Heute vor genau 30 Jahren ereignete sich im Chemnitzer Sportforum eine mittelschwere Fußballsensation. Zweitligist Chemnitzer FC schlug das Bundesliga-Spitzenteam und den amtierenden Europapokalsieger Werder Bremen vor 15.600 begeisterten Zuschauern im DFB-Pokal-Viertelfinale mit 2:1 nach Verlängerung. Damals erwähnte nach der Partie sogar Gästetrainer Otto Rehhagel, das keineswegs die glücklichere, sondern die bessere Mannschaft am Ende siegreich war. Die Gäste mit Oliver Reck im Tor sowie Legenden wie Bratseth, Eilts, Herzog, Bode und Rufer auf dem Platz, zogen den Kürzeren.
Meyer überraschte die Gäste mit Aufstellung und Taktik
Der kürzlich verstorbene ehemalige DDR-Nationalspieler und spätere Journalist Jürgen Nöldner beschrieb die Partie im Fachmagazin "Kicker" wie folgt: "Hans Meyer stellte sein Team blendend ein. Der junge Seifert bekam als Einziger eine Sonderaufgabe und schaltete Rufer bis zur Bedeutungslosigkeit aus. Die Chemnitzer operierten aus einer leichten Konterstellung. Überlegtes Agieren aus der Abwehr heraus über Renn und Heidrich, dazu zwei unermüdliche Spitzen sorgten für ein spielerisches Übergewicht der Gastgeber, denen die begeisterte Kulisse im erstmals seit Jahren ausverkauften Stadion wie ein belebendes Wunderland vorkam."
Entscheidung in der Verlängerung
Nach 90 Minuten war die Partie noch torlos. Doch direkt mit Beginn der Verlängerung erzielte Olaf Renn das 1:0. Kurz darauf sorgte Steffen Heidrich in Minute 95 für die Vorentscheidung. Als Rune Bratseth in der 96. Minute wegen Schiedsrichterbeleidigung die Rote Karte kassierte, waren die Gäste nur noch zu neunt, da Herzog bereits in Minute 86 nach wiederholtem Foulspiel vom Platz gestellt wurde. Das Anschlusstor in der Schlussminute durch Klaus Allofs fiel zu spät.
Stadion wurde zum Tollhaus
Nach dem Schlusspfiff kannte der Jubel dann keine Grenzen mehr. Torsten Bittermann, der in Minute 66 in die hitzige Partie kam und heute als Teammanager beim CFC angestellt ist, erinnert sich: "Wir waren von unserem Trainer blendend auf den starken Gegner eingestellt und haben über 120 Minuten daran geglaubt, das Spiel für uns entscheiden zu können. Das grandiose Publikum hat seinen Teil dazu beigetragen. Nach dem Spiel stieg eine riesige Party direkt im Stadion."
Krönung blieb den Himmelblauen verwehrt
Leider konnte der CFC diesen Viertelfinal-Sieg nicht vergolden. Im Halbfinale unterlag man den Amateuren von Hertha BSC Berlin mit 1:2 und verpasste so die große, ja nahezu historische Chance, den DFB-Pokal nach Chemnitz zu holen. Im Finale siegte Bayer 04 Leverkusen durch ein Tor von Ulf Kirsten mit 1:0 gegen die Hertha-Bubis.
Statistik zur Partie
Viertelfinale DFB-Pokal (Dienstag, 1. Dezember 1992, 19.30 Uhr im Sportforum Chemnitz)
Zuschauer: 15.600
Schiedsrichter: Löwer (Fürth)
Chemnitzer FC: Hiemann - Barsikow, Seifert, Veit (67. Bittermann) - Mehlhorn, Keller, Heidrich - Laudeley - Torunarigha (111. Zweigler), Boer, Renn (Trainer: Hans Meyer)
SV Werder Bremen: Reck - Borowka, Bratseth, Wolter - Legat (68. Allofs), Herzog, Eilts, Votava, Bockenfeld - Bode, Rufer (Trainer: Otto Rehhagel)
Tore: 1:0 Renn (91.), 2:0 Heidrich (95.), 2:1 Allofs (120.)
Besondere Vorkommnisse:
Gelb-Rote Karte für Herzog (86.) wg. wiederholten Foulspiel
Rote Karte für Bratseth (96.) wg. Schiedsrichterbeleidigung
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