Es gibt einen neuen Stern am Chemnitzer Podcasthimmel und der hat es in sich, es geht um Sex. "Wahrheit - oder nicht?" heißt der neue Podcast von Katharina von Sterni und Johannes Moosbühler. Beide studieren an der TU Chemnitz im Master und arbeiten ehrenamtlich im Späti Chemnitz. Darüber haben sie sich auch kennengelernt. Seit Kurzem gibt es ihren neuen Podcast wöchentlich auf Spotify zu hören. Darin sprechen sie mit Menschen aus verschiedenen Bereichen der Sexarbeit - von Anlaufstellen bis SexarbeiterInnen. BLICK wollte mehr zu dem interessanten Thema erfahren und hat die beiden getroffen.
Deshalb ist der Podcast so interessant
Johannes ist der Gründer des Kunstprojektes Microarts Chemnitz und beschäftigt sich seit letztem Jahr mit Kurzkunststücken. Die Coronapandemie hat ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht und einige geplante Kunstperformances konnten nicht stattfinden. Anfang 2021 hat er angefangen Interviews zum Thema Sexarbeit zu führen, unter anderem mit einer Frau, die feministische Pornos produziert und Katha fand das Ganze sofort spannend. So kam den beiden die Idee, einen Microarts Podcast ins Leben zu rufen. "Man lernt einfach so viel bei diesen Gesprächen, wofür ich so dankbar bin. Wir wollten einfach auch anderen Menschen die Chance geben, etwas aus den Gesprächen mitzunehmen und diese offenlegen", erzählt Katha. Der Name "Wahrheit - oder nicht?" kommt auch nicht von ungefähr. Es ist eine Anspielung auf das Spiel "Wahrheit oder Pflicht", bei dem viele Menschen ihre ersten sexuellen Erfahrungen im Jugendalter sammeln konnten.
Microarts selbst beschäftigt sich mit fünf Oberthemen, die Johannes auch für den Podcast beibehalten wollte: Patriarchat, feministische Pornografie, Sexarbeit vs. Prostitution, Sicht der Freier und sexuelle Aktivitäten. Katha erklärt uns den genauen Hintergedanken zum Podcast: "Es geht darum, dass wir die verschiedenen Wahrheiten der Menschen ergründen wollen, weil Sexualität extrem verkrampft und in vielen Aspekten voller Stigmata ist. Wir möchten offenlegen, warum Personen in die Situationen kommen, in denen sie sind und wie die sexuelle Vielfalt, die ja existiert, zustande kommt." Und Katha wird noch offener: "Ich habe bei den Interviews auch gemerkt, wie unsicher ich bin über das Thema Sex zu sprechen. Man will nichts 'Falsches' sagen und da merkt man erstmal, wie verkopft man bei dem Thema tatsächlich ist."
Wer kommt zu Wort?
Das Thema ist noch immer voller Tabus und Vorurteile. BLICK wollte wissen, wie die beiden ihre Interviewgäste ausgesucht haben. Die beiden erzählen uns, dass sie sehr unterschiedlich bei der Rekrutierung vorgegangen sind. Über Foren wie Reddit oder Anzeigenportale haben sie einige Kontakte finden können. Unter anderem sind schon Folgen online mit einer Gesundheitsberaterin, einer Trasgenderescortdame, einer Sexworkerin und einer Dragqueen. "Wenn man ein bisschen reinfindet, dann führt ein Kontakt zum nächsten", erläuterte Johannes. "Wir haben sogar einen Freier aus Seattle interviewt, aber wir haben auch lokalere Interviewpartner. Unser Ziel ist es authentische Gespräche zu führen und die Menschen daran teilhaben zu lassen. Dabei kann man so viel lernen. Vielleicht können wir ja auch einen Liveevent in der Zukunft auf die Beine stellen. Cool wäre das schon." Das wäre sicher sehr spannend. Die neuste Folge beschäftigt sich mit der Gegenüberstellung von Prostitution und Sexarbeit. Zu finden ist der Podcast unter dem Suchbegriff "Microarts Podcast" auf Spotify, auf ihrer Webseite und Instagram.
Am Ende des Gesprächs interessiert uns noch, welche Podcasts die beiden privat hören. Katha schwärmt vom "Hotel Matze", der sehr tiefgreifende Interviews mit bekannten Personen führt. Johannes hört gern den spanischen Podcast El Instante, bei dem moderne Liebe auf unterschiedlichen Weisen zelebriert wird. Wir wünschen den beiden viel Erfolg mit "Wahrheit - oder nicht" und werden auf jeden Fall reinhören.