Entweder man liebt es oder man hasst es. Das 49-Euro-Ticket hat es auf jeden Fall geschafft, die Meinungen zu spalten. Sein Vorgänger, das 9-Euro-Ticket, war zumindest vom Preis her ein großer Publikumsliebling - von den überfüllten REs reden wir hier lieber nicht.

Warum der Name "49 Euro-Ticket" das "Deutschlandticket" ablösen sollte

Beim 49-Euro-Ticket macht der Name bereits Probleme. Die meisten benutzen im Alltagsgebrauch das umgangssprachliche "Deutschlandticket". Damit fällt jedoch ein wichtiger Punkt weg: der Preis. Denn die 49 Euro waren von Anfang an als Einführungspreis festgesetzt - mit Spielraum nach oben. So sagte der Verbandspräsident Ingo Wortmann der Nachrichtenagentur AFP am 25. April: "Ich gehe davon aus, dass wir den Preis erhöhen müssen." Die große Frage, die sich deswegen stellt: Was ist mit der "Dynamisierung in Form eines automatischen Inflationsausgleichs" ab 2024, von welcher die Verkehrsminister der Länder sprechen, denn konkret gemeint? Reden wir dann von einem 79-Euro-Ticket? Und wäre dies denn dann immer noch ein Ticket für alle, ein Ticket zur finanziellen Entlastung? Reden wir also mehr vom 49-Euro-Ticket anstelle des Deutschlandtickets, dann wird uns die Preiserhöhung im kommenden Jahr deutlicher bewusst. Und damit vielleicht auch die Problematik dahinter.

 

Probleme beim Kauf des Tickets

Leider ist der Erwerb des 49-Euro-Tickets auch nicht ganz unkompliziert. Apps wie Moovme oder Leipzigmove streiken immer mal wieder, wenn es um das 49-Euro-Ticket geht. Und da das Ticket hauptsächlich digital angeboten wird, schließt es Menschen, welche kein Smartphone besitzen oder denen der Umgang damit schwerfällt, zunächst einmal aus. Bis Ende des Jahres darf übergangsweise auch ein Papierticket genutzt werden, danach soll das Ticket aber digital oder als Chipkarte gespeichert sein. Das Problem hierbei: nicht alle Verkehrsbünde bieten das Ticket als Chipkarte an, womit wir wieder bei der Ausgrenzung der Menschen ohne Smartphone wären. Die Beantragung der Chipkarte sowie des Papiertickets sind zudem auch nicht für jeden leicht zugänglich. Am besten ist es demnach, zu einem Verkaufsstandort des jeweiligen Verkehrsverbundes zu gehen und sich persönlich beraten zu lassen - diese Beratung ist allerdings oft mit Wartezeiten verbunden. Eine vereinfachte und barrierefreie Lösung ist hier erforderlich, um älteren Menschen den Zugang zu erleichtern und die Kundenakzeptanz insgesamt zu steigern.

 

Vergünstigungen, von denen viele gar nichts wissen

Viele Gruppen wissen zudem gar nicht, dass das 49-Euro-Ticket für sie zum Teil vergünstigt angeboten wird. So können Studierende das Ticket je nach Universität oftmals für die Hälfte des Preises kaufen, für Azubis und junge Menschen, welche einen Freiwilligendienst machen, gibt es ebenfalls häufig Rabatte. In vielen Bundesländern sind demnächst auch Vergünstigungen für Seniorinnen und Senioren geplant. So sollen beispielsweise ab August in Mecklenburg-Vorpommern Menschen ab 65 Jahren das 49-Euro-Ticket für nur 29 Euro erhalten.

 

Keine Lust auf ein Abo?

Für diejenigen, die das Ticket nicht im Abo benötigen, sondern es lediglich für einzelne Monate haben wollen, gibt es einen Trick: das Ticket kann monatlich (bei vielen Verkehrsanbietern jedoch nur bis zum 10. des Monats) gekündigt werden. Die Möglichkeit, das Ticket direkt nach dem Kauf zu kündigen und dies in dem Monat, in welchem es ebenfalls gebraucht wird, zu wiederholen, bietet einen Weg an, das Ticket als Einzelfahrkarte immer wieder zu kaufen.

 

Ausnahmefälle erlauben Nutzung von ICE und IC

Das 49-Euro-Ticket gilt lediglich im Nahverkehr, also in Regionalzügen, Bussen, U-Bahnen und Straßenbahnen. Die Nutzung von ICE und IC sind nicht im Deutschlandticket inkludiert. Im Gegensatz zu aktuellen Monats- und Jahreskarten ist es beim 49-Euro-Ticket auch nicht möglich, bei Verspätungen von über 20 Minuten auf Verbindungen mit IC und ICE im Fernverkehr zurückzugreifen. Es gibt jedoch eine Ausnahme, die von der neuen Verkehrsordnung vorgesehen ist.
Gemäß der neuen Regelung können Reisende, die mit dem Deutschlandticket unterwegs sind, in bestimmten Situationen auf Fernverkehrszüge ausweichen. Diese Ausnahme greift, wenn das Ziel mit der letzten Verbindung des Tages (bis 0 Uhr) nicht mehr erreicht werden kann oder wenn bei Ankunft zwischen 0 Uhr und 5 Uhr eine Verspätung von mindestens einer Stunde vorliegen würde. Diese Regelung bedeutet, dass Inhaberinnen und Inhaber eines Deutschlandtickets in diesen speziellen Fällen berechtigt sind, Fernverkehrszüge wie IC oder ICE zu nutzen, um ihr Ziel zu erreichen.

 

Die Kombi aus Mobilitätswende und einem nicht für alle erschwinglichen Ticket

Ob es am für Menschen mit einem geringeren Einkommen nicht so einfach bezahlbaren Preis liegt, ist unklar - die Züge platzen bisher jedoch nicht aus allen Nähten, wie es im vergangenen Jahr um diese Zeit dank des 9-Euro-Tickets der Fall war. Spannend wird es nun in den Sommerferien um die Urlaubszeit herum … denn die Kombination aus einem überteuerten Ticket, das die Mobilitätswende voranbringen und zur Motivationsanregung den Nahverkehr zu nutzen dienen soll und überfüllte Züge, bei denen man nicht mehr hineinkommt, geschweige denn einen Sitzplatz hat, verträgt sich leider nicht so gut.