Chemnitz ist ein bedeutender Forschungsstandort für Wasserstofftechnologie und deren Anwendungen. Mit dem Wasserstoff-Campus entsteht eines der vier nationalen Wasserstoffzentren. Es ist das einzige in den neuen Bundesländern. Dennoch: Die Stadt und ihre Region spielen im künftigen Wasserstoff-Kernnetz für Deutschland keine Rolle. Die Fernleitungsnetzbetreiber Gas (FNB Gas) haben diese Woche die finalen Planungen vorgestellt und ihre Anträge zur Genehmigung der Bundesnetzagentur übergeben. Die Chemnitzer Region wird darin - wie schon bei der Fernbahnanbindung - ausgespart.

Was ist das Wasserstoff-Kernnetz?

Das Wasserstoff-Kernnetz bildet den Startschuss für die Entwicklung des Wasserstoffmarktes in Deutschland und ist das infrastrukturelle Grundgerüst, um deutschlandweit Wasserstoff-Standorte bis zum Jahr 2032 miteinander zu verbinden. Der effektive Handel und die zuverlässige Versorgung mit Wasserstoff sollen mit dazu beitragen, eine klimaneutrale Energieversorgung sicherzustellen und weiteres Wirtschaftswachstum zu ermöglichen. Diese Ziele sind im Energiewirtschaftsgesetz verankert.

Nötige Sicherheit

Laut Thomas Gößmann, dem Vorstandsvorsitzenden der FNB Gas, gibt das Kernnetz den Markteilnehmern die nötige Sicherheit für Investitionen in die Wasserstoff-Wirtschaft und die Transformation zur Klimaneutralität. "Der Wasserstoffhochlauf ist nun eine Gