Die mit wahrscheinlich wichtigste wiedergekehrte Freiheit mit dem "Ende" der Corona-Pandemie ist für mich wahrscheinlich die Reisefreiheit. Die Welt zu sehen ist für mich ein Luxus, für den ich es liebe Zeit und Geld zu investieren. Selbst wenn es nur ein Kurzurlaub ist, freue ich mich jedes Mal aufs Neue, wortwörtlich eine Reise ins Ungewisse zu starten und neue Städte und Orte kennenzulernen.

Und gerade nach der Prüfungsphase war es wieder mal höchste Zeit für einen Roadtrip. Nach wochenlangem Lernen und Büffeln für die Klausuren freut man sich umso mehr, mal raus zu kommen. Also suchten ein Freund und ich nach möglichen Reisezielen, welche mit dem Auto oder Zug zu erreichen sind. Aufgrund des derzeit herrschenden Streiks des Flughafenpersonals war uns das Fliegen zu heikel, sodass wir im Umkreis von Deutschland suchten. Die Wahl fiel dann relativ schnell auf Wien. Keiner von uns beiden war bisher in der österreichischen Hauptstadt und die Empfehlungen von Freunden sprachen eine klare Sprache.

Da Zugfahren leider recht preisintensiv gewesen wäre, setzen wir uns also ins Auto und nahmen die mehr als fünfstündige Fahrt in Angriff. Wenn man quer durch Tschechien fährt, lernt man die Qualität der deutschen Autobahn zu schätzen. Mal tauchen plötzlich Schlaglöcher auf der Autobahn auf, mal hängt man mehrere Minuten hinter einem LKW fest, der auf der linken Spur der Meinung ist, er müsse vier LKWs mit einmal überholen. Auf einer zweispurigen Autobahn. Aber dafür ist der Sprit "billig".

Wien hat fast alles

Am frühen Abend angekommen, schmissen wir unsere Sachen ins Hotelzimmer und machten uns direkt auf in die Wiener Innenstadt. Über die öffentlichen Verkehrsmittel kann man sich wirklich nicht beschweren, gefühlt gibt es in jeder Straße irgendwo eine Haltestelle für Bus oder Tram. Nur beim Einsteigen wurden wir überrascht: In Wien herrscht noch Maskenpflicht in den Öffis. Also erstmal in einen Supermarkt und sich ausrüsten, denn wir hatten natürlich keine mit. Danach wollten wir uns fürs Abendessen ein Restaurant suchen. Hier folgt allerdings der einzige größere Dämpfer der Reise. Wir haben wirklch ewig gesucht, bis wir ein halbwegs "normales" Restaurant in der Innenstadt gefunden. Entweder stieß man nur auf Highclass-Restaurants oder auf Wein-Bars. Viele Restaurants waren einfach geschlossen oder existierten nur auf GoogleMaps, nicht jedoch in Wirklichkeit. Nach ausgehungerten 45 Minuten rettete uns ein Italiener am Rande der Innenstadt. Am nächsten Abend hatten wir in einem anderen Stadtteil wieder das gleiche Problem, nur dass wir diesmal eine ganze Stunde durch die Gegend liefen.

Dafür entschädigte jedoch die "Look"-Bar. Mitten in der Innenstadt findet sich das sehr große Etablissement, welches mit unschlagbaren Preisen lockt. Für 2,50 Euro pro Fassbier ließen wir uns hier dann auch jeden Abend nieder und kamen mit Wiener und Wienerinnen ins Gespräch.

Sightseeing ohne Ende

An den nächsten Tagen stand dann viel Sightseeing auf dem Programm. Das schönste Highlight dabei war sicherlich das Schloss Schönbrunn. Der 1638 errichtete Bau ist enorm imposant und lädt zu einem schönen Spaziergang ein. Hinter dem Schloss liegt eine fast genauso beeindruckende Glorriete auf einem Hügel. Nur für die Aussicht auf die Stadt hat sich die Reise schon gelohnt. Weitere Punkte auf unsere To-See-List waren der Naschmarkt, der Heldenplatz und der Prater. Letzterer hat jedoch zum großen Teil noch geschlossen und öffnet erst am 15. März. Dafür war der Naschmarkt jedoch eine tolle Erfahrung. Zahlreiche Stände verkauften getrocknetes Obst, Baklava, Snacks und vieles, vieles mehr, überall konnte man probieren. Am Samstagnachmittag schauten wir uns noch ein Spiel von Austria Wien im Stadion an. Auch ein schönes Erlebnis, jedoch ist die österreichische Bundesliga eben nicht für ihr hohes Niveau bekannt. Am guten Geschmack des Stadion-Biers ändert das zum Glück nichts.

Vor dem Spiel sind wir beim Schlendern an einem österreichischen Wirtshaus vorbeigekommen. Nach den letzten beiden Odysees bei der Suche nach einem Abendessen waren wir uns sofort einig, dass uns eine Reservierung für heute Abend viel Stress ersparen würde. Während der Ober nachschaute, ob er noch freie Kapazitäten hatte, fragte ich ihn vorsichtshalber, ob das Wirtshaus auch Wiener Schnitzel anbietet, da wir Wien natürlich nicht verlassen konnten, ohne die Spezialität der Stadt zu verköstigen und es unser letzter Abend war. Mit einem trockenen: "Freilich, das beste der Stadt", im schönsten Wiener Akzent wurde mir schnell bewusst, wie dämlich und naiv die Frage war. Aber tatsächlich, im "Gmoa Keller" kann man wirklich ein sensationelles Wiener Schnitzel und einen ebenso tollen Erdäpfel-Salat genießen, welches mit knapp 24 Euro aber auch seinen Preis hat. Aber man gönnt sich ja bekanntermaßen sonst nichts.

Wien als Allrounder

Wien hat eine fantastische Architektur in der gesamten Stadt, nahezu jedes Gebäude hat historische Fassaden und aufwendige Verzierungen. Das Rathaus, das Parlament und die Hofburg am Heldenplatz sind imposante Bauten, alle in räumlicher Nähe. Für Freunde der Kulinarik lohnt sich der Besuch des Naschmarkts und auch das Wiener Nachtleben muss sich nicht verstecken. Wenn man sich vorher besser über die Gastronomiestandorte informiert, ist Wien für wirklich jeden eine Reise wert.