Unser neues Tattoo-Model der Woche ist Kay aus Chemnitz. Der 33-Jährige studierte an der TU Chemnitz seinen Master in "Rechnungslegung und Unternehmenssteuerung" und begeistert sich sehr für die japanische Kultur. Sein erstes Tattoo hat er sich 2012 stechen lassen, da war er gerade Anfang 20. "Durch meine Neurodermitis konnte ich nicht direkt mit 18 Jahren loslegen und mich tätowieren lassen, was den Vorteil hatte, dass ich genau überlegen konnte, was ich gern machen möchte", erzählt er. Mittlerweile ist sein ganzer oberer Körperbereich voller bunter Bilder. Und er erzählt, dass genau diese Stellen keine Neurodermitis mehr zulassen. Also hatte das Tätowieren sogar noch einen Bonuseffekt.
Kays Tattoos sind alle im japanischen Irezumi-Stil tätowiert
Kays Tätowierungen sind einheitlich im japanischen Irezumi-Stil tätowiert. "Ich mag die idealisierte Vorstellung der Samurai-Kultur, auch wenn man zugeben muss, dass das, was mit im Allgemeinen als Bushido und die Werte des Samurai kennt, nicht der geschichtlichen Wahrheit dahinter entspricht . Aber die komplette Mythologie hinter den japanischen Bildern, dass jedes Motiv, jeder Hintergrund, jede Blüte ihre eigene Geschichte hat und das zusammen zu einem großen Gemälde ergibt hat mich schon immer fasziniert." Und die Bilder sind alle voller Bedeutung. Kois sind in Japan sehr wichtige Tiere. Auf Kays linker Schulter sieht man zwei Kois, wie Ying und Yang. "Sie stehen für Durchhaltevermögen", sagt der 33-Jährige. Der Legende nach schwimmt der Koi durch die Stromschnellen den Bach nach oben, um sich an seinem Geburtsort zu paaren. Das ist so anstrengend, dass die Kois danach sterben. "Mythologisch gesehen verwandeln sie sich danach in einen Drachen. Deshalb sieht man oft Bilder von Kois im Zusammenhang mit einem Drachen, weil das die Transformation darstellt. Es symbolisiert für mich, sich durch schwere Zeiten durchzukämpfen."
Jedes Motiv hat eine Bedeutung für den Chemnitzer
Auf der Innenseite des linken Arms sieht man einen Frosch, der auf einem Münzberg sitzt. Dies ist ein Symbol für Glück und Wohlstand. Auch Kays rechtem Arm ist voll tätowiert. Hier sieht man einen Kitsune, ein fiktives japanisches Fuchswesen, mit neun Schwänzen. Je mehr Schwänze der Kitsune hat, desto mächtiger ist er. Dies ist ein Symbol für Wandel und Veränderung, weil der Kitsune mit der Fruchtbarkeit in Verbindung steht. Auf der Innenseite des rechten Arms sieht man eine Daruma, eine Wunschpuppe bzw. ein Glückssymbol. "Man kauft sie, wenn man einen Wunsch hat und stellt die auf den Kamin und sie bleibt stehen, bis der Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Es ist also eine Erinnerung daran, an seinen Wünschen und Träumen zu arbeiten. Sie hat nur ein Auge, weil mein Wunsch noch nicht vollständig war, als das Tattoo gemacht wurde."
Von Dämonenmasken und rollenden Köpfen
Auf seinen Unterarmen hat Kay einheitliche Tierzeichen. Auf einem sieht man den Kranich als Symbol für Anmut und Weisheit und auf dem anderen Unterarm eine Schlange. Sie steht für Stärke und Erneuerung, "weil eine Schlange im Japanischen nicht als etwas Negatives gesehen wird, weil sie es schafft die alte Haut abzustreifen und schöner und stärker wieder hervor zu kommen."
Auch auf der Brust des kaufmännischen Angestellten sieht man spannende Motive. Links kann man eine Hannya-Maske aus dem Noh-Theater erkennen, das ist eine japanische Dämonenmaske. Sie zeigt den Wandel von einem ruhigen in einen wütenden Charakter und erinnert Kay daran, dass der Ausgleich wichtig ist. Auf seiner rechten Brust sieht man einen Namakubi. Den abgetrennte Kopf brachten die Krieger als Symbol des Ruhms nach dem Kampf mit nach Hause und je mehr Köpfe man mitbrachte, desto besser war der Krieger. Kay erzählt uns, dass das Tattoo oft bei Leuten gestochen wird, die eine riesige Verantwortung oder ein Risiko im Job tragen, sozusagen als Schutzsymbol.
"Für mich sind Tattoos Versprechungen und Erinnerungen an mich selbst"
Auch beschäftigte sich Kay mit verschiedenen Blüten. Die Kirschblüte auf seiner Haut symbolisiert Vergänglichkeit. Die Kirschblüte ist in Japan ein kulturelles Gut. Sie blüht nur kurze Zeit und die Japaner erfreuen sich so sehr, dass sie in der kurzen Zeit einen ganzen Lebenskreislauf sehen. Die Lotusblume hingegen wächst meistens in dreckigen, schlammigen Gewässern und zeigt, dass auch aus Schlamm etwas Schönes erwachsen kann. Was bedeuten Tattoos für dich? "Für mich sind sie Versprechungen und Erinnerungen an mich selbst", sagt er und sicher waren diese Tattoos auch nicht die letzten unter seiner Haut. Alle Motive hat Kay bei der Chemnitzerin Dani @dani_z_tattooartist (Instagram) gemacht. Sie ist selbstständige Tätowiererin.
erschienen am 30.10.2023