Sommerzeit ist Urlaubszeit, völlig klar. Doch wohin und wie kann man reisen, wenn man als Student nur ein eher schmales Budget zur Verfügung hat, aber trotzdem viel sehen will in eher wärmeren Ländern? Die Lösung: ein Roadtrip mit dem PKW nach Italien. Man sitzt zwar viel im Auto und die Sprit- und Mautkosten drücken dann doch ganz schön auf den Geldbeutel, aber es ist immer noch verhältnismäßig günstig und man kann nicht viel mobiler sein im Urlaub. Und diese Mobilität sollte im besagten Roadtrip noch wichtig werden.

Wo Mensch und Kuh gemeinsam wandern

Unser erster Stop war zugleich mit der längsten Fahrt des Urlaubs verbunden. Nach 8,5 Stunden erreichten wir die Dolomiten in Südtirol. Da wir nicht nur am Strand liegen und durch Innenstädte laufen wollten, haben wir uns eine Wanderroute rausgesucht, um auch ein bisschen Natur sehen zu können. Also haben wir uns am nächsten Tag, nachdem wir die Nacht in unserem Auto verbracht haben, frühzeitig auf dem Weg zum Start der Wanderroute gemacht. Auf dem Weg dahin muss man eine Maut bezahlen, die mit 30 Euro nicht gerade niedrig ist, wenn man bedenkt das man nur circa 10 Minuten Straße fährt,  bis man auf dem Parkplatz ist. Doch dann konnte es endlich losgehen. Knapp fünf Stunden lagen vor uns, von denen uns im Internet versprochen wurde, es seien für Wanderungen so mit die schönsten fünf Stunden, die man in Europa so erleben kann. Und wir wurden nicht enttäuscht. Geradezu malerisch erstreckten sich die drei Zinnen, drei gigantische Felsbrocken, auf dem Berg und auch sonst gab es eine tolle Aussicht und eine wunderschöne Natur zu genießen. Am meisten gestaunt haben wir aber, als uns plötzlich eine ganze Kuhherde auf dem Wanderweg mitsamt "Cowboy" entgegen kam. Diese Gelegenheit für einzigartige Fotos konnte man sich natürlich nicht entgehen lassen. 

Alt = Schön

Damit haben wir direkt am ersten Urlaubstag das anstrengenste abgearbeitet. Das nächsten Ziel war Verona im Norden Italiens, in der Nähe des Gardasees. Mit ca. 250.000 Einwohnern so groß wie Chemnitz, bietet jedoch schon diese Innenstadt eine Schönheit, mit welcher nur ganz wenige deutsche Städte mithalten können. Man kann sie, da sie eine Halbinsel ist, von drei Seiten nur über eine Brücke erreichen. Außerdem laden die engen Gassen, welche oft mit viel Balkonpflanzen bestückt sind, zum längeren spazieren ein. Da wir durch die Wanderung und die anschließende Fahrt erst spät abends in der Stadt ankamen, hatten wir leider von all dem nicht so viel, sodass ein weiterer Besuch dieser Stadt auf jeden Fall auf der Bucketlist steht. 

Weiter ging es nach Florenz. Die Metropole in der Toskana gilt als einer der schönsten Städte Europas. Einen ganzen Tag in Florenz zu verbringen ist nicht schwer, Sehenswürdigkeiten wie den legendären Florenzer Dom oder die Ponte Vecchio, eine bebaute Brücke mit etlichen historischen Juwelieren, gibt es viele. Und zwischendurch gönnt man sich bei 38 Grad mal ein echtes italienisches Gelato. Florenz hatte auch das beste Nachtleben unserer Reise. Nachdem wir in einer kleinen Trattoria in einer Seitenstraße exzellent gespeist haben, ging es in eine Bar, welche wir im Internet aufgrund ihrer unschlagbaren Preise entdeckt haben. Bei 3,50 Euro pro Cocktail ließen wir es uns gut gehen und kamen schnell mit anderen Touristen aus Deutschland und den USA ins Gespräch.

Mit leichten bis mittelstarken Kopfschmerzen ging es am nächsten Tag mal ausnahmsweise nicht direkt in die nächste Stadt, sondern an den Strand. In Castiglione della Pescaia haben wir uns einen Platz auf einem wunderschönen Campingplatz direkt am Meer gemietet. Dieses wurde nach dem Ankommen auch ohne Umwege direkt angesteuert. Einfach mal einen halben Tag nichts machen kann ja so schön sein. 

Station fünf war für uns die ewige Stadt. Da unser AirBnB keinen Parkplatz aufgrund seiner zentralen Lage hatte, haben wir uns ein Parkhaus in der Nähe gesucht. Für 16 Euro die Nacht empfanden wir es auch als relativ preisgünstig. Den Haken an der Sache: als wir das Parkhaus verlassen wollten, wurden wir aufgefordert, den Autoschlüssel zu hinterlegen. Auf die Frage "Warum?" kam nicht mehr als ein "Das ist völlig normal hier" zurück. Wahrscheinlich wären die meisten wieder in ihr Auto gestiegen und hätten die Fliege gemacht. Aber wir waren naiv und leichtsinnig genug, um auf die Forderung einzugehen. Und zum Glück wurde dieser Leichtsinn auch nicht bestraft, zwei Tage später war das Auto noch vollständig vor Ort. Doch abseits von dem kann ich über Rom wirklich fast nichts Negatives sagen. Eine Stadt, bei der ein Gebäude historischer und prachtvoller aussieht als das andere, kann man nur lieben. Das Kolosseum ist mit jedem Anblick beeindruckend, gerade bei Nacht. Das Viktor-Emanuelsdenkmal ist immens riesig und strahlt im imposanten Marmorweiß herab. Innerhalb der zwei Tage, welche wir eingeplant haben, hatten wir ganz schön zu tun, alles abzuarbeiten. Hier sollte man sich zukünftig eventuell einen Tag mehr nehmen. Dennoch haben wir den Pantheon, Vatikanstadt und etliche Basiliken besucht, von denen es in der Innenstadt unzählige gibt und welche man allesamt kostenlos besuchen kann. Auch hier überstrahlt ein Gotteshaus mit seinen Wand- und Deckengemälden sowie seinen Verzierungen das andere. Dem Trevibrunnen statteten wir nur einen kurzen Besuch ab, denn wir wussten schon, was uns erwartet: unzählige Menschen vor dem Brunnen, sodass man von hinten das historische Wasserspiel nur erahnen konnte. Die Qualität unserer Mahlzeiten war leider sehr wechselhaft. Von Tiefkühl-Ravioli bis zu einer fast perfekten Spaghetti Carbonara war alles dabei. 

