Wenn einem die Arbeit und das Privatleben über den Kopf wächst oder der Körper einfach nicht mehr mithalten kann: Eine Berufsunfähigkeit ist leider für viele Arbeitnehmer die traurige Realität, durchschnittlich bei jedem Vierten wird einmal im Berufsleben eine Berufsunfähigkeit diagnostiziert.
Ab wann gilt man als berufsunfähig?
Berufsunfähigkeit: Ein Begriff, den wohl jeder schon einmal gehört hat und im Idealfall bisher davor verschont geblieben ist und weiterhin wird. Man kann seinen Beruf nicht ausüben: Doch was bedeutet das konkret?
Wie mit dem Ausfall der Arbeitskraft umgegangen wird, ist abhängig von der Schwere und der Dauer der Erkrankungen. Verschiedene Begrifflichkeiten werden genutzt, um einen Arbeitsausfall zu beschreiben, die Rahmenbedingungen sind jedoch entscheidend für die Definition. Während man bei kürzeren Arbeitsausfällen klassisch als arbeitsunfähig krankgeschrieben wird, so ist man bei einer Erwerbsunfähigkeit für keinerlei Tätigkeit auf dem Arbeitsmarkt mehr geeignet, oder wenn nur schwer eingeschränkt. Die Berufsunfähigkeit liegt in der Mitte.
Mit einer Berufsunfähigkeit wird der längerfristige oder sogar dauerhafte Arbeitsausfall in dem bisher ausgeübten Beruf bezeichnet. Sollte der Arbeitnehmer aus medizinischer Sicht mindestens 50 % des bisherigen Arbeitspensums nicht ausführen können, und das über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten, so gilt die betroffene Person als berufsunfähig. Dabei sind auch dauerhafte Fälle keine Seltenheit. Jedoch bezieht sich diese Berufsunfähigkeit lediglich auf den bisher ausgeführten Beruf, nicht zwangsläufig der gesamte Arbeitsmarkt. Sobald die zugrundliegende Erkrankung erfolgreich behandelt wurde, ist der Arbeitnehmer dazu angehalten, sich abseits der vorherigen Branche eine Tätigkeit zu suchen.
Wenn man sich neben der Berufsunfähigkeit noch in finanziellen Fragen sorgen muss, ist der Weg zu einem erfüllten Leben umso schwerer. Deshalb ist das Abschließen einer Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll, um auch ohne das monatliche Gehalt aufkommende Kosten decken zu können.
Psyche der häufigste Grund für Berufsunfähigkeit
Die Gründe für eine Berufsunfähigkeit können vielfältig sein - in knapp 35 % der Fälle ist die Diagnose allerdings psychischer Natur, Frauen sind meist eher betroffen als Männer. Die Erkrankungen reichen dabei von Angststörungen bis hin zu schwerwiegenden Depressionen oder bipolaren Störungen. Aber auch Stress ist ein häufiger Faktor für eine Erwerbsunfähigkeit. Neben körperlichen Belangen, wie etwa Magengeschwüren oder Bluthochdruck, kann anhaltender Stress auch weitere psychische Erkrankungen mit sich bringen: allem voran einen Burnout.
Wie der Name bereits andeutet, fühlen sich Betroffene eines Burnouts ausgebrannt und mit einer stets präsenten, emotionalen Erschöpfung konfrontiert. Patienten leiden unter anderem an Dauermüdigkeit, Angstzuständen, Schlafstörungen und verfügen über kaum Konzentrationsvermögen - verständlich, dass ein erfolgreiches Arbeitsleben bei solchen Symptomen undenkbar ist. Zumal es meist genau der Beruf ist, welcher durch unverhältnismäßige und unregelmäßige Arbeitszeiten sowie Termindruck und einem zu hohen Workload auf Dauer zu einem Burnout führt.
