Zwischen den vielen bedrückenden Nachrichten, die derzeit aus der Ukraine zu vernehmen sind, gibt es immer wieder auch Hoffnungsschimmer - zum Beispiel die vielen Hilfsaktionen aus Sachsen. Auch die aus der Ukraine stammende Chemnitzerin Olga Hermsdorf konnte angesichts des vielen Leids in ihrem Heimatland nicht tatenlos zusehen. Vor drei Wochen hatte sie über Facebook zum Helfen aufgerufen und damit begonnen, in ihrem Ladengeschäft Hilfsgüter zu sammeln. Wenige Tage später ging es im Transporter an die polnisch-ukrainische Grenze. Heute ist sie bereits zum zweiten Mal unterwegs. Im Gepäck: fast 50 Tonnen an Hilfsgütern!
Überwältigende Hilfsbereitschaft
Olga Hermsdorf hat alle Hände voll zu tun. Ein gemeinsamer Interviewtermin mit ihr ist weit schwieriger geworden als noch vor 14 Tagen. "Ich habe in den letzten Wochen so viele tolle Menschen kennen gelernt, die das Herz an der richtigen Stelle haben. Das ist einfach überwältigend", freut sich die 47-Jährige, die Spenden mittlerweile auch in der Feuerwache 1 an der Schadestraße und in einer Halle an der Glösaer Straße 35 - einer ehemaligen Kaserne - entgegennimmt. "Die Menschen kommen aus allen Ecken Deutschlands, aus Frankfurt, Stuttgart, Dresden, um zu helfen", erzählt die gebürtige Ukrainerin. Allein 30 Helfer haben am Donnerstag mit angepackt, um die Fahrzeuge zu beladen.
Transporter gespendet
Neben einem 40-Tonner reihte sich diese Woche auch ein Firmentransporter vom Guidohof ein, einem Demeter-Hof im Limbacher Ortsteil Uhlsdorf. "Der Transporter ist eine Spende der Inhaberin. Der bleibt gleich in der Ukraine, wo er dringend gebraucht wird", erzählt die Powerfrau. Zehn Stunden dauert die Fahrt bis zur polnisch-ukrainischen Grenze, wo Lebensmittel, Decken, Kleidung und vor allem Anfangsmilch für die Kleinsten übergeben werden. "Die Mütter stehen unter enormen Stress und können deshalb kaum Muttermilch geben", weiß sie zu berichten. Vor Ort arbeitet sie mit Valentina zusammen, einer Ukrainerin, die vier Jahre lang in der Ostukraine gekämpft hat und heute humanitäre Hilfe leistet.
"Leid nicht in Worte zu fassen"
"Die erste Fahrt an die Grenze war erschreckend", erzählt Olga Hermsdorf. "Die vielen Frauen, die mit ihren Kindern zu Fuß unterwegs waren... diese Mischung aus Verzweiflung und Angst kann man nicht in Worte fassen. Die Schreie der Kleinen werde ich so schnell nicht vergessen." Nachrichten schaue sie gar nicht mehr. "Die Fotos, die ich von ehemaligen Schulfreundinnen geschickt bekomme, sind schlimm genug." Auch ihre Schwester harrt noch in ihrer Heimatstadt nahe Odessa aus. Ihre Nichte hat es dagegen bis nach Deutschland geschafft - nach 17 Tagen unter Beschuss.
Nächste Hilfslieferung schon in Planung
Nach der Fahrt ist für Olga Hermsdorf vor der Fahrt. Schon nächste Woche will sie die nächsten 50 Tonnen Hilfsgüter liefern. "Ich habe erst angefangen", sagt sie entschlossen. "Ein Verein ist in Gründung: der Freunde der Ukraine e.V." So könne sie bald auch Spendenquittungen ausgeben.