Stuttgart. Zwei Jahre gab es in Deutschland kein Supercross genanntes Hallen-Motocross, was bedeutet, dass es diese Motorsport-Disziplin am stärksten von allen gebeutelt hat. Vor Corona waren Stuttgart, Chemnitz und Dortmund die letzten noch übriggebliebenen Veranstaltungen hierzulande, wobei Chemnitz nach dem letzten Event im November 2019 ohnehin pausieren wollte. Inzwischen ist keine Neuauflage des einzigen Hallenspektakels in Ostdeutschland in Sicht, doch immerhin haben Stuttgart und Dortmund durchgehalten.
Nachdem in Stuttgart planmäßig ebenfalls im November 2019 das letzte Mal gefahren wurde, mussten die deutschen Supercross-Fans im "Ländle" also sogar knapp drei Jahre auf diese Action verzichten. Der Neubeginn stieg an diesem Wochenende, bzw. konkret am Freitag- und Samstagabend in der altehrwürdigen Hanns-Martin-Schleyer-Halle.
Hochkarätige US-Amerikaner konnten nicht glänzen
Trotz der langen Abstinenz waren die Fahrerfelder in der Klasse SX1 und der nach Aufhebung des Alterslimits zur fast gleichwertigen Klasse erhobenen SX2 denen der letzten Jahre sehr ähnlich. Einzig die Anzahl der US-Amerikaner war, auf Grund der nach wie vor eingeschränkten Planungssicherheit in Sachen Reisen sowie der nur noch zwei übriggebliebenen deutschen Supercross deutlich geringer. Mit Ryan Breece und Tyler Bowers waren zumindest zwei alte bekannte US-Boys am Start, doch daran hatten die Fans wenig Freude.
Der seit 2019 regierende "König von Stuttgart" und ebenso "König von Chemnitz" sowie bis dato letzte Gesamtsieger des ADAC SX Cups (der Saison 2019/2020) Ryan Breece verletzte sich im schon beim Training am Freitagnachmittag am Knie, sodass er zwar noch in den ersten Abend startete, aber schon nach seinem Qualirennen aufgab.
Tyler Bowers, der "König von Dortmund" vom Januar 2020, hat Supercross in den letzten Jahren zum Wohle des Familienunterhalts stark eingeschränkt, sodass er von seinem einstigen fahrerischen Niveau weit entfernt war.
Verkappte französische Meisterschaft
Die Franzosen stellen seit jeher die quantitativ stärkste Fraktion, doch diesmal machten sie in der Top-Klasse SX1 fast zwei Drittel des Starterfeldes aus. Qualitativ sind sie eh über jeden Zweifel erhaben, sodass sich dieser Fakt in den Finales noch verstärkte. So sah sich am ersten Abend Tyler Bowers elf Franzosen gegenüber, die tags darauf komplett unter sich waren.
Die somit zur höchst inoffiziellen französischen Meisterschaft gewann am Freitag Cedric Soubeyras vor Gregory Aranda, Charles Lefrancois, Maxime Desprey und dem Motocross-Ex-Weltmeister Jordi Tixier.
Am Samstag gewann Maxime Desprey. Cedric Soubeyras genügte Platz zwei, um neuer "König von Stuttgart" zu werden.
Kleine Klasse, ebenfalls großer Sport
In der kleinen Hubraumklasse SX2 teilten sich mit Julien Lebaeu und Lucas Imbert ebenfalls zwei Franzosen die Finalsiege und wechselten sich auf Rang zwei ab. Da Lucas Imbert den zweiten Abend gewann, war er gemäß Reglement trotz Punktgleichheit der Gesamtsieger und somit neue "Prinz von Stuttgart".
In der Schwabenmetropole gab es auch ein Wiedersehen mit Dominique Thury, dessen Hauptwohnsitz zwar nach wie vor Schneeberg ist, der jedoch seit 2020 im Supercross-Mutterland USA Indoor wie Outdoor fährt. Mit der ziemlich einfachen Strecke konnte er sich nicht so recht anfreunden und blieb letztendlich deutlich hinter den Erwartungen zurück. Lediglich am Samstag schaffte er über den Umweg "Hoffnungslauf" den Einzug ins Finale der besten Zwölf, bei dem er mit Platz zehn vorliebnehmen musste. "Es war trotzdem ein gutes Training für Amerika. Ich habe wieder einiges dazu gelernt. Jetzt liegt der Fokus wieder voll und ganz auf Amerika", sagte er anschließend. Des Weiteren führte er aus: "Ich habe es genossen, in Deutschland wieder ein Supercross zu fahren. Wenn es sich wieder anbietet, komme ich auch gern wieder. Allerdings wäre es schön, wenn es wieder mehr als zwei Rennen gäbe. Ich hoffe sehr, dass ich vielleicht nächstes Jahr wieder ein Heimspiel in Chemnitz habe. Wer weiß? Das wäre auf jeden Fall cool."
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