Die Gartenzeit ist nun endlich wieder da! Fleißig sieht man Menschen mit gekrümmten Rücken durch die Beete robben. Es wird der Rasen gemäht, Unkraut gezupft oder Setzlinge gepflanzt.
Ich habe mich auch sehr auf die beginnende Saison gefreut. Endlich wieder Erde unter meinen Händen spüren und dem Alltag mal den Rücken zu kehren. Gartenarbeit, so sagt man schließlich, sei nun einmal die beste Therapie, doch wieso eigentlich?
Seelische Belastung durch Corona
Bezüglich Corona und vergangener Lockdown-Maßnahmen war es für mich ein absoluter Alptraum in meiner Wohnung eingesperrt zu sein. Um neben Putzen und Kochen sonst etwas in meinem Haushalt tun zu können, habe ich mir Zimmerpflanzen besorgt. Angefangen bei kleinen Setzlingen oder gar Samen. Ein sonniges Plätzchen und ein wenig Wasser und schon wuchs alles in Windeseile auf meiner Fensterbank heran.
Dem Wachsen und Gedeihen zu zusehen und dabei immer wieder stolz die grünen Triebe zu betrachten, hat mir schon gereicht, um mich weniger hilflos und depressiv zu fühlen. Der Garten meiner Eltern hat mir zusätzlich geholfen, mit dem Corona-Frust klarzukommen. Aber nicht nur die Pandemie ist ein Störfaktor in meinem Leben, den ich gern ausblenden wollen würde.
Störfaktor: Alltägliche Erreichbarkeit
Gehen wir von unserer Alltagssituation aus: Die meiste Zeit sind wir von lauten Geräuschen, Stress, Social Media und dem Druck umgeben, allen Erwartungen gerecht zu werden. Fehler, Missgeschicke und Verluste führen uns immer weiter in einen Sumpf aus Schuldgefühlen, Minderwertigkeitskomplexen und Selbstzweifeln und die seelische Belastung wird zu einem untragbaren Leid.
Meditieren ist nichts für dich und du möchtest dich mit deinen Problemen auch nicht an Ärzte wenden? Dann probiere mal die beruhigende Wirkung eines Garten aus, denn laut "Thrive", einer Wohltätigkeitsorganisation, welche mittels Gartentherapie kranken und behinderten Personen hilft, verbessert sich unsere seelische Gesundheit, wenn wir in unseren Gärten die kleinen Erfolge unserer harten Arbeit sehen können.
Wundermittel Garten
Und mal ganz ehrlich, das steigert das Selbstwertgefühl doch um einiges, wenn man stolz erzählen kann, die Tomaten gedeihen im Gewächshaus oder man hat die ersten eigenen Erdbeeren gepflückt! Nebenbei bemerkt, schindet dies bei Freunden, Arbeitskollegen und der Familie auch ordentlich Eindruck.
Die Psychologin und Telegraph-Kolumnistin Linda Blair sagt dazu, dass Verantwortung zu übernehmen, einem Menschen das Gefühl vermittelt, gebraucht zu werden. Das aktive Arbeiten im Freien unterstützt die Produktion von Endorphinen, welche wiederum Euphorie in uns auslösen.
Vielen Menschen mit Angst- oder Belastungsstörungen hilft die Arbeit in der Natur. Wachsende Setzlinge sorgen dafür, dass depressive Menschen einen kleinen Lichtblick verzeichnen können. Unkonzentrierten ermöglicht die Pflege einer Pflanze sich wieder auf das Hier und Jetzt zu fokussieren. Abgestumpfte bekommen das Gefühl von Leben, Schönheit und Genuss zurück.
Offline
Die Arbeit im eigenen Schrebergarten bringt also eine Menge Vorteile mit sich. Ich persönlich muss aber gar nicht nach medizinischen Gründen suchen, um meine Liebe zur Gartenarbeit zu erklären. Denn für mich ist neben dem Eigenanbau von Obst und Gemüse definitiv die Tatsache entscheidend, dass wir vollkommen losgelöst von der stressigen Alltagswelt sind, denn wer in Beeten herumkriecht, schaut nicht ständig auf sein Smartphone, empfängt keine Nachrichten oder Social-Media-Anfragen und begräbt sein Bedürfnis, online sein zu müssen, irgendwo tief in der Erde. Man konzentriert sich wirklich nur auf die Gegenwart, ohne Zukunftspläne im Kopf und Vergangenheitsprobleme im Nacken.
Persönliches Resümee
Der Garten ist für mich wie eine Oase, wo ich die Seele baumeln lassen und der Welt den Rücken zukehren kann, vor allem wenn mir in der Wohnung die Decke auf den Kopf fällt.
Wer jetzt angesichts der schwierigen Lage, in Kleingartenvereinen noch eine grüne Oase abzustauben, in Stress verfällt, der sollte wissen, Zimmerpflanzen haben so ziemlich denselben Effekt auf uns. Ein wenig Grün in der heimischen Umgebung kann ein wahres Wundermittel sein. Probiert es doch mal aus.