100 Jahre BMW-Motorräder

MOTORSPORT Erste BMW rollte 1923 durch deutsche Lande

München. 

München. Im Mai 1923, also vor 100 Jahren, rollte bei der Fahrt "Durch Bayerns Berge" mit der "R32" der erste Prototyp eines BMW-Motorrades durch deutsche Lande. Dieser sowie noch viele weitere Modelle der Münchner zeichneten ihr Boxer-Motor aus.

 

Ursprung

Der Ursprung von BMW datiert auf dem 7. März 1916 und somit im Ersten Weltkrieg. Damals wurden die Bayrischen Flugzeug Werke (BFW) gegründet, die später in Bayrische Motoren Werke umbenannt wurden. Luftfahrt hieß damals einer der aufstrebenden Wirtschaftsbereiche, nicht nur auf Grund des Ersten Weltkrieges. Die Produktion von Flugmotoren entdeckte man in München als eine Marktnische. Daher rührt auch der stilisierte Propeller im Logo.

 

Die "R 32" machte den Anfang

 

Nachdem man mit den sogenannten Helios-Motorrädern in München eine Art Fingerübung unternommen hatte, wurde Anfang der 1920er-Jahre von Chefkonstrukteur Max Friz die erste reinrassige BMW, die "R 32" entwickelt und 1923 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Aufsehen erregte sie hauptsächlich durch ihren quer zur Fahrtrichtung eingebauten, luftgekühlten Zweizylinder-Boxermotor und den Kardanantrieb. Aus der R 32 entwickelte Rudolf Schleicher später die R 37. Sie eignete sich durch ihr verbessertes Fahrwerk und einen überarbeiteten Motor für den motorsportlichen Wettkampf wesentlich besser. Schon 1924 konnte Franz Bieber die erste Deutsche Meisterschaft für BMW erringen.

 

Vom Kunden- zum Werksrennsport

 

Der Nachweis der Konkurrenzfähigkeit dieses Motorrades veranlasste die Münchner ab 1925 eine "richtige" Werksmannschaft einzusetzen. Für die Viertelliterklasse wurde die R 39 entwickelte, eine obengesteuerte Einzylindermaschine und wieder hatte man Erfolg. Josef "Peppi" Stelzer bei den 250ern und Rudi Reich bei den Halblitermaschinen hießen am Jahresende die Deutschen Meister.

Den ersten größeren internationalen Triumph feierte Ernst Henne 1928 bei der sizilianischen Targa Florio, einer Langstreckenfahrt für Motorräder. Im gleichen Jahr nahmen die Bajuwaren Automobile in ihre Produktionspalette auf. Ein Jahr später stellte Ernst Henne auf der Landstraße München-Ingolstadt mit 216 km/h einen vielbeachteten Motorrad-Geschwindigkeitsweltrekord auf. Die 749ccm-Kompressormaschine hatte 142 PS, wog nur 149 kg und wurde mit fast reinem Alkohol befeuert.

Im Straßenrennsport bescherten in den 1930er-Jahren neben Karl Gall vor allem der vom Geländesport gekommene Georg, genannt Schorsch, Meier den Münchnern viele Erfolge. 1939 gewann der "Gußeiserne" als erster Ausländer auf einem nichtenglischen Fabrikat die Senior-TT. Wenig später begann der Zweite Weltkrieg und mit dem motorsportlichen Wettstreit war es erst einmal vorbei.

 

Neubeginn

 

Nach dem Inferno war es zunächst wieder Schorsch Meier, der mit einer Vorkriegs-BMW die nationale Halblitermeisterschaft in Serie gewann. Für den internationalen Wettkämpfe verbot die neu gegründete F.I.M. die Kompressoraufladung und auch bei BMW musste etwas Neues her. Das Ergebnis waren die legendären RS-Modelle, wobei an den charakteristischen Bauweisen selbstverständlich festgehalten wurde.

