Die Mensa der Technischen Universität Chemnitz in der Reichenhainer Straße ist ein beliebter Treffpunkt der ganzen Stadt. Neben Studierenden und Mitarbeitern der Universität kehren auch zahlreiche Gäste für ein Mittagspäuschen oder einem Plausch mit Freunden beim Schmausen ein. Zwischen September 2018 und April 2019 befand sich die Großküche im Umbau. Dann, endlich: Pünktlich zum Semesterstart am 1. April - und ganz ohne Aprilscherz - öffnete die Mensa wieder ihre Pforten. Und die Resonanz war dementsprechend … naja, verhalten.

"Es bleibt einfach undurchsichtig"

Zunächst muss man sagen, dass die "neue Mensa" viel weniger Studenten anzog als erwartet. Zu groß war die Unwissenheit über das neue System: Kein Essen eins bis vier mehr? Was ist der sogenannte Campusteller? Und was oder wer ist dieser "Big-Aufschlag"? So dauerte es nun einige Zeit, bis auch ich die Gelegenheit bekam, mich mit eigenen Augen und Gaumen vom neuen Konzept zu überzeugen.

Letzte Woche war es nun also soweit. Wie so oft verschlug mir das Angebot, das im Internet eingesehen werden kann, nicht direkt die Sprache. Zwar klang der Rindfleischeintopf mit selbst wählbaren Beilagen an der Theke des "Campustellers" verlockend, doch die Transparenz beim Thema Beilagen war nicht gegeben; welche Beilagen würde es geben? Wie viel würde es dann kosten? Denn das Angebot des "Campustellers" ist seit dem Umbau neu - und unbekannt. Statt vier festen Gerichten, die direkt an den verschiedenen Theken geholt und auch bezahlt werden, gibt es jetzt nur noch eines dieser Art, den "Schnellen Teller". Gleich daneben, an der Theke "Campusteller", kann man eigentlich genau das gleiche wie beim "Schnellen Teller" essen, allerdings zusätzlich zwischen verschiedenen Beilagen wählen. Allerdings kann es da auch gleich mal 20 bis 40 Cent teurer werden. Beim "Campusteller" gibt es kleine und große Portionen; für letztere gibt es einen "Big-Aufschlag" an der Kasse. Unklar bleibt: Welche Komponenten des Campustellers werden vom Personal ausgegeben, welche darf man sich selber nehmen? Und wer entscheidet denn am Ende, ob die Portion Kartoffeln nun eine kleine oder große ist?  "Es bleibt einfach undurchsichtig, wie viel die Beilagen kosten und wie es abgerechnet wird. Deswegen bleibe ich immer bei den klassischen Gerichten", sagt ein Student.

Zusätzlich dazu gibt es noch die "Heiße Theke", an der Suppen, Eintöpfe und Nudeln im Wechsel angeboten werden. Diese Speisen können sich selbst genommen werden, was durch so manch verwirrte und fast lethargische Kommilitonen zu unerträglich langen Wartezeiten führt. Ist man dann endlich an den Töpfen angelangt, stellt sich die Frage: Großer oder kleiner Teller? Hier wird an der Kasse selbstverständlich ein preislicher Unterschied gemacht. Blöd ist natürlich, wenn es während den Stoßzeiten nur noch große Teller gibt und nicht wirklich eine Wahl bleibt.

Wem all diese Angebote immer noch nicht genug für eine einfache Studenten-Mensa sind, kann sich noch an der "Wok"- oder an der "Grill"-Theke bedienen. Da sich die meisten Hungrigen am "Schnellen Teller" und der "Heißen Theke", also bei den klassischen Gerichten, versammeln, sind beim Wok auch geringe Wartezeiten garantiert.

Hat man es dann endlich von der bis zum Eingang der Mensa wartenden Schlange, an die Theken und durch die Kassen geschafft, beginnt der Kampf um einen Sitzplatz. Auch dieser Bereich wurde erneuert und schafft mit gemütlicheren Sitzecken, Stehtischen und den klassischen Sitzbereichen ein angenehmes Flair. Fraglich ist nur, wie alle Essenden im Winter dort Platz finden sollen, wenn jetzt schon fast kein Platz mehr frei ist, während die Hälfte das schöne Wetter nutzt und draußen isst.

Ist neu immer besser?

Ist die "neue Mensa" also eine Verbesserung, oder vielleicht ein Schritt zurück? Unter den Studenten erfreuen sich die neuen Angebote nicht größter Beliebtheit. Zu hohe Preise bei "Campusteller" und "Grill", zu wenig vegane Angebote und die chaotischen Warteschlangen stehen hoch in der Kritik. "Ich würde mir auch wünschen, dass es die Pasta-Theke immer gibt. An manchen Tagen finde ich zwischen den angebotenen Gerichten einfach gar nichts und es wäre schön, immer so eine Variante zu haben", lautet außerdem der Vorschlag eines Studenten. Optisch mache die Mensa schon einiges her, aber wirklich Verbesserung sei nicht eingetreten. Das Essen schmecke nicht schlechter, aber auch nicht besser als zuvor.

Vielleicht brauchen die Studenten, Mitarbeiter und Gäste einfach noch ein bisschen Zeit, um sich an das neue System zu gewöhnen. Vielleicht wurde aber auch zu wenig auf die Wünsche der Esser eingegangen, und die neue Variante macht alles etwas zu kompliziert, zu übertrieben und zu undurchsichtig. Neues ist ja bekanntlich nicht immer besser.