Viel Dreck - sonst nichts

Das Essen und der Preis dafür (25 Euro für zwei Personen inklusive Weinflasche und Vorspeise) sollte auf unserer letzten Station (abgesehen von den Zwischenstopps auf dem Rückweg) leider der einzige positiver Aspekt bleiben. Viel hab ich mir von Neapel erhofft, eine schöne Hafenpromenade, ein paar tolle Gässchen und natürlich die nahgelegene Amalfiküste. Diese ist eigentlich auch der Hauptgrund gewesen, warum wir überhaupt bis fast ganz in den Süden Italiens gefahren sind, was immerhin 1.700 Kilometer waren und uns etwa 80 Euro insgesamt an Maut gekostet haben. (Wohlgemerkt nur der Hinweg und ohne die oben angesprochene Dolomiten-Gebühr). Doch wo soll ich anfangen, wenn ich die Sachen aufzähle, die mir in der Stadt am Vesuv ordentlich die Laune vermiest haben. 

  1. Der Verkehr: Das ich die Stadt ohne eine Schramme an meinem Auto verlassen habe, ist ab jetzt eine der wenigen Dinge, auf die ich ein bisschen stolz bin. Es gelten gefühlt keine Verkehrsregeln, eine rote Ampel kommt eher einer Empfehlung gleich und das Prinzip eines neapolitanischen Kreisverkehrs habe ich bis heute nicht verstanden. Von Zebrastreifen ganz zu schweigen. Sobald man die Hauptstraßen verlässt und in eine Gasse reinfährt, dann ist man schon gut wenn man es schafft die Kurve in 2 Zügen zu bekommen.
  2. Müll und Gestank: Ich wünschte ich würde übertreiben, aber wenn man mal auf einer klassischen deutschen Autobahn-Parkplatztoilette kurz die Augen zumacht und ganz tief durch die Nase einatmet...dann kann man sich ungefähr den Geruch vorstellen, den man an sehr vielen Ecken in Neapel "erleben" durfte. Hinzu kommen überall fallengelassener Plastikmüll und Mülltonnen, welche man unter dem zu Berge stehenden Müll nur noch erahnen konnte. Und dass war nicht nur in einem bestimmten Viertel so, sondern überall in der Stadt, wo wir waren. Das alles gepaart mit der Tatsache, dass Neapel eine der kriminellsten Städte Europas ist, lässt einen besonders abends doch relativ ungern durch die engen Gassen laufen.
  3. Das Wetter und die Sehenswürdigkeiten: Ja ok, für das Wetter konnte die Stadt am wenigsten. Es hat während unseres Aufenthalts drei Tage lang fast durchgehend geregnet und gewindet. Doch während man in anderen italienischen Städten auch allerhand überdachte Möglichkeiten hat, sich die Zeit zu vertreiben, gibt es in Neapel unserer Erfahrung nach fast nichts. Gescheite Einkaufsmöglichkeiten sind praktisch nicht vorhanden, außer man steht auf Gucci-Shirts für 20 Euro. Museen gab es in der Innenstadt zwar ein paar wenige, viele hatten aber geschlossen. Einzig Pompeji blieb uns zu besichtigen, was auch wirklich extrem interessant und spannend war. Allerdings hat man gemerkt, dass das Gelände sehr auf Führungen ausgelegt ist und nicht auf das selbstständige Erkunden, denn in der ganzen Stadt haben wir 4 oder 5 Erklärtafeln gesehen. Den Rest musste Google herhalten. Die Amalfiküste wäre sicherlich auch schön anzuschauen gewesen, wäre die Küstenstraße dahin nicht gesperrt gewesen und hätte der Umweg keine zwei Stunden gedauert.

Von dem AirBnB, welches sich als Luxusapartment mit kostenlosen Parkplatz geschmückt hat, nur um dann weder diesen noch einen Klodeckel und eine Klobrille zu besitzen, ganz zu schweigen. Zum Glück konnten wir es aber für die letzte der eigentlich geplanten drei Nächte noch stornieren und so wortwörtlich aus der Stadt flüchten. Die letzte Nacht in Italien verbrachten wir in Lucca, einer wunderschönen Stadt in der Toskana, welche ich durch meine Urlaube zuvor schon kannte. Da haben wir sozusagen die sichere Variante gewählt. 

Sieht mich Italien wieder?

Ja! Egal ob die Berge der Dolomiten, die Innenstadt von Florenz oder das Meer an der Westküste, es gibt so viele gute Gründe, Italien zu bereisen. Keine langen Wege zwischen den Großstädten machen es für mich zum perfekten Roadtrip-Reiseziel. Wenn man vor Neapel wieder umdreht.