Chemnitz. Wer aktuell durch die Räume des künftigen JaZie Projekthauses auf dem Sonnenberg streift, sollte eines unbedingt mitbringen: Vorstellungskraft. Daniel Schneider, Vorstand des Trägervereins KulturTragWerk Sachsen e.V., hat davon jede Menge - und er teilt sie gerne. Seine Begeisterung ist durchaus ansteckend, wenn er davon erzählt, was auf den rund 1.000 Quadratmetern alles entstehen wird. Aber von vorne: JaZie ist eine Wortschöpfung aus Jakob- und Zietenstraße, dem Standort des Eckhauses, das bis 2004 als Wohnhaus diente. Seitdem steht es leer. Nur das Schild einer ehemaligen Eisdiele lässt noch erahnen, dass diese Ecke des Sonnebergs einst ein Treffpunkt der Generationen war. Dieses Gefühl des Miteinanders möchte Daniel Schneider gemeinsam mit etlichen kreativen Akteurinnen und Akteuren wieder zum Leben erwecken.
Als das Erdgeschoss des 1891 errichteten Gebäudes vor neun Jahren für ein Straßenfest temporär als Bar genutzt wurde, habe der 41-Jährige am Objekt Gefallen gefunden: "Wir waren zwar nicht die Ersten, die den Kontakt zum Eigentümer suchten, aber die ersten mit einem kompletten Konzept für das ganze Haus", sagt Daniel Schneider stolz. Geplant ist, im Erdgeschoss das Generationscafé "Diner Mutter" zu eröffnen. Darüber hinaus werden Handarbeit und Workshops ein großes Thema sein: In den oberen Etagen des fünfstöckigen Hauses sollen Ateliers für Holzbearbeitung und Upcycling sowie Werkstätten für Siebdruck und Keramik entstehen. Hinzu kommen Räume für eine Senioren-WG, zudem Fotoatelier und Tonstudio zum Einmieten. Wann das alles stehen soll, beantwortet Daniel Schneider lachend mit "Herbst 2020".
Gutachten, Bauanträge, Brand- und Lärmschutzmaßnahmen, Corona und vieles mehr machten dem ambitionierten Zeitplan einen Strich durch die Rechnung. Zumindest das Generationscafé soll noch in diesem Jahr eröffnen. Alles Weitere werde sukzessive in den kommenden Jahren entstehen. Dass Daniel Schneider das nötige Durchhaltevermögen mitbringt, hat er mit "Charlie - die Kulturkutsche" schon einmal unter Beweis gestellt: Die Idee eines mietkostenfreien Transporters für die Kulturszene entstand im ersten Corona-Jahr. Im Februar 2022 konnte das Fahrzeug mithilfe des Freistaates, der Stadt Chemnitz, verschiedenen Bürgerplattformen und Kleinspenden dann endlich finanziert werden.
erschienen am 14.09.2023