Schorsch Meier war nach wie vor die Nummer 1 bei BMW, doch mit dem jungen Walter Zeller erwuchs "Mister-BMW" seit langem ernsthafte Konkurrenz. 1953 wagte BMW die ersten zaghaften Gehversuche in der seit 1949 eingeführten Weltmeisterschaft. Beinahe wäre beim Heim-Grand Prix in Schotten auch gleich der erste Sieg zu Stande gekommen. Walter Zeller beendete das Rennen der 500ccm-Klasse als Erster, doch wurde dieses wie auch das der 350er nachträglich annulliert, da die renommierten Werksteams die Piste boykottiert hatten. Am Jahresende gab Schorsch Meier seinen Abschied vom Rennsport bekannt. BMW reduzierte die Werksmannschaft, obwohl diese nicht mehr offiziell so genannt wurde, für die neue Saison auf Walter Zeller bei den Halbliter-Solisten, sowie Wilhelm Noll und Fritz Cron bei den Gespannen. Für die 500er RS hatte man eine weitere Ausbaustufe parat.

 

Große Erfolge mit drei Rädern

 

Bei den Dreirädern stellte sich der Erfolg nach der Konzentration der Kräfte sehr schnell ein. Erster Grand Prix-Sieg 1954 durch oben genannte Noll/Cron beim Heim-GP auf der Stuttgarter Solitude. Nach zwei weiteren Siegen in Bern und Monza konnte der bisherige Seriensieger Eric Oliver noch abgefangen und die erste Weltmeisterschaft nach München geholt werden. Bei den 500ern ließen größere Erfolge noch etwas auf sich warten. 1956 konnte schließlich Walter Zeller hinter John Surtees (MV Agusta) die Vizeweltmeisterschaft in der Königsklasse erringen. Insgesamt konnte man in München mit dem Vize-Titel gegen die überlegenen italienischen Vierzylinder und die starken britischen Einzylinder ganz zufrieden sein.

Bei den Seitenwagen setzte BMW jedenfalls zu einem einzigartigen Siegeszug an und ließ dem ersten WM-Titel 18 weitere folgen. Neben den genannten, die auch 1956 die meisten Punkte auf ihr Konto brachten, trugen sich bis 1974 Willy Faust/Karl Remmert, Fritz Hillebrand/Manfred Grunwald, Walter Schneider/ Hans Strauß (2 x), Helmut Fath/Alfred Wohlgemuth, Max Deubel/ Emil Hörner (4 x), Fritz Scheidegger/John Robinson (CH/GB, 2 x), Klaus Enders/Ralf Engelhardt (5 x) bzw. Klaus Enders/Wolfgang Kalauch in die Statistik der Weltmeister ein. Begünstigt wurde der Triumphzug durch die nun fehlende Konkurrenz in der Gespannklasse durch andere Marken. So musste BMW, nachdem die Seitenwagenrennen fast zum Markenpokal wurden, keine allzu großen Anstrengungen unternehmen und zog sich allmählich zurück. Die Motoren erfuhren bis in die 70er Jahre kaum Modifikationen, Veränderungen an den Kneelern kamen meist durch Eigeninitiative, allen voran durch Helmut Fath, zustande.

Kleines Licht auf großer Motorsport-Bühne

 

Später nutzt man die Bühne Motorsport, abgesehen von der Rallye Paris-Dakar, oftmals eher stiefmütterlich. So geht man der Königsklasse MotoGP konsequent aus dem Weg und bei den mehreren Anläufen in der Superbike-WM waren die Erfolge überwiegend überschaubar. Am nächsten kam man dem WM-Titel 2012 mit Marco Melandri, bis der neue BMW-Sportchef Stephan Schaller dem WM-Führenden sowie dem gesamten Team in der entscheidenden Saisonphase wenig clever (um das Wort hirnverbrannt zu umgehen) offerierte, dass das Projekt am Jahresende beerdigt wird. Prompt stürzte der Italiener gleich in mehreren Renne und wurde WM-Dritter.

Seit 2019 versucht man sich wieder werkseitig in der WorldSBK, allerdings mit überschaubarem Erfolg. Den bis dato besten WM-Endrang erreichte der Niederländer Michael van der Mark 2021, als er WM-Sechster wurde. Aktuell ist der beste BMW-Pilot der US-Amerikaner Garrett Gerloff auf Tabellenrang 13. In der MotoGP schippern auch in diesem Jahr zwei 1000er-BMW-Straßenkreuzer am Rande der Wahrnehmung zwischen den Rennen eine Runde um den Kurs.

 



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