Bizets "Carmen" war 1875 bei der Uraufführung in Paris eine Provokation. Zu realistisch war für das bürgerliche Publikum diese Milieustudie, bei der Carmen den desertierten Soldaten Don José erst verführt, dann verlässt und von ihm schließlich in rasender Eifersucht auf offener Bühne ermordet wird.
Vulkan der Leidenschaften
Die Regisseurin Arila Siegert, der Bühnenbildner Hans Dieter Schaal und die Kostümbildnerin Marie-Luise Strandt, die an der Oper Chemnitz bereits unter anderem Faurés "Pénélope", Tschaikowskys "Eugen Onegin" und Verdis "Ein Maskenball" auf die Bühne gebracht haben, erzählen die Geschichte dieser alle gesellschaftlichen Konventionen sprengenden Frau als Vulkan der Leidenschaften, aus dem es kein Entrinnen gibt - am 29. Dezember sowie 20. Januar, jeweils 19 Uhr, im Opernhaus Chemnitz.
Als freie Frau sterben
In "Carmen" beobachten Männer die Arbeiterinnen einer Tabakfabrik. Carmen zieht alle Blicke auf sich. Nur der baskische Soldat Don José schenkt ihr keine Beachtung. Erst als ihm Carmen eine Akazienblüte zuwirft, ist er fortan an ihre wilde Schönheit gefesselt. Er opfert seine Militärkarriere, wodurch ihm als desertiertem Soldaten nur die Liebe zu ihr bleibt. Seine Besitzansprüche lassen Carmens Gefühle erkalten. Stattdessen wendet sie sich dem erfolgreichen Torero Escamillo zu. Doch Don José kann weder mit noch ohne Carmen leben und ermordet sie. Selbst im Angesicht des Todes aber gibt Carmen ihren Drang nach Freiheit nicht auf. Sie stirbt, wie sie gelebt und geliebt hat: als freie Frau.
erschienen am 23.12.2022