Mein Frauchen war heute morgen wieder an der Zapfsäule. Da zapft sie zurzeit nicht nur Benzin, sondern auch ordentlich Frust. Mehr als 100 Euro fließen mittlerweile bei einer Tankfüllung in die Kassen der Tankstelle. Vor ziemlich genau zwei Jahren - am Anfang der Pandemie - hätte sie für dasselbe Geld das Auto zweimal volltanken können. Erinnert ihr euch noch? Damals rutschte der Dieselpreis pro Liter sogar unter die 1-Euro-Mark. Das Blöde war nur, dass es kaum jemandem genützt hat, weil viele Menschen im Home-Office saßen und auch sonst nichts unternehmen konnten.
Immer schön im Auge behalten
Wahrscheinlich kann Frauchen aber noch froh sein, dass sie an der Zapfsäule so "wenig" bezahlt. Man stelle sich einmal vor, es gäbe den Tankrabatt nicht, den eure Bundesregierung für drei Monate beschlossen hatte. Seit dem 1. Juni hat Frauchen also mehr Geld in der Tasche, weil an der Tankstelle die Steuerabgaben gesunken sind - zumindest ist das die Vorstellung eurer Ampel-Regierung. Mehr Geld dürften aber vor allem die Mineralö lkonzerne in der Tasche haben. Zum Glück behält euer Bundeswirtschaftsminister die Truppe aber ganz genau im Auge. Er will das Kartellrecht verschärfen, was die Mineral ö lwirtschaft - wer hätte das gedacht - vehement ablehnt. Aber eigentlich können die ganz entspannt sein, denn solche Maßnahmen setzt man nicht von heute auf morgen durch. Bis dahin ist der Tankrabatt längst Geschichte und die Öl-Multis sind um ein paar Milliarden Euro reicher. Läuft. Frauchen jedenfalls meckert und überlegt schon, dieses Jahr mit der Bahn in den Urlaub zu fahren.
Ein Fest für die Kleinsten
Mit 9-Euro-Ticket kann sie wenigsten in der Bahn sparen. Auch wenn einige Pessimisten jetzt schon auf die Preiserhöhungen nach dem Billigticket verweisen. Die Verluste müssten ja irgendwann wieder eingefahren werden. Aber was interessiert uns eigentlich, was in drei Monaten ist? Jetzt genießen wir erstmal den Sommer in der Bahn. Dummerweise wollen das zurzeit ziemlich viele Leute und das freut vor allem die Kleinsten unter uns. Richtig, die Viren. In Portugal verbreitete sich in den letzten Wochen die "besorgniserregende" Corona-Untervariante BA.5 rasant. Und wenn wir aus den vergangenen beiden Jahren eines gelernt haben, dann ist es die Gewissheit, dass sich das Virus wenig um Grenzen schert. Corona reitet wahrscheinlich auch bei uns bald auf der Sommerwelle und genießt dabei die Vorzüge von übervollen Bahnen. Dem Billigticket sei dank.
Herzlichst, eurer Besserwisser-Bully
erschienen am 13.06.2022