Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat grünes Licht für den Corona-Impfstoff des US-Pharmakonzerns Novavax in der Corona-Pandemie gegeben. Damit ist das Vakzin mit der Bezeichnung "Nuvaxovid" der fünfte Impfstoff mit EU-Zulassung. Das proteinbasierte Präparat könnte vor allem für Menschen eine Alternative sein, die Bedenken gegenüber den neuartigen mRNA-Technologien und den Vektorimpfstoffen haben. Nuvaxovid ist aber kein sogenannter Totimpfstoff, wie oftmals fälschlicherweise angenommen wird. Totimpfstoffe enthalten abgetötete Krankheitserreger, die sich nicht mehr vermehren können. Das Novavax-Vakzin dagegen enthält im Labor gezüchtete Kopien von Teilen des Erregers und ist ein Protein-Impfstoff.
Funktionsweise
Novavax funktioniert ähnlich wie Grippeimpfstoffe. Nuvaxovid besteht laut Angaben des Paul-Ehrlich-Institut (PEI) aus virusähnlichen Partikeln, die das sogenannte Spike-Protein des Coronavirus enthalten. Diese gentechnisch hergestellten Virus-Proteine werden vom Körper als fremd erkannt, woraufhin spezifische Antikörper und T-Zellen gebildet werden. Damit ist das Immunsystem vorbereitet, wenn es tatsächlich mit dem Virus konfrontiert wird. Die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna funktionieren anders. Hier werden Körperzellen mit Hilfe von Erbgutschnipseln angeregt, selbst das Spike-Protein herzustellen, um eine Immunantwort auszulösen.
Als Wirkverstärker wird dem Novavax-Vakzin ein firmeneigener Arzneistoff auf Saponin-Basis zugefügt. Saponine sind Substanzen, die von Pflanzen gebildet werden und in wässriger Lösung schäumen. Sie werden auch in Lebensmitteln, Arzneimitteln und Kosmetika verwendet. Zum Vergleich: Die bislang zugelassenen Covid-19-Impfstoffe enthalten keinen Wirkverstärker.
Empfohlenes Impfschema von Nuvaxovid: zwei Dosen im Abstand von drei Wochen.
Wirksamkeit
Der Corona-Impfstoff von Novavax schützt nach eigenen Angaben gut gegen das Virus und seine Varianten. Das Vakzin sei zu etwa 90 Prozent wirksam und laut vorläufigen Daten einer Studie sicher, teilte das Unternehmen mit. An der Studie zur Wirksamkeit des Impfstoffs waren fast 30.000 Menschen in den USA und Mexiko beteiligt. Zwei Drittel von ihnen erhielten zwei Dosen des Impfstoffs im Abstand von drei Wochen, alle anderen bekamen Placebos. Insgesamt infizierten sich 77 Menschen mit dem Coronavirus, davon 14 in der Gruppe der Geimpften. Von den Teilnehmern, die den Wirkstoff erhielten, entwickelte keiner schwere oder moderate Symptome, während es in der Vergleichsgruppe ohne Impfung 14 waren.
Allerdings beziehen sich die Ergebnisse hauptsächlich auf die Alpha-Variante, die in Deutschland so gut wie vollständig von Delta verdrängt wurde. Und bald wird die Omikron-Variante das Infektionsgeschehen bestimmen. Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, teilte kürzlich per Twitter mit: "Auch dieser Impfstoff wird an Omikron angepasst werden müssen."
Nebenwirkungen
Die Impfreaktionen waren vergleichbar mit denen anderer Impfstoffe und betrafen hauptsächlich Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Muskelschmerzen. Nebenwirkungen wie Blutgerinnsel oder Herzprobleme habe es nicht gegeben, erklärte Novavax-Chef Stanley Erck. Das Unternehmen plant eine Veröffentlichung der Ergebnisse in einer medizinischen Fachzeitschrift, wo diese von unabhängigen Experten überprüft werden.
Verfügbarkeit
Mit der Europäischen Union hat Novavax bereits einen Liefervertrag von über 100 Millionen Dosen geschlossen. Zudem hat sich Brüssel eine Option auf weitere 100 Millionen Dosen gesichert. Auch Deutschland setzt auf Novavax. Für 2022 hat die Bundesregierung 16 Millionen Impfdosen des US-Konzerns angefordert. Das ist weniger als zehn Prozent aller Corona-Impfstoff-Bestellungen. Insgesamt plant die Bundesregierung mit rund 204 Millionen Impfstoff-Dosen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) wird die Zulassungsdaten des Novavax-Impfstoffs noch prüfen, mit einer entsprechende Impfempfehlung ist voraussichtlich Anfang 2022 zu rechnen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA überwacht die Anwendung und Sicherheit des neuen Vakzins.
Transport
Der Impfstoff von Novavax ist leicht zu transportieren und zu lagern, weshalb damit gerechnet wird, dass er eine wichtige Rolle für Impfkampagnen in Schwellenländern spielen wird. "Wir sind davon überzeugt, dass dieser Impfstoff dazu beitragen wird, die Hindernisse für den Zugang zu Impfstoffen in vielen Regionen der Welt zu überwinden, indem er die traditionelle Kühlung nutzt, die in den bestehenden Lieferkanälen für Impfstoffe verwendet wird, und gleichzeitig eine Option bietet, die auf einer bekannten und gut verstandenen Technologie basiert", sagt Stanley Erck. Viele der ersten Dosen würden in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen gehen, "und das war von Anfang an das Ziel."
Der Kampf gegen Covid-19 geht weiter. Die Corona-Maßnahmen in Sachsen gelten bis zum 9. Januar. Die Hoffnung bleibt, dass Novavax dem Coronavirus Einhalt gebieten kann. Weitere Informationen gibt es täglich dazu auf blick.de