Eine Behandlung von einem fortgeschrittenen Burnout bedarf vor allem eins: Zeit. Tief verankerte Verhaltensweisen und Lebensführungen müssen oftmals überdacht und durch gesündere und weniger selbstschädliche Alternativen ausgetauscht werden. Eine Psychotherapie kann helfen, die Ursachen des Burnouts zu bestimmen und Methoden zur Bewältigung von Stress, Frustration und in manchen Fällen auch Aggressionen mit auf den Weg zu geben. Übliche Tagesabläufe sollten aufgelockert und neu strukturiert werden, um eine gesteigerte Lebensqualität zu erreichen.
All dies benötigt Zeit und ein kontinuierlicher Berufsalltag wie zuvor ist lediglich kontraproduktiv. Oft der Auslöser, brauchen die Betroffenen Abstand von ihrer jetzigen Arbeit. Sollten alle Symptome und Bedingungen zutreffen, so wird die betroffene Person von dem behandelnden Arzt für berufsunfähig erklärt.
Corona-Folgen nicht zu unterschätzen
Ein Grund für das Diagnostizieren einer Berufsunfähigkeit in den vergangenen Jahren ist auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Rein körperliche Post-Covid sowie Long-Covid Folgen haben ihren Teil beigetragen, aber auch psychische Erkrankungen wie etwa ein Burnout sind keine Seltenheit.
Keine große Überraschung, hat doch vor allem der lange Lockdown den gewohnten Alltag auf den Kopf gestellt. So viele Vorteile das Arbeiten von zu Hause auch haben mag, so sind bei einer Vielzahl an Arbeitnehmern doch die Grenze zwischen dem privaten und familiären sowie dem Arbeitsumfeld verschwommen. Zudem hat sich das Sozialleben entscheidend verändert und Doppelbelastungen, etwa durch das Home-Office kombiniert mit der Kinderbetreuung zu Hause, neue Herausforderungen dargestellt.
Es ist verständlich, dass nicht jeder über angemessene Verhaltensweisen zur Bewältigung eines so drastischen Lebenswandels verfügt, weshalb erheblicher Stress und daraus resultierende Erkrankungen oftmals die Folgen waren. Aufgrund der Dauer der Pandemie können sich daraus schwerwiegende gesundheitliche Konsequenzen entwickeln, die in einer Berufsunfähigkeit enden.
Im Fall der Fälle gut abgesichert
Nur etwa ein Viertel aller Deutschen sind gegen eine Berufsunfähigkeit versichert - ein niedriger Anteil, wenn man bedenkt, dass es einen Jeden treffen kann und man längerfristig oder sogar dauerhaft aus seinem Beruf oder dem Arbeitsmarkt generell ausscheiden kann.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt im Versicherungsfall die sogenannte BU-Rente. Der Betrag ist dabei abhängig vom monatlichen Beitrag der Versicherung, diesen kann man in der Regel recht individuell festlegen. Je früher man anfängt, desto besser fallen die Zahlungen verständlicherweise aus - so muss man sich im Fall einer Berufsunfähigkeit nicht um die finanzielle Existenz sorgen. Leistungen aus der Versicherung können bis zum vereinbarten Ende der Vertragslaufzeit bezogen werden, spätestens jedoch bis zum Eintritt des Rentenalters.
Jedoch ist es auch bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung wie mit jeder anderen Versicherung: die Vertragsbedingungen müssen genau erfüllt sein, um im Fall der Fälle von seinen Einzahlungen profitieren zu können. Besonders bei neuartigen und nicht ausreichend erforschten Krankheiten, wie das etwa bei Long-Covid aktuell der Fall ist, wird es kompliziert. Die Ernsthaftigkeit und die Schwere der Symptome sind nicht immer klar definiert - so kann die Frage aufkommen, ob tatsächlich ein Arbeitsausfall von mindestens 50 % vorliegt.
Solange man jedoch die benötigten Nachweise und Einschätzungen des behandelnden Facharztes vorlegen kann, wird im Versicherungsfall meist auch ohne große Schwierigkeiten gezahlt.