Anders als viele Handwerksbetriebe kann sich die Firma Heinrich Schmid in Chemnitz nicht über fehlende Azubis beschweren. Der Geschäftsführer verrät, wie sie gutes Personal gewinnen und an sich binden.
Eine Karriere mit Perspektive
"Handwerk hat goldenen Boden und ist ein zukunftssicherer Beruf", sagt Uwe Schulze, der Geschäftsführer von Heinrich Schmid in Chemnitz. "Den ständigen Diskussionen, dass es keine Azubis gäbe, kann ich mich nicht anschließen. Wir haben unseren Weg gefunden, die Problematik zu umgehen. Jedes Jahr bieten wir Ausbildungen an und führen sie erfolgreich durch", erklärt der 61-Jährige, der auch Geschäftsbereichsleiter in Mitteldeutschland ist. Von den 200 Mitarbeitern am Standort Chemnitz machen aktuell 23 eine Ausbildung in verschiedenen Gewerken. Darunter sind drei Frauen. Hinzu kommen fünf duale Studenten in den Bereichen Baubetriebsmanagement und Bauingenieurswesen. "Wir könnten noch mehr Azubis einstellen, machen es aber nicht, da wir sonst keine qualitativ hochwertige Lehre mehr gewährleisten könnten", sagt Uwe Schulze. Es fehlt nicht an Bewerbungen angehender Azubis, sondern an Baustellenausbildern. Diese benötigen einen Ausbilderschein der Handwerkskammer und "die Begeisterung, mit jungen Menschen zu arbeiten."
Digitale Vernetzung und Berufsmessen
Einen Großteil des Nachwuchses gewinnt das Unternehmen über soziale Netzwerke, Berufsausbildungsmessen oder andere Orientierungsmaßnahmen. Zum Beispiel gehen sie an Schulen, um sich vorzustellen. Bei den Bewerbungsgesprächen sind meistens die Eltern dabei. "Wir wollen Kontakt zu ihnen aufbauen und den Dialog zur Ausbildung ihres Kindes führen, erklärt der Geschäftsführer. Die Firma bildet nur für den Eigenbedarf aus. Gerade einmal 15 Prozent verlassen das Unternehmen im Anschluss, was unterschiedliche Gründe hat, etwa die Liebe oder der Wunsch, einen weiteren Beruf zu erlernen.
Praktikum ist ein Muss
Für das kommende Jahr sind sie bereits schon wieder auf der Suche nach fünf bis acht neuen Azubis. Voraussetzung ist, dass diese im Vorfeld ein einwöchiges Praktikum absolvieren. Das Unternehmen legt einen großen Wert auf die Ausbildung, um "dem demografischen Wandel vorzubeugen und ein Wachstum zu generieren". Momentan liegt der Altersschnitt im Unternehmen bei 36 Jahren. Die Azubis können zahlreiche Karrierewege einschlagen. Viele Führungskräfte sind Eigengewächse und kennen das Unternehmen in- und auswendig.
Aufstiegschance im kreativen Bereich
Laura Ekelmann und Yasmin Mosig befinden sich aktuell in der Grundlagenschulung im ersten Lehrjahr als Malerinnen und Lackiererinnen. Laura Ekelmann studierte zuvor zwei Semester Informatik an der TU Chemnitz. "Das war mir zu monoton und theoretisch. Ich wollte mehr in die Praxis gehen und einen gestalterischen Beruf lernen", berichtet die 21-Jährige. Die Firma Heinrich Schmid kannte sie bereits, da sie deren Fahrzeuge oft in der Stadt sah. Nach ihrer Lehre möchte sie sich fortbilden und eventuell einen Ausbilderschein machen. Yasmin Mosig wollte nach ihrem Abitur in einen handwerklichen und abwechslungsreichen Beruf einsteigen. Früher half sie ihrem Vater bei Arbeiten am Haus, Kunst war eines ihrer Lieblingsfächer und sie liebt es seit ihrer Kindheit, zu malen und zu zeichnen. "Heinrich Schmid ist eine große Firma, bei der ich viele Zukunfts- und Aufstiegschancen habe. Die ersten Wochen waren ziemlich aufregend und es ist toll, am Ende des Tages zu sehen, was man mit den eigenen Händen geschaffen hat", sagt die 20-Jährige. Nach ihrer Ausbildung würde sie gerne den Meisterabschluss machen.
Unternehmen mit Historie
Den Chemnitzer Standort von Heinrich Schmid gibt es bereits seit 1991, es war einer der Ersten in Mitteldeutschland. "Wir begannen klassisch mit Malerarbeiten, damals mit 15 Mitarbeitern", erzählt Uwe Schulze. Inzwischen beschäftigen sie sich auch mit Trockenbau, Bodenbelägen, Innen- und Außenputzarbeiten, Wärmeverbundsystemen, Putz- und Stuckarbeiten sowie mit Projekt- und Baumanagement. In naher Zukunft wollen sie ihre Gewerke im Bereich Elektro und Sanitär erweitern. Der Umsatz am Standort Chemnitz lag im vergangenen Jahr bei 22 Millionen Euro. Fünf Prozent des Gesamtvolumens machen Privatkunden aus, die restlichen Aufträge erfolgen für Industrie, Gewerbe und Wohnungswirtschaft. Heinrich Schmid hat bundesweit mittlerweile 160 Standorte mit 6500 Mitarbeitern.