Es ist eine klassischen Mehrfamlienhaussiedlung, wie es sie so in vielen deutschen Städten gibt. Die Balkone sind mal beige, mal grün, mal rot angestrichen. Zwischen den einzelnen Blöcken viel Grün. Jetzt, im November, liegt Laub von den umstehenden Bäumen auf den Rasenflächen. Immer wieder lassen sich an diesem Vormittag Passanten auf der Straße blicken, grüßen sich. Einige gehen mit ihren Hunden spazieren. Nichts deutet darauf hin, dass Ermittler hier, am Stadtrand von Elmshorn, vor wenigen Tagen einen erst 17 Jahre alten mutmaßlichen islamistischen Angreifer festgenommen und womöglich Schlimmes verhindert haben.
Seit März ermittelte die Flensburger Staatsanwaltschaft gegen den 17-Jährigen, dessen Familie in einem der Häuser in einer Wohnung im ersten Stock lebt. Er wurde in der vergangenen Woche festgenommen. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sieht das Gesetz für den Beschuldigten im Falle einer Verurteilung die Anwendung von Jugendstrafrecht vor.
Islamistische Einstellung führt zu "hinreichend konkreten" Anschlagsplänen
Im Zuge der umfangreichen Ermittlungen sei eine erhebliche Radikalisierung des Beschuldigten festgestellt worden, teilte die Staatsanwaltschaft Flensburg mit. Dessen islamistisch extremistische Einstellung sei zuletzt in hinreichend konkreten Anschlagsplänen gemündet.
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Details zu dem 17-Jährigen werden wegen dessen sehr jungen Alters nicht bekanntgegeben. Foto: Birgitta von Gyldenfeldt/dpa
Bei dem Jugendlichen handelt es sich um einen "in Deutschland geborenen deutschen Staatsbürger mit ausländischen Wurzeln", wie der Sprecher der Behörde, Oberstaatsanwalt Bernd Winterfeldt, sagte. Weitere Details zu dem Verdächtigen, etwa zur Familie, nannte er mit Blick auf dessen noch sehr junges Alter nicht. Ihm wird die Vorbereitung einer schweren
staatsgefährdenden Gewalttat und die Verabredung zum Mord vorgeworfen.
Die Ermittlungseinleitung sei über das Bundeskriminalamt und dann das Landeskriminalamt erfolgt. Im konkreten Fall hätten die Ermittlungsbehörden einen Hinweis bekommen, hätten den 17-Jährigen aber auch selbst beobachtet, sagte Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack Sütterlin-Waack (CDU) in Kiel. "Wir sind gelegentlich abhängig von ausländischen Diensten."
Medienberichten zufolge wurde Kommunikation abgehört. "In diese Richtung laufen natürlich die Ermittlungen", sagte Winterfeldt. Dass eine Kommunikation stattgefunden habe, könne er bestätigen. Nun gehe es darum, Personen zu identifizieren. "Was sich vielleicht nicht ganz einfach gestaltet, wenn die sich im Ausland aufhalten."
Wo der Tatverdächtige zuschlagen wollte, ist aktuell nicht bekannt. "Was sich im Moment sicher sagen lässt, ist das eine größere Menschenmenge als Ziel in Aussicht genommen worden war. Weitere Sachen waren noch nicht festgelegt", sagte Winterfeldt.
Sütterlin-Waack betontet, dass ein Weihnachtsmarkt laut aktuellem Ermittlungsstand nicht das Ziel war. "Wir haben keine Erkenntnisse, dass es sich um einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt handelt."
Die SPD im schleswig-holsteinischen Landtag hat für die Sitzung des Innenausschusses am Mittwoch einen Bericht der Landesregierung beantragt.
Erinnerungen an den Anschlag auf den Breitscheidplatz werden wach
Nach dpa-Informationen von Montag wollte der 17-Jährige für seinen Anschlag einen Lkw nutzen. Dass der Jugendliche einen Anschlag mit einem Lkw geplant haben soll, erinnert an den Anschlag am 19. Dezember 2016 auf dem Breitscheidplatz in Berlin. Damals hatte ein islamistischer Terrorist einen Lastwagen entführt und war in einen Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gefahren. Durch die Tat starben insgesamt 13 Menschen, einer von ihnen Jahre später an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt, manche von ihnen schwer. Der Attentäter floh nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde.
Sehr junge Täter machen Behörden Sorgen
Der Verfassungsschutz schätzte das islamistische Personenpotenzial im vergangenen Jahr auf 27.200 Personen, wobei nur ein Teil von ihnen als gewaltbereit gilt. Besonders große Sorgen machen den Behörden sehr junge Täter, bei denen der Prozess der Radikalisierung oft besonders schnell verläuft. Ein Beispiel dafür ist der Fall von zwei Jugendlichen, die im Herbst 2023 geplant haben sollen, mit einem Lastwagen einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt im nordrhein-westfälischen Leverkusen zu verüben. Die beiden waren damals 15 und 17 Jahre alt.
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