Ob man wissen möchte, an welchem Tag man stirbt. Dabei handelt es sich wohl um eine der Fragen, bei denen die Menschheit einfach auf keinen gemeinsamen Nenner kommt. In dem fiktionalen Buch "Am Ende sterben wir sowieso" von Adam Silvera ist das Thema für die Protagonisten noch einmal um einiges aktueller und im Endeffekt haben sie eigentlich keine Wahl, ob sie diese Information gern haben würden oder nicht. Denn Mateo und Rufus leben in einer Realität, in der jeder Mensch am Tag seines Todes um Mitternacht einen Anruf von der "Death Cast" erhält, die mitteilt, dass man innerhalb der nächsten 24 Stunden sterben wird. Keiner weiß, woher das Unternehmen diese Information erhält, aber sie haben mit ihren Benachrichtigen Recht - immer, zu hundert Prozent. Keiner konnte seinen angekündigten Tod bisher verhindern.
Zwischen Trauer, Liebe und Mut
Der 18-Jährige Mateo und der 17-jährige Rufus kennen sich nicht, leben in komplett unterschiedlichen Situationen und haben auf den ersten Blick nichts gemeinsam. Nichts, außer dem Tag, an dem sie einen Anruf von "Death Cast" bekommen, dass sie sterben werden. Und mit diesem Anruf beginnt die Geschichte der Beiden. Um ihren letzten Tag nicht allein zu verbringen, laden sich Beide aus unterschiedlichen Motivationen heraus die App "Last Friend" herunter und verabreden sich schließlich darüber, um ihren letzten Tag miteinander zu verbringen. Das Buch erzählt die Geschichte von Abschied, Trauer und Wut über das viel zu frühe Ende eines jungen Lebens, aber auch von Freundschaft, Liebe, Vertrauen und dem Mut, endlich die Person zu sein, die man schon immer sein wollte. Gemeinsam ziehen Mateo und Rufus also durch New York, zu Beginn noch sehr vorsichtig, um gemeinsam mit ihrem letzten Freund ein ganzes Leben an einem einzigen Tag zu leben.
Ein Buch ohne Happy End
Der amerikanische Autor schafft es dabei den Tag der beiden jungen Männer zu erzählen und beschreibt, wie sie an nur einem einzigen Tag von komplett Fremden zu Menschen werden, die einander vertrauen und gemeinsam wachsen. Dass es am Ende kein Happy End geben wird, verrät der Titel des Buches bereits. Aber trotzdem hat Silvera die Charaktere so sympathisch und nahbar geschrieben, dass man mitfiebert und bis zuletzt hofft, dass sie dem vorhergesagten Tod als Erste in ihrer Welt entkommen können. Die Vorwegnahme des Endes nimmt dem Buch meiner Meinung nach entgegen der Erwartung also in keiner Weise die Spannung.
Die Rolle von Zufall und Timing
Neben den beiden Hauptfiguren, aus deren Sichtweise abwechselt geschrieben wird, werden am Rande auch die Leben von Freunden der Beiden beleuchtet. Zudem kommen immer wieder Charaktere vor, bei denen auf den ersten Blick nicht verständlich ist, welchen Einfluss sie auf die Geschichte haben werden, da sie keinerlei Verbindung zu Rufus oder Mateo haben. Schließlich verstricken sich die Handlungsstränge aber alle auf die ein oder andere Weise miteinander, wodurch Silvera auch zeigt, wie oft bei den verschiedensten Ereignissen im Leben der Zufall und das richtige oder auch falsche Timing eine Rolle spielt. In der Realität sieht es da nicht anders aus.
Aufruf, das Leben zu genießen
Ich bin vielleicht manchmal ein wenig nah am Wasser gebaut, ich gebe es zu. Deshalb hat das Buch mir am Ende tatsächlich auch die ein oder andere Träne entlockt, obwohl von Anfang an klar war, wie es enden würde. Denn wie der Originaltitel es treffend beschreibt: "They both die at the End". Aber auch, wenn man kein großer Fan von emotionalen Geschichten ist, ist Adam Silveras Buch trotzdem sehr empfehlenswert. Er greift ein wirklich wichtiges Thema auf und mahnt damit auch indirekt, dass wir die Zeit, die wir miteinander haben, nicht verschwenden sollen und dass der beste Zeitpunkt, um sein Leben zu verändern, wenn man unglücklich ist, jetzt ist. Denn man weiß nie, wann es zu spät dafür ist.