Was war das nur für eine zweite Staffel von "7 vs. Wild". Lange haben wir hingefiebert und nun ist sie Vergangenheit. Sieben Tage mussten die sieben Kandidaten Fritz, Nova, Otto, Sascha, Sabrina, Knossi und Joris im Dschungel von Panama, genauer gesagt auf der Insel Isla San José, überleben und nun ist am Mittwoch das Finale ausgestrahlt worden.
Wer gar nicht weiß, worum es bei "7 vs. Wild" geht und wer den ganzen Hype mit allen Diskussionen verpasst hat, der möge einmal diesen Link auschecken, denn heute wird es um mein Fazit zum Finale gehen.
Fritz Meinecke bricht ungeahnte Youtube-Rekorde
Zwei Monate lang haben im Durchschnitt 7,5 Millionen Menschen auf Youtube die zweite Staffel des Survival-Formates von Outdoor-Youtuber Fritz Meinecke und seiner Gang verfolgt. Die erfolgreichsten Folgen hatten sogar über 10 Millionen Aufrufe. Damit war die Serie so gut wie immer auf Platz 1 der Youtube-Trends und hat etwas geschafft, was seit "Krass Klassenfahrt" keine Youtube-Serie mehr geschafft hat. Dieser Erfolg hat auch Fritz Meinecke über die Grenzen der Outdoor-Community berühmter gemacht, als noch in Staffel 1. Hatte er vor Staffel 1 im November 2021 noch ca. 1.3 Millionen Youtube-Abonnenten, darf er sich am 28. Dezember 2022 über 2,74 Millionen Fans freuen. Mit zusammengerechnet 127,5 Millionen Kanalviews im November und Dezember steht er an der Spitze von Youtube-Deutschland. Glückwunsch. Da rollt der Rubel und es ist verdient für das ganze Team.
Die zweite Staffel: Challenges waren ganz okay
Bereits in Staffel 1 hat man mit Challenges gearbeitet, um einen Spannungsbogen zu kreieren. Dies hat man auch in Staffel 2 versucht. An sieben Tagen gab es jeweils eine neue Challenge. An Tag 1 mussten die Teilnehmer ein Mitbringsel für Zuhause bauen. Das war eine schöne Idee zum Start. An Tag 2 ging es darum, einen Bogen zu bauen und einen Pfeil abzuschießen, der im Holz stecken bleiben musste. An Tag 3 sollten Tierarten fotografiert werden. Eine schöne Aufgabe, aber auch irgendwie nicht genug ausgeschmückt bei der Auswertung, wie ich fand.
An Tag 4 musste ein mobiles Gefäß gebaut werden und sicher haben viele gehofft, es werden Gefäße, ähnlich dessen, was Fabio in Staffel 1 gebaut hatte. Stattdessen haben viele Teilnehmer Bambus ausgehöhlt, um so möglichst viel Wasser zu schöpfen. Das war effizient aber langweilig. Tag 5 verlangte ein Schlagwerkzeug zu bauen, um einen Holzwürfel zu durchtrennen. Diese Aufgabe war sehr spannend und verlangte allen viel ab. An Tag 6 mussten die Kandidaten die kälteste und wärmste Temperatur messen, die sie finden konnten. Sascha zerstörte das Messgerät, indem er es mit ins Wasser nahm. Das war dumm. Tag 7 verlangte so viele Kleidungsstücke abzugeben, wie möglich. Die Challenge ist hart, aber nicht spannend anzuschauen.
Code Yellow von den Frauen und ein Shitstorm
Insgesamt haben zwei von sieben Teilnehmenden vorzeitig abgebrochen und Code Yellow gesendet. Das waren Nova an Tag 4 und Sabrina an Tag 6. Ausgerechnet beide Frauen haben die Challenge "7 vs. Wild" somit offiziell nicht bestanden. Das hat leider für viele negative und frauenfeindliche Kommentare gesorgt. Dabei haben die beiden bewiesen, dass sie großes Durchhaltevermögen haben und den Männern in nichts nachstehen. Gesundheit und Psyche kommen da nur manchmal in die Quere. Das hätte aber jeden treffen können.
Zu hohe Erwartungen?
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob meine Erwartungen an die Sendung zu hoch waren? Die Leute haben sich so über die Ankündigung von Staffel 2 gefreut, ich inklusive, dass alles, was damit im Vorfeld zu tun hatte, gehypt wurde. Und Fritz hat das marketingtechnisch auch alles sehr schlau ausgeschlachtet. Die Auswahl der Kandidaten war sehr vielfältig und anders als in Staffel 1, was ich gut fand. Man hat förmlich erwartet, dass Knossi als Erster die Show verlässt, da er die wenigsten Fähigkeiten im Survival von allen hatte. Er hat sich aber wacker durchgekämpft.
Haben die Kandidaten die Zuschauer gelangweilt?
Schade war nur irgendwie und das ist der Kritikpunkt, dass die Kandidaten nicht so viel aus ihrer Situation gemacht haben. Da spielt natürlich auch das Wetter eine große Rolle. Es hat fast nur geregnet, was zum Feuer machen sehr sehr schlecht war. Die Teilnehmenden haben fast nichts gegessen und getrunken und sich minimalistisch auf Kokosnüsse verlassen. Das hat eben zur Folge, dass die Zuschauer irgendwann gelangweilt waren, wenn immer wieder derselbe Content gezeigt wird.
