Ich habe mir vorher nie Gedanken darüber gemacht, woher eigentlich mein Frühstücksei am Sonntagmorgen stammt. Ich meine, natürlich legen Hühner Eier, das lernt man schon als Kind. Doch in den Bilderbüchern rennen die kleinen gefiederten Tierchen immer glücklich über den Bauernhof. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf aß ich jahrelang Eier. Im Supermarkt achte ich möglichst darauf, nur Eier aus der Freilandhaltung zu kaufen. Ich möchte schließlich keinem Betrieb Geld hinterher werfen, der die Hühner den ganzen Tag einsperrt. Sowas mache ich nicht, habe ich gedacht. Dann hat Tierschützer Robert Marc Lehmann ein neues Video veröffentlicht, welches meine Einstellung dazu vollkommen verändert hat.
Robert wer?
Aber mal ganz von vorn: Robert Marc Lehmann ist schon seit vielen Jahren als Tierschützer unterwegs und zeigt regelmäßig Videos von seinen Missionen. Er war schon überall auf der Welt, um die unglaublichsten Tiere in freier Wildbahn zu filmen. Besonders fasziniert bin ich von seinen Aufnahmen der Gorillas und Orcas. Doch egal, welches Tier ihm gerade vor die Linse läuft, Robert ist es immer wichtig, die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum abzubilden, Menschen aufzuklären und zu informieren. Deshalb findet man auf seinem Account auch regelmäßig Streams, in denen er sein Wissen und seine Meinung über aktuelle Geschehnisse wie beispielsweise Haiangriffe äußert. Seine Kampagne gegen Zoos hat für Aufruhr und mediale Aufmerksamkeit gesorgt.
Aktuelle Missionen
Zu seinen gefährlichsten Missionen zählen wahrscheinlich die Undercover-Einsätze aus dem letzten Jahr, als er die Zustände in Milchbetrieben und auf einer Pelzfarm aufdecken wollte. Die Misshandlung der Tiere zu erleben, zu sehen, wie sie leben müssen, nur um dem Menschen zu dienen, war wirklich kaum zu ertragen. Doch viel schlimmer ist das Video, welches am vergangenen Freitag publik gemacht wurden ist. Es zeigt, wie Robert Marc Lehmann Undercover in eine Hühnerfarm geschleust wird, welche in Deutschland als Vorzeigebetrieb gilt. Eine Mitarbeiterin führt ihn verdeckt durch die Behausungen der Hühner und der Einblick, der sich einem dort bietet, ist ekelerregend, tragisch und verachtenswert.
Misshandlung
Denn dieser sogenannte Vorzeigebetrieb pfercht tausende Hühner in einem dunklen, fensterlosen Raum zusammen ein. Es riecht nach Mist und Schimmel. Auf den Metallstangen sitzen dicht an dicht zerfledderte, kranke und teilweise bis aufs Blut verletzte Hühner. Vielen fehlt das Federkleid, einige haben so tiefe Wunden, dass die Eingeweide zu sehen sind. Bei der Begutachtung der "Nester" fällt auf, dass das ein oder andere Huhn einfach tot in der Ecke liegt, in einem der Nest-Mechanismen eingeklemmt wurde oder wehrlos von einer Stange hängt, weil es sich auf der Metallkonstruktion verhakt hat. An den Wänden entdecken sie Schimmel und Vogelmilben, die die Hühner bei lebendigem Leib auffressen. Diese geheimen Videoaufnahmen sind Einblicke, die einen gruseln und traurig machen.
Boden- und Freilandhaltung ist das gleiche
Die Bilder haben mich nicht nur emotional tief getroffen, sondern ich war auch sehr schockiert, wie heutzutage noch mit Tieren umgegangen wird und welche Qualen sie erleiden müssen, nur damit morgens ein Ei auf dem Frühstückstisch stehen kann. Es hat mich zudem erschüttert, dass ich als Tierliebhaberin einer Industrie Geld hinterher werfe, die es überhaupt nicht interessiert, wie es ihren Schützlingen geht. Im Gegenteil. Ob man Eier aus der Boden- oder Freilandhaltung kauft, macht am Ende keinen Unterschied, denn in Wirklichkeit bleiben die Tiere in einem finsteren Raum eingesperrt.
Ein Recht auf besseres Leben
Für mich erscheint es unbegreiflich, wie wir immer von Menschenrechten sprechen können, aber nie von Rechten an Tieren. Ist es fair, dass diese Hühner leiden müssen, damit wir unser Ei bekommen? Können sie nicht auch ein schönes Leben haben? Eines mit klarem Wasser, sauberem Stroh und genügend Auslauf an der frischen Luft? Ich finde es furchtbar, dass der Mensch sich einbildet, etwas Besseres zu sein und solche wehrlosen Tiere für ein bisschen Nahrung ausnutzt. Tiere sind ebenfalls Lebewesen und wenn wir ein Recht auf Freiheit und Wohlergehen haben, dann ja wohl auch sie. Am Ende ist es nämlich mehr als nur ein Ei: Es hängt das Leben unzähliger Hühner daran.
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erschienen am 01.11.2023