Genau ein Jahr ist es nun her, als wir unsere Siebensachen packten und uns voller Vorfreude auf den Weg zum Puls Open Air 2022 machten. Mit einem voll beladenen Auto nahm unsere Reisegruppe mehr als vier Stunden Fahrt in Kauf, mit der Hoffnung auf ereignisreiche Festivaltage. Am Festival angekommen, ließ der Regen nicht lange auf sich warten und testete bereits unsere Stimmung während der sehr langen Wartezeit beim Einlass. Es fing also schon einmal gut an. Nach dem Sonnenuntergang und dem Lauschen mehrerer Künstler verbrachten wir die restlichen Stunden zwischen Beerpong und Flunkyball auf dem Campingplatz. Am nächsten Morgen schaute ich völlig ahnungslos auf mein Handy und musste eine erschütternde Nachricht lesen: Das Puls Open Air wird abgebrochen. Grund für den Abbruch war das Nichterscheinen zahlreichen Security-Personals, sodass eine Fortführung nicht mehr möglich wäre. Traurige Gesichter zeichneten den Campingplatz. Also packten wir enttäuscht all unsere Sachen zusammen und verbrachten die restlichen "Festivaltage" ein paar Kilometer weiter am Ammersee.
Viele Veränderungen und gratis Festivalbesuch
Die Menschen hinter dem Festival schienen sich im vergangenen Jahr viele Gedanken gemacht zu haben und kommunizierten große Veränderungen. Neben einem neuen Veranstalter sollte das Festivalgelände größer sein und über eine bessere Infrastruktur verfügen. Als kleine Wiedergutmachung bekamen alle Festivalbesucher des letzten Jahres, die Möglichkeit, das Puls Open Air 2023 kostenlos zu besuchen. Das mussten wir uns nicht zweimal sagen lassen und so machten wir uns wieder auf den Weg. Diesmal war neben der Vorfreude aber auch ein wenig Skepsis mit im Reisegepäck.
Liebe zum Detail
Am Festival angekommen nahmen wir durch Zufall einen anderen Eingang als alle anderen und hatten dementsprechend eine kurze Wartezeit. Was direkt auffiel: Das gesamte Gelände war anschaulich und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Die wiederkehrenden "Puls-Symbole" sowie die Dekoration ließen es zu etwas Besonderem werden. Da wir 2022 nur eine Bühne zu sehen bekamen, machten wir uns direkt auf Erkundungstour durchs Festivalgelände. Eine Bühne, die letztes Jahr von Bands bespielt wurde und meines Erachtens viel zu klein war, wurde nun als Kleiderverleih-Station genutzt. Insgesamt war das Gelände sehr groß und weitläufig, sodass man die Masse an Menschen nie wahrnahm.
Schuhe voller Sand
Da dieses Jahr der musikalische Fokus auf Neuentdeckungen lag, trat Nina Chuba als Headliner auf und sorgte in der vollen Arena vor allem mit Hits wie "Wildberry Lillet" und "Ich hass dich" für ausgelassene Stimmung. Auch Ski Aggu und Nura wurden von der Menge gefeiert und ließen uns nach zahlreichen Moshpits mit Schuhen voller Sand zurück. Da sich die Fans von Nura ein Lied von ihrer ehemaligen Band SXTN wünschten, holte die Sängerin ein Mädchen auf die Bühne, welche den anderen Part des ehemaligen Künstler-Duos übernahm. Sie performte den Song so gut, als würde sie nicht zum ersten Mal auf einer Bühne stehen und ließ sich von Tausenden ordentlich dafür feiern.
Eine Runde Riesen-Beerpong
Um sich beim Warten auf den nächsten Act die Zeit zu vertreiben, gab es zahlreiche Möglichkeiten. So machten sich viele Besucher am Freitagmorgen mit einem Bier in der Hand auf den Weg zum Yoga und starteten gemeinsam in den Tag. Da wir unsere Beerpong-Becher vergessen hatten, nutzen wir die Spielwiese auf dem Festivalgelände und spielten eine Runde Riesen-Beerpong. Für beste Unterhaltung sorgte ebenfalls der Twitter-Star El Hotzo, der aus seinem Roman ein paar Seiten vorlas.
Nachhaltig feiern
Immer wieder wurde deutlich, dass Nachhaltigkeit dem Puls Open Air sehr wichtig ist. Neben Maßnahmen von Veranstalterseite, wie beispielsweise die Versorgung durch Ökostrom aus dem eigenen Solarpark vor Ort oder das Anbieten eines 85-prozentigen vegan-vegetarischen Gastronomieangebots, gab es auch einige Aktionen für die Festivalbesucher. So musste man weniger Parkgebühren zahlen, wenn mehr als zwei Personen in einem Auto anreisten, konnte an mehreren Stationen Pfand spenden und an zahlreichen Workshops teilnehmen.
Gelungener Neustart
Zum Schluss lässt sich sagen, dass das Puls Open Air mit einem gelungenen Neustart glänzte und mich auch ohne gratis Festivalticket wieder begrüßen darf. Im Hinterkopf bleiben jedoch negative Gefühle aus der Festivalerfahrung 2022, denn unser Geld haben wir vom damaligen Veranstalter noch immer nicht zurück. Wann und ob das jemals auf unseren Konten eingehen wird, bleibt offen.
erschienen am 13.06.2023