Eine Salzburger Mittelschule steht zurzeit im Mittelpunkt einer Debatte über Kleidungsvorschriften für Mädchen. Und das im Jahr 2023. Bauchfreie Shirts, Trägershirts und extrem kurze Shorts wurden durch die neuen Vorschriften der Schulleiterin nun als unerwünscht markiert. XXL- Shirts sind scheinbar die Lösung: Betroffene Mädchen werden, den Salzburger Medien zufolge, während des Unterrichts von der Schule mit den überdimensionierten Shirts ausgestattet, um ihre nicht den Vorschriften entsprechende Kleidung zu bedecken.
XXL- Shirts während dem Unterricht sollen Kleidung bedecken
Der Elternbrief, welcher über den Österreichischen Gewerkschaftsbund an die Öffentlichkeit gelangte, begründete die Kleiderregeln damit, dass bauchfreie Shirts, Trägershirts und Shorts ein unangemessenes Risiko einer "übermäßigen Sexualisierung" darstellen. Auch Kleidungsstücke mit provokanten Aufschriften werden als unangemessen angesehen. Als Konsequenz der sogenannten "Bekleidungs- Pannen", und Uneinsichtigkeit der Schülerinnen, sollen die Mädchen die neutralen XXL- Shirts überziehen, wie es im Elternbrief Medienberichten wie "VOL.AT" und dem "Standard" zufolge heißt.
"Protect your daughter - educate your son."
Die Tatsache, dass die Kleidervorschriften explizit zum "Schutz der Burschen und unserer Lehrer" erlassen wurden, sorgt für zusätzliches Aufsehen. "Nicht nur die Mädchen pubertieren, auch die Burschen werden von Hormonen überschwemmt", heißt es in dem Elternbrief, wie "oe24" berichtet. Diese Argumentation wirft einige Fragen auf und impliziert, dass die Verantwortung für übergriffiges Verhalten bei den Mädchen selbst gesucht wird, anstatt sich mit dem Verhalten der Jungen und einer Sensibilisierung der Lehrkräfte auseinanderzusetzen. Ganz nach dem Motto "Protect your daughter - educate your son."
Täter- und Opferrolle muss klar definiert werden
Diese Kleiderregeln haben eine hitzige Debatte ausgelöst. Die Landesfrauenvorsitzende des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), Petra Berger-Ratley, bezeichnet die Maßnahmen gegenüber der Zeitung "VOL.AT" als skandalös und kritisiert die Vorstellung, dass Mädchen durch ihre Kleidung sexuelle Belästigung provozieren könnten. Solche Vorschriften vermitteln ihrer Meinung nach den Mädchen, dass sie an unerwünschten sexuellen Übergriffen aufgrund ihrer Kleidung selbst schuld seien - "eine bodenlose Frechheit" wie Berger-Ratley es der Kronenzeitung gegenüber bezeichnete. Die Rollen von Opfer und Täter müssen ihrer Meinung nach klar definiert werden.
Salzburger Bildungsdirektion eingeschaltet
Der Elternbrief wurde mit einer Forderung nach einer Stellungnahme an die Salzburger Bildungdirektion weitergeleitet. Wie es in einem Medienbericht des "Standard" heißt, hat der Salzburger Bildungsdirektor Rudolf Mair betont, dass am Freitag noch ein weiterer Elternbrief vonseiten der Behörde verschickt werde, welcher den Brief der Direktorin für nichtig erklärt. Außerdem stellt Mair Maßnahmen am betroffenen Schulstandort in Aussicht. Des Weiteren hat die Bildungsdirektion das Bundeszentrum für Sexualpädagogik an der Pädagogischen Hochschule kontaktiert, um, wie Mair mitteilte, Fortbildungen an der betroffenen Schule zu organisieren.
erschienen am 30.06.2023