Spannend wurde es, als Otto durch die Mangroven gewandert ist und auch als Joris und Fritz versucht haben, ein bisschen was von ihrer Umgebung einzufangen. Wir konnten so die Spuren verschiedener Tiere kennenlernen. Schade, dass Sascha, Knossi, Nova und Sabrina so gut wie gar nicht ihren Strand verlassen haben. Ich weiß jedoch auch nicht, wie ich reagiert hätte, wenn ich mich erst durch das Dickicht hätte schlagen müssen, zumal alle wussten, wie gefährlich die Flora und Fauna auf der Insel ist. Ich hätte mir einfach gewünscht mehr zu sehen, wie man vielleicht Fische fängt oder andere Nahrung aufbereitet oder zumindest einen Wasserfilter baut.
Was war los mit Fritz?
Vom Shelterbau war ich etwas irritiert. Fritz hat ziemlich spät erst seinen Shelter zusammengebaut, zwar war dieser sehr krass, aber dennoch war es komisch, dass Fritz sich nicht so dahinter geklemmt hatte. Von Sabrina konnten wir hier viel lernen. Sie hat Palmen geknüpft und als Einzige überhaupt Wasser abgekocht. Schade, dass sie die Challenges nicht so sehr verfolgt hat. Sabrina hat mich wirklich positiv überrascht. Auch Joris ist für viele ein würdiger Wildcardgewinner gewesen. Dennoch hat mich seine positive Art manchmal ein bisschen getriggert. Sascha hingegen hat mich motiviert, allerdings hat er manchmal Sachen gemacht, bei denen sich viele dachten: "Wie kann er nur?" Aber wenn man nicht genügend Energie hat, spart der Körper eben ein und man macht auch mal dämliche Sachen, die einem im normalen Leben nicht passiert wären.
Knossi war der heimliche Held
Der Sieger der Herzen und auch der meist geklickte und gesuchte Kandidat auf Google ist Jens "Knossi" Knossalla. Er hat trotz Zahnschmerzen bis zum Ende alles gegeben, ist manchmal kurz davor gewesen verrückt zu werden, zumindest hatte man den Eindruck, aber er hat den Willen durchzuhalten gehabt. Seine schrille Art hat der Serie ein wenig mehr Leben eingehaucht. Knossi ist eben Entertainer. Von Fritz waren die Menschen ein wenig enttäuscht. Fritz wirkte müde und kraftlos, also nicht in Topform, wie ihn die Fans kennen. Immerhin ist er für sein Mindset bekannt. Als Sieger von Staffel eins erklärte er, dass Staffel 2 für ihn anspruchsvoller war. Auch, weil er nur einen Gegenstand bei sich hatte. Die Sache mit der unterschiedlichen Anzahl der Gegenstände fand ich persönlich auch irgendwie weird. Auch, dass es erlaubt war, Müll umzufunktionieren. Das war für viele Teilnehmenden toll, aber ich fände es spannender, wenn man wirklich nur natürlich Ressourcen hätte verwenden dürfen.
Die Kulisse und der Müll
Das Wetter auf der Insel hat sicherlich einen größeren Beitrag zum Gefallen der Sendung beigetragen, als gedacht. Dadurch, dass viele Zuschauer und auch Kandidaten weißen Sandstrand, türkises Wasser und Palmen bis zum Abwinken erwartet hatten, wurden sie hier mit der Steinküste, dem schlechten Wetter und dem ganzen Müll desillusioniert. Das drückte die Stimmung, aber zeigte auch das Müllproblem der Weltmeere. Für mich war einer der spannendsten Momente, als Joris ein Krokodil im Meer entdeckt und Knossi ein Boot in der Ferne gesehen hatte.
Der Sieger: Zurecht verdient gewonnen?
Gewonnen hat in dieser Staffel Otto Karasch, Soldat und Kanalbetreiber von Otto Bulletproof. Er hatte es als Ersatzteilnehmer für Robert Marc Lehmann nicht leicht, aber sammelte ab der ersten Sekunde Sympathiepunkte beim Publikum. Otto vereinte Fähigkeit mit Charme und er sah und sieht außerdem nicht ganz schlecht aus. Er scheint witzig und mutig zu sein und lässt Mütter als auch Töchter in Schwärmerei geraten.*Hust* Natürlich auch Väter und Söhne. Ich gönne es Otto und sage, da hat der richtige Kandidat gewonnen. Er ist halt einfach ein mega krasser Typ.
Fazit: Brauchen wir eine Staffel 3
Vielleicht waren unsere Erwartungen an "7 vs. Wild: Staffel 2" einfach zu hoch und unser Vorwissen aus Staffel eins und zu vielen Filmen zu groß. "7 vs. Wild" konnte meine Erwartungen nicht erfüllen, aber ich freue mich über den Erfolg des Formates, auch für den Outdoorbereich und ich habe es trotzdem sehr genossen, die Folgen zu sehen, auch wenn von vielen die Kritik kam, dass die Episoden zu lang waren (mit 60 bis 120 Minuten). Ein ganz großer Pluspunkt ist das "Behind The Scenes" auf Daves Kanal, das unglaublichen Mehrwert und Spannung zur zweiten Staffel beigetragen hat. Hier gibt es nur Lob meinerseits. Manch einer munkelt, dass das BTS sogar spannender war, als die Hauptserie.
Fritz hat bereits angekündigt, dass es keine dritte Staffel geben wird und das ist auch gut. Staffel 1 und 2 waren super unterschiedlich und ich habe sie gern geschaut. Jetzt ist das Ideenbuch auch irgendwie ausgeschöpft. Was sollten die Leute in Staffel 3 denn machen, was es nicht schon gab? Man kann die Menschen ja nicht in die Wüste oder die Arktis schicken. Man könnte allerdings einen längeren Zeitraum vereinbaren und dass man nur natürliche Ressourcen zum Überleben nutzen darf. Aber wer würde sich eine 3. Staffel auf die Fahne schreiben. Sicherlich keiner. Nach diesem großen Erfolg von Staffel 2 könnte die dritte nur enttäuschen.
erschienen am 29.12.2022