Es steht außer Frage, dass die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Beschränkungen und Regelungen fast alle Bereiche unseres Lebens betrifft. Neben Gastronomie-, Event- und Tourismusszene kommt besonders eine in der öffentlichen Diskussion zu kurz: die der Tierparks und Zoos. Während andere Betriebe und Unternehmen schweren Herzens schließen oder ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen, geht in den Tiereinrichtungen der Betrieb unverändert fort - denn die Tiere müssen ja versorgt werden, auch wenn keine Besucher kommen dürfen. Das stellt die meisten Tierparks auf eine harte Probe, da die Einnahmen fehlen. Wie es den Direktoren, Mitarbeitern und Tieren in den sächsischen Zoos derzeit ergeht, hat unsere Redakteurin Kim in mehreren Interviews nachgefragt, die in den folgenden Tagen hier auf www.blick.de veröffentlicht werden. In unseren letzten Interviews befragten wir Vertreter des Tierparks Hirschfeld und dem Zoo der Minis in Aue. Unsere nächsten Interviewpartner sind die Vertreter des Tierparks Chemnitz und des Wildgatters Rabenstein.
Wie ist die derzeitige Situation in Ihrem Zoo?
Jeder Besucher (Kinder ab 1 Jahr) muss sich vorher online anmelden und dabei auch seine Kontaktdaten hinterlegen. Auf der Homepage gibt es zwei Links, die zu einer Anmeldeplattform für Tierpark und Wildgatter führen.
Dort muss pro Person ein Termin gebucht werden und diese Anmeldung muss auf dem mobilen Endgerät gespeichert oder ausgedruckt und am Tierparkeingang vorgezeigt werden. Ohne den Nachweis der Anmeldung durch den Besucher erfolgt kein Einlass. Dies gilt auch für Jahreskarteninhaber. Bezahlt wird nach wie vor an den Kassen, nicht beim Anmelden im Internet. Voranmeldungen per E-Mail werden nicht angenommen.
Die Besucher (Kinder ab 6 Jahren, außer Geimpfte und Genesene) müssen an der Kasse den Nachweis (nicht den Test selbst!) über einen tagesaktuellen (nicht älter als 24 Stunden) negativen Corona-Schnelltest oder Selbsttest mit qualifizierter Selbstauskunft vorlegen. Tests vor Ort sind nicht möglich.
Im gesamten Gelände des Tierparks muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, es empfiehlt sich auch hier das Tragen einer medizinischen bzw. FFP-2-Maske. Sowohl im Tierpark als auch im Wildgatter muss im Eingangs- sowie Sanitärbereich ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Diese Regeln gelten auch für Kinder ab 6 Jahren.
Pro Stunde können nur 80 Personen in je den Tierpark und das Wildgatter eingelassen werden. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Aufenthaltsdauer nur eine Stunde beträgt. Anmeldungen sind 14 Tage im Voraus möglich.
Die Tier- und Infohäuser sowie der Streichelzoo bleiben geschlossen, ebenso der Pfad durch die Südamerikaanlage. Daher sind im Tierpark nicht alle Tiere zu sehen.
Öffentliche Fütterungen und andere Aktionen finden nicht statt. Die Bollerwagen können leider derzeit nicht genutzt werden. Die Imbissangebote sind nur zum Mitnehmen.
Was war im letzten Jahr eine besondere Herausforderung für Sie und die Einrichtung?
Das Besondere an einer Einrichtung mit Tieren ist, dass der Betrieb auch bei Schließung für Besucher normal weiterläuft und man keine Tierpfleger, Gärtner und Handwerker ins Homeoffice schicken kann. Auch die Verwaltungsabläufe bleiben weitestgehend bestehen.
Neben den fehlenden Einnahmen kann der Tierpark Chemnitz ohne Besucher auch keine direkte Bildungsarbeit leisten, da keine Führungen und Veranstaltungen stattfinden können. Man kann zwar auch über die digitalen Medien einiges vermitteln, aber die unmittelbare und interaktive Arbeit vor Ort mit den Besuchern, egal ob Kinder oder Erwachsene, Schulklassen oder Familien, lässt sich dadurch nicht ersetzen.
Gerade an den Feiertagen und in den Ferien werden normalerweise öffentliche Führungen zu speziellen Themen und kommentierte Kurzführungen angeboten.
Wie kann man Sie unterstützen?
Wer den Tierpark unterstützen möchte, wendet sich am besten an den Förderverein - die Tierparkfreunde Chemnitz e.V. - die man über ihre Website erreicht. Der Verein verwaltet auch die Patenschaften. Aber auch an den Tierpark direkt kann man spenden.
Wie und was planen Sie für die Zukunft?
Die Fortsetzung der Baumaßnahme "Wirtschaftshof".
Wie ist die Situation derzeit für die Tiere?
Für die Tiere gibt es keine Einschränkungen. Es kommen Besucher, aber weniger als sonst, damit haben die Tiere "Fernsehen", aber es ist nicht so voll.
Im Verhalten lassen sich bei einigen Tieren derzeit Parallelen zur kalten Jahreszeit ziehen. Wenn im Winter aufgrund des Wetters einfach weniger los ist im Tierpark, verhalten sich einige Tiere auch anders als in der Hochsaison im Sommer. Die Tiere reagieren dann wesentlich intensiver und neugieriger auf die vereinzelten Besucher. Es scheint manchmal so, als würden diese Tiere die Besucher genauso beobachten wie sonst andersherum.
Was würden Sie sich für die nächsten Wochen und Monate wünschen?
Wir würden uns in erster Linie Verständnis für die Maskenpflicht im Tierpark und der Einhaltung wünschen. Leider wirken sehr viele Besucher ein wenig sorglos im Umgang mit der Pandemie, da sie sich im Tierpark an der frischen Luft befinden. Trotzdem gibt es im Tierpark auch Bereiche, wo die Abstandsregeln nur bedingt eingehalten werden können (z. B. vor bestimmten Gehegen). Die Maskenpflicht gilt allerdings auch zum Schutz unserer Mitarbeiter.
Des Weiteren würden wir uns wünschen, dass sich potenzielle Besucher ihrem Besuch bitte selbstständig über die geltenden Bedingungen und Regeln informieren. Ein Blick auf die Website des Tierparks sollte genügen, um die häufig gestellten Fragen zu beantworten. Dem Tierpark fehlt die personelle Kapazität, sich den Fragen telefonisch oder per E-Mail anzunehmen.
Außerdem ist leider mit den Besuchern wieder ein häufig auftretendes Fremd-Füttern unserer Tiere zu beobachten. Wir bitten abermals darum, dass Füttern unserer Tiere dem entsprechenden Fach-Personal zu überlassen.
Vielen Dank für das Interview!
Als nächstes im Interview: der Zoo Leipzig.
erschienen am 24.05.2021