzten Schnauze und des übermäßig kurzen Oberkiefers Schwierigkeiten beim Atmen, die manchmal bis zur Atemnot führen. Viele Hunde erzeugen dabei Geräusche, die vom Schnarchen während der Nacht bis hin zu konstantem Röcheln reichen. Diese Probleme sind auf extrem enge Nasenlöcher und -gänge sowie auf einen übermäßig langen weichen Gaumen und ein weiches Knorpelgerüst des Kehlkopfes zurückzuführen. Fakt ist, dass das Züchten extrem ausgeprägter Merkmale erhebliche Schmerzen und Leiden für die Tiere zur Folge hat. Sie geraten bereits bei leichten körperlichen Aktivitäten ins Hecheln, was auf eine gestörte Temperaturregulation hinweist. Insbesondere im Sommer besteht die ernsthafte Gefahr eines Hitzeschlags. Auch alltägliche Aktivitäten können selbst bei gemäßigten Temperaturen zu einem Kollaps durch Sauerstoffmangel führen.
Zusätzlich weisen die Tiere durch die stark abgeflachten Augenhöhlen hervorstehende Augäpfel auf, insbesondere bei dem Mops und der Französischen Bulldogge. Im schlimmsten Fall kann es dazu kommen, dass die Augen vorfallen, was äußerst schmerzhaft ist und zur völligen Erblindung der Tiere führen kann.
Dackel/ Teckel
Der Teckel ist anfällig für frühzeitige Veränderungen in den Zwischenwirbelscheiben. Chondrodysplasie ist eine genetisch bedingte Störung, die zu verkürzten Gliedmaßen und einer abnormen Beinstellung führt. Diese Hunde weisen häufig einen vorzeitigen Wachstumsstillstand auf, auch bekannt als Zwergwuchs. Durch die Zucht sind die Beine des Teckels stark verkürzt, während der Rücken übermäßig lang ist, was zu einem erhöhten Risiko für Bandscheibenvorfälle führt.
Perser
Diese Rasse hat oft Atemprobleme und eine Vielzahl anderer gesundheitlicher Schwierigkeiten aufgrund ihrer flachen Gesichter.
Tibetischer Spaniel
Tibetanische Spaniel können unter Augenproblemen und Atemschwierigkeiten leiden.
Chihuahua
Besonders wenn Chihuahuas extrem klein gezüchtet werden, können sie gesundheitliche Probleme mit dem Herz haben. Viele Tiere weisen eine offene Schädeldecke auf, welche bei gesunden Hunden durch den Schädelknochen geschützt ist, was das Gehirn schon bei kleineren Verletzungen gefährden kann.
Deutscher Schäferhund
Der ursprünglich als "Hütehund" gezüchtete Deutsche Schäferhund weist mittlerweile einen stark abfallenden Rücken auf, was bei vielen Tieren die Fortbewegung erheblich einschränkt. Die Hunde zeigen eine deformierte Hinterhand und leiden häufig an Hüftgelenksdysplasie, die schmerzhafte Veränderungen im Hüftgelenk verursachen kann. Mit dem Alter entwickeln viele dieser Tiere Coxarthrosen, was zu Gelenkschäden und starkem Leid führt. Um das schmerzende Gelenk zu entlasten, belasten die Hunde ihre anderen Gliedmaßen und die Wirbelsäule, was zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen kann.
Teacup-Hunde
Teacup-Hunde sind extrem klein gezüchtete Rassen wie Chihuahuas und Zwergpinscher. Zur Züchtung werden oft die kleinsten und schwächsten Tiere eingesetzt, was das Risiko genetischer Erkrankungen erhöht. Offiziell dürfen nur Hunde ab zwei Kilogramm gezüchtet werden, doch unseriöse Züchter ignorieren dies und züchten weiterhin ungesunde, extrem kleine Tiere.
Die kleinen Hunde haben häufig Geburtsprobleme, da der Kopf des Welpen zu groß für den Geburtskanal ist. Zudem leiden sie oft an Wasserkopf, was zu schweren gesundheitlichen Problemen oder frühzeitigem Tod führen kann. Auch Augenverletzungen, Atemnot, Kieferprobleme, Leberschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schwierigkeiten bei der Blutzuckerregulation sowie zerbrechliche Knochen und Rückenprobleme sind häufig bei diesen Hunden.
