Ihr Menschen macht mir Spaß. Immer wenn ich denke, euch zu kennen, kommt ihr mit neuen Themen um die Ecke, bei denen mir das Maul offen stehen bleibt. Nach der spitzenmäßigen Idee mit dem Gendern geht ihr noch einen Schritt weiter. Jetzt wird bei jeder Gelegenheit darüber diskutiert, was kulturelle Aneignung sein könnte. Karl-May-Romane waren mal ein hiesiges Kulturgut, jetzt muss sich der Arme für seine Bücher schämen - wenn er denn noch könnte. Kürzlich traf es eine Reggae-Band in der Schweiz, die ihr Konzert abbrechen musste, weil einige Musiker Dreadlocks trugen. An welcher Stelle wird kulturelle Wertschätzung eigentlich zur Aneignung? Wo ist die Grenze?

Austausch oder Aneignung?

Jetzt frage ich mich, ob ich auch so ein kultureller Aneigner bin. Ich renne schließlich verdammt gerne einem Ball hinterher - wie deutschlandweit übrigens Millionen von Menschen, die im Verein Fußball spielen. Aber ist Fußball nicht auch so ein Ding, das aus anderen Kulturen übernommen wurde? Hinter einem Ball rennt ihr Menschen schon seit tausenden von Jahren her. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Erfindung von einer kleinen Minderheit stammt, die sich gegen diese kulturelle Ausbeutung nicht wehren konnte. "Ach Quatsch, das ist kultureller Austausch, keine Aneignung", werden einige sagen. Da gibts nämlich einen großen Unterschied, wie Frauchen herausgefunden hat. Ich nehme an, das gleiche gilt für Lebensmittel, wie die Kartoffel zum Beispiel. Die Kulturpflanze kommt ja ursprünglich aus Südamerika. Und wie sieht es mit der Entspannung aus Fernost aus? Müssen sich Yoga-Fans jetzt Sorgen machen, dass sie der kulturellen Aneignung bezichtigt werden? Was ist mit Dialekten; wenn der hundertste Comedian auf der Bühne den sächsischen Dialekt durch den Kakao zieht? Ist das auch kulturelle Aneignung? Ach nee, das fällt ja unter Satire und die darf alles.

Aufgeschlossen oder verbohrt?

Warum einigen wir uns nicht einfach darauf, dass alles nur ein großer Witz ist? Dann könnte die Band in der Schweiz wieder beruhigt ihrer Musik nachgehen und den Lebensstil zelebrieren, den sie gut findet und der sie inspiriert. Ihr haltet euch für so aufgeschlossen und aufgeklärt, dabei seid ihr manchmal einfach nur pedantisch und verbohrt.

 

Herzlichst, euer Besserwisser-Bully