Berlin. Felix Kummer kennt man hier in Chemnitz. Der Sänger der Band "Kraftklub" startete im Juni 2019 ein Solo-Projekt. Er selbst erklärte, dass dies nichts mit der Band zutun hatte. Er habe schlicht und einfach Musik mit sentimentalen Texten, die sein Innenleben und seine Gefühlswelt ausdrücken, im Kopf gehabt. Diese wollte er jedoch nicht immer seinen Bandkollegen aufbinden. Sein Album "Kiox", was im Oktober 2019 erschien, erreichte auf Anhieb Platz eins der deutschen Albumcharts. Zwei Jahre später folgte jedoch ein Schock für alle Fans: Kummer kündigte die letzte Single "Der letzte Song" zum Abschluss seiner Solo-Karriere an. Die darauffolgende Abschlusstour begann nach einem Aufschub aufgrund von Corona im August 2022.
17.000 Menschen in der Wuhlheide
Beim allerletzten Konzert dieser Tour gab Kummer sich nicht mit kleinen Dingen zufrieden. Denn dieses fand in der Berliner Wuhlheide statt. Gleich an beiden Tagen, die er dort spielte, waren alle Tickets ausverkauft und so konnte das Finale seiner Abschlusstour beginnen.
Den Startschuss gaben am Samstagabend die Band "Blond". Circa eine halbe Stunde nach Beginn heizten sie dem Publikum ein und bereiteten die tausenden Menschen auf den Hauptact vor. Dies wäre eigentlich gar nicht nötig gewesen, denn die Stimmung war trotz niedriger Temperaturen nicht nur bei mir, sondern auch bei den Menschen um mich herum, schon vor der Show auf dem Höhepunkt. Die Vorfreude wurde nicht zuletzt durch Einblicke in das Konzert am Vorabend gesteigert. Als Kummer selbst mit dem Song "9010", der Erlebnisse aus seiner eigenen Jugend in Karl-Marx-Stadt behandelt, gegen 21 Uhr die Bühne betrat, eskalierte die Masse. Von meinem Platz aus, der sich am Beginn der Ränge befand, hatte ich einen guten Blick auf die Menschen. Ein Meer aus gehobenen Händen lag vor mir.
Rabe und Raabe zu Gast
Kummer ließ sich nicht lumpen und brachte jegliche Künstler und Künstlerinnen, die eine Rolle in seinem Album gespielt haben, mit zu seiner letzten Show. Sowohl Keke als auch LGoony betraten die Bühne für "Aber nein". Nura performte mit ihm den Hit "36 Grad" und wie bei den vorherigen Auftritten hatte er auch wieder seinen Bruder Till für den Kraftklub-Song "500 K" dabei. Till spiegelte dabei mit seinem Outfit, was aus einem komplett goldenen Anzug bestand, bestens das Lied wider. Auch Kummers Schwestern, die Teil der Band "Blond" sind, betraten noch einmal die Bühne, um mit Felix zusammen "Der letzte Song" zu performen. Ein Überraschungsmoment stellte die zweite Version dieses Liedes dar, die Kummer spielte. Oder besser gesagt: die Originalversion. Denn auf einmal betrat Fred Rabe, der Sänger der "Giant Rooks", die Bühne, mit dem Kummer ursprünglich dieses Lied herausgebracht hat.
Vollendet wurde das Ganze von dem letzten Song, den Kummer in der Wuhlheide spielte: "Der Rest meines Lebens". Von einer vorherigen Show wusste ich, dass Felix das Publikum den Refrain, der eigentlich von Max Raabe gesungen wird, singen lässt. Immer mit folgender Bemerkung dazu: "Singt so laut, dass Max Raabe es bis in seine Gemächer in Berlin-Mitte hört!" Doch an diesem Abend erfüllte Kummer den Wunsch vermutlich jedes Einzelnen im Publikum und brachte Max Raabe in seiner typischen Manier, in Anzug und auf einem Podest stehend, mit auf die Bühne. Dieser Moment hat mich wirklich umgehauen und war mit Abstand der Schönste des ganzen Konzerts. Obwohl ich eigentlich nichts mit Raabe am Hut habe, war es so erfüllend dieses Lied in voller Besetzung zu hören. Das war der perfekte Abschluss dieser Show.
Immer ein Miteinander
Kummer präsentierte passend zu den Lieder nicht nur mit seinem Lichtwürfel, den er immer dabeihat, sondern auch mit vielen Scheinwerfern eine atemberaubende Lichtshow, die teilweise über den Köpfen des Publikums zu sehen war. Einige Zuschauer zündeten Bengalos und jede Menge Moshpits entstanden. Dabei legte Felix jedoch immer Wert darauf, dass dies geordnet zugeht und erklärte die Regeln für ein Moshpit zu Beginn der Show. Auch wenn jemand von der Security aus der Masse geholt werden musste, unterbrach er das aktuelle Lied, bis sich die Situation beruhigt hat. Ein weiterer Überraschungsmoment war das Konfetti, was als krönender Abschluss des Liedes "Ganz genau jetzt" abgeschossen wurde. Sogar bis in die letzten Ränge verteilten sich die glänzenden Luftschnüre. Und mit dieser Flut an Eindrücken ging das Ganze auch schon dem Ende zu.
Keine sentimentalen Reden schwingen
Zwischen vielen Liedern interagierte Kummer mit dem Publikum. Dabei wusste er ab und zu nicht so recht, was er nun sagen soll. Auch die Aufregung sah man ihm an. Nicht zuletzt in den wenigen Texthängern, die dem Konzert jedoch keinen Abbruch getan haben. Felix wiederholte, dass er jetzt keine sentimentalen Reden schwingen will, sondern mit wenigen Worten den Abschluss seines Solo-Projekts auf den Punkt bringen will. Und das gelang ihm auch. Er bedankte sich für jede einzelne Person, die zu einer seiner Shows gekommen ist, verabschiedete sich aber nicht gänzlich, weil er darauf hofft, irgendjemand aus dem Publikum vielleicht einmal bei einer der nächsten Kraftklub-Konzerte wieder zu sehen. Mit feuchten Augen winkte er den Masse, verließ die Bühne und auf dem Lichtwürfel im Hintergrund erschien der Titel seiner Tour.
Also dann ist es jetzt leider auch für mich an der Zeit zu sagen: Bye, Bye Kummer! Und danke für alles.
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