Zwergspitz/ Pomeranian
Zwergspitze, auch Pomeranians genannt, zählen zu den Teacup-Hunden, die oft gesundheitliche Probleme aufgrund ihrer Zuchtweise aufweisen. Diese kleinen Tiere sind anfällig für verschiedene Krankheiten und leiden häufig ihr Leben lang. Pomeranian-Hunde sind aufgrund von Züchtungspraktiken anfälliger für gesundheitliche Probleme als viele größere Rassen. Sie tragen genetische Veranlagungen in sich, die zu ernsthaften Krankheiten führen können. Häufige Erkrankungen bei Pomeranian sind:
- "Black Skin Disease" (großflächiger Haarausfall)
- Trachealkollaps (unzureichende Ausbildung der Luftröhre kann dazu führen, dass sie erschlafft und ihre Form verliert -> Erschwerung der Atmung, im schlimmsten Fall -> Atemnot oder Ersticken)
- Patellaluxation (Ausrenkung des Kniegelenks vor allem in der Wachstumsphase)
- Grauer Star (vererbbare Augenkrankheit)
Merle-Faktor und Blue-Line-Fellfarbe
Weitere Qualzuchten sind zum Beispiel Hunde mit dem Merle-Faktor, bei denen mittels Genmutationen Pigmente der Hundehaare gestört werden, um die Fellfarbe zu verändern. Dies geschieht zum Beispiel bei Collies und Australian Shepherds. Auch Hunde mit der Fellfarbe Blue-Line, welche zum Beispiel bei American Staffordshire Terriern angezüchtet ist, sind gefährdet. Das Dilute-Gen, das für die Farbgebung bei Tieren zuständig ist, erhöht das Risiko für bestimmte Erkrankungen. Hunde können dadurch unter Haarausfall, Hautekzemen und einer verminderten Wundheilung leiden, was zu weiteren Problemen wie Herz- und Immunsystemschäden führen kann. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Hunde einer Rasse zwangsläufig gesundheitliche Probleme haben, aber die oben genannten Rassen haben spezifische Zuchtmerkmale, die häufig zu gesundheitlichen Komplikationen führen können.
Welche Hunderassen sind keine Qualzuchten?
Es gibt viele Hunderassen, die keine Qualzuchten sind und in der Regel gesunde Tiere hervorbringen. Hier sind einige Beispiele für Hunderassen, die im Allgemeinen als nicht qualgezüchtet gelten:
Kleine Hunderassen:
- Pinscher
- Cavapoo
- Bolonka Zwetna
- Bichon Frisé
- Cairn Terrier
- Lakeland Terrier
- Norfolk Terrier
- Coton de Tuléar
- Drahthaar-Foxterrier
- Malteser
Mittelgroße/ große Hunderassen:
- Labrador Retriever
- Golden Retriever
- Elo
- Beagle
- Setter (Irish und Gordon)
- Cocker Spaniel
- Dalmatiner
- Belgischer Malinois
- Appenzeller Sennenhund
- Australian Kelpi
- Alaskan Malamute
- Hokkaido
- Kangal
- Shetland Sheepdog
- Shiba Inu
Es ist wichtig zu beachten, dass selbst innerhalb von Rassen, die nicht als Qualzuchten gelten, Individuen gesundheitliche Probleme haben können. Die Zuchtmethoden und die Verantwortung der Züchter spielen eine große Rolle für die Gesundheit der Tiere. Ein seriöser Züchter wird stets darauf achten, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Hunde an erste Stelle zu setzen.
Wie kann der Wunsch nach einer Hunderasse erfüllt werden, obwohl diese als Qualzucht gilt?
Es ist wichtig, ethisch und verantwortungsbewusst mit dem Thema Hunderassen umzugehen, die als Qualzucht gelten. Ziehe in Betracht, einen Hund aus dem Tierheim oder einer Tierschutzorganisation zu adoptieren. Dort gibt es viele Hunde, die ein neues Zuhause suchen. Schaue nach ähnlichen Rassen, die gesünder sind und nicht als Qualzucht gelten. Es gibt oft Rassen, die ähnliche Eigenschaften oder Temperamente haben, aber weniger anfällig für gesundheitliche Probleme sind. Sei dir bewusst, dass Hunde aus problematischen Zuchten oft gesundheitliche Herausforderungen mit sich bringen. Bereite dich mental und finanziell darauf vor, dich um mögliche Behandlungen zu kümmern. Letztendlich sollte die Entscheidung für die Anschaffung eines Hundes immer das Wohl des Tieres im Blick haben.
erschienen am 09.08.2024