Chemnitz. Das Jahr 2023 neigt sich nun endgültig dem Ende, was wir zum Anlass nehmen möchten, das Thema 100 Jahre Motorradbau der Chemnitzer Firma Schüttoff noch einmal aufzugreifen. Der Ursprung der Schüttoff AG liegt im Jahr 1909. Damals gründeten Arthur Schüttoff und Albert Bäßler in der Zwickauer Straße in Schönau das Unternehmen "Schüttoff & Bäßler", welches Werkzeugmaschinen (Dreh- und Fräsmaschinen) herstellte.
Das erste Motorrad läuft vom Band
1916 kaufte sich "Schüttoff & Bäßler" in die "Müller & Steinle GmbH", eine Chemnitzer Reparatur-Werkstatt für Horch- und Opel-Automobile, ein und verlegte diese wenig später teilweise von Schönau in die Rößlerstraße 30 nach Altchemnitz. 1919 trennten sich Arthur Schüttoff und Albert Bäßler. Während Albert Bäßler die Opel-Werkstatt in Schönau weiter betrieb, gründete Arthur Schüttoff 1921 die Schüttoff AG, die weiterhin Werkzeugmaschinen produzierte. Auch auf Grund seiner ehemaligen Tätigkeit und Vorkenntnisse in den Wanderer-Werken sowie seiner Leidenschaft, stieg Schüttoff ab 1923 in die Motorrad-Produktion ein und stellte vorwiegend hochwertige Viertakt-Modelle mit 350 und 500 ccm Hubraum her.
Erfolge im Rennsport
Um den Verkauf zu steigern, stieg auch Schüttoff in den Motorradrennsport ein. Ab 1925 unterhielt man ebenfalls eine Rennabteilung, wenngleich diese auf Motorräder vom Band zurückgriff, die Maschinen aber für den Rennsport speziell angepasst und vorbereitet wurden. Neben zahlreichen Rennsiegen bei vielen der damals unzähligen kleineren und größeren Rennen, gewann der Chemnitzer Arthur Lohse in jenem Jahr beim bedeutenden Schleizer Dreieckrennen das Rennen der 350-ccm-Klasse mit einer Schüttoff Typ D, welche ein modifiziertes Modell B war. Besonders bedeutend war das Rennen, und somit dieser Sieg, in Ostthüringen deshalb, weil bei diesem die Deutsche Straßenmeisterschaft (des ADAC, der DMV - Deutscher Motorsport Verband - unterhielt damals noch eine eigene Rennserie) ausgefahren wurde. Ergo hießen die Deutschen Meister der 350-ccm-Klasse 1925 Arthur Lohse und Schüttoff. Im darauffolgenden Jahr konnte Arthur Lohse seinen Titel in der nun zusammengelegten mehrteiligen Deutschen Straßenmeisterschaft erfolgreich verteidigen. Als 1927 der Sachsenring, damals noch als Badberg-Vierecksrennen, geboren wurde, hieß der Sieger der 350er-Kategorie ebenfalls Arthur Lohse. Walter Jänicke, wie Lohse Chemnitzer, wurde im gleichen Rennen Dritter. Die ebenfalls integrierte Junioren-Wertung entschied der Hohenstein-Ernstthaler Walter "Sepp" Wagner für sich.
Jähes Ende
Infolge der Weltwirtschaftskrise fanden Ende der 1920er-Jahre Motorräder und Werkzeugmaschinen kaum noch Abnehmer, sodass Schüttoff in finanzielle Schieflage geriet und schließlich der DKW-Gründer und -Geschäftsführer Jörgen Skafte Rasmussen 1928 die Aktienmehrheit an der Schüttoff AG übernahm. Infolgedessen erhielten die Schüttoff-Motorräder Motoren aus dem Hause DKW. Durch verschiedene weitere Kooperationen von DKW und den Schüttoff-Werken versuchte man die Produktion in Altchemnitz zu retten, was aber nicht dauerhaft gelang. So wurde 1932 die Schüttoff AG Chemnitz liquidiert und ein Jahr später die Fabrik in Altchemnitz von der kurz zuvor gegründeten Auto Union mit den westsächsischen Fahrzeugherstellern Audi, DKW, Horch und Wanderer übernommen. Arthur Schüttoff führte an einem neuen Standort bis zu seinem Tod 1946 zumindest die Produktion von Werkzeugmaschinen fort.
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