Seit Beginn der Pandemie wurden in Deutschland rund 11,2 Millionen Covid-19-Fälle diagnostiziert, fast 120.000 Menschen sind am oder mit dem Virus gestorben. Neben Abstands- und Hygieneregeln hilft langfristig und erwiesenermaßen vor allem die Impfung gegen das Corona-Virus. Dass sich bis jetzt lediglich knapp 75 Prozent für eine Immunisierung durch die Spritze entschieden haben, liegt mitunter an Gerüchten im Netz, die sich dort hartnäckig halten und Ängste schüren - darunter die Behauptung, die Impfung gegen Covid-19 habe Auswirkungen auf Fruchtbarkeit und Empfängnis. Eine US-Studie belegt nun: Die Impfung hat keine Auswirkungen - eine Corona-Infektion hingegen schon...
Stört die Impfung den Menstruationszyklus?
Zu den sich am hartnäckigsten haltende Gerüchten gehört die Befürchtung, dass eine Corona-Impfung Störungen des Menstruationszyklus auslöst und sogar unfruchtbar machen kann. Als einer der Gründe dafür wird eine Ähnlichkeit des Oberflächenproteins von SARS-CoV-2 mit dem für die Plazentabbildung wichtigen Protein Syncytin-1 angeführt. Dies soll, so das Gerücht, zur Bildung von Antikörpern gegen das Plazentaprotein führen und so eine Schwangerschaft verhindern. "Inzwischen haben allerdings schon drei Studien nachgewiesen, dass nach Verabreichung eines mRNA-Impfstoffs keinerlei Anti-Syncytin-Antikörper gebildet werden", erklärt Amelia Wesselink von der Boston University. Drei weitere Studien fanden zudem bei Paaren in der Kinderwunsch-Behandlung keinerlei Zusammenhang zwischen dem Erfolg der sogenannten In-Vitro-Fertilisation und dem Impfstatus der Teilnehmenden. Und schon in den Zulassungsstudien für die Impfstoffe wurden in den Vakzingruppen genauso viele Teilnehmerinnen unbeabsichtigt schwanger wie in den Placebogruppen.
Kein Impfeffekt bei Zeugung und Schwangerschaft
Eine neue US-Studie liefert nun eine weitere Bestätigung dafür, dass die Corona-Impfung keine negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit bei Frauen und Männern hat. Teilgenommen hatten 2.126 Frauen im Alter von 21 bis 45 Jahren aus Kanada und den USA. Alle Teilnehmerinnen versuchten gemeinsam mit ihrem Partner, auf natürlichem Wege schwanger zu werden. Knapp drei Viertel der Paare hatten mindestens eine Impf-Dosis erhalten. Durch regelmäßige Untersuchungen und Befragungen ermittelte das Forschungsteam, wie lange es im Schnitt bis zur Empfängnis dauerte. Das Ergebnis: "Frauen, die mindestens eine Impfdosis erhalten hatten, hatten im folgenden Zyklus eine 1,08-Mal höhere Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden als ungeimpfte Teilnehmerinnen", berichten die Forschenden. Die Chance war demnach nahezu gleich groß und blieb es auch nach einer vollständigen Impfung. Bezogen die Wissenschaftler den Impfstatus der Männer mit ein, blieben die Chancen ebenfalls gleich.
Zeugungsfähigkeit nicht beeinträchtigt
"Unsere Studie zeigt damit klar, dass die Covid-19-Impfung keinerlei Effekt auf die Fruchtbarkeit von Paaren mit Kinderwunsch hat", sagt Studienautorin Amelia Wesselink. "Die Dauer bis zu einer Zeugung und Schwangerschaft wurde nicht vom Impfstatus beeinflusst." Dabei spielte es laut Wesselink keine Rolle, ob die Teilnehmenden mit einem der mRNA-Vakzinen geimpft worden waren oder mit dem Vektorimpfstoff von Johnson&Johnson. Weil diese Studie die Paare über längere Zeit und schon vor ihrer Schwangerschaft begleitet habe, liefere sie aussagekräftigere Daten als eine Kohortenstudie, die erst im Nachhinein beispielsweise die Fruchtbarkeit zweier Gruppen vergleicht. Zudem waren die Teilnehmenden von der Herkunft, dem Einkommen und den Wohnorten her sehr divers.
Corona-Infektion senkt männliche Fruchtbarkeit
Einen negativen Effekt auf die Fruchtbarkeit kann hingegen eine Corona-Infektion haben: Forscher haben herausgefunden, dass bei Männern, die sich mit dem Coronavirus infizierten, die Chance auf eine erfolgreiche Zeugung in den ersten 30 Tagen danach um rund 80 Prozent abnimmt. Vom 30. bis 60. Tag war die Fruchtbarkeit noch um rund 18 Prozent verringert.
Die Corona-Impfstoffe seien zurzeit der beste Schutz gegen eine schweren Verlauf von Covid-19. Vor allem die mRNA-Vakzinen haben sich zudem als relativ nebenwirkungsarm erwiesen - trotz Milliarden verimpfter Dosen sind kaum schwere Komplikationen bekannt. Nur in sehr wenigen Fällen kann es - vor allem bei jungen Männern und bei zu früher Belastung - zu einer Herzmuskelentzündung kommen, die aber behandelbar ist.
erschienen am 08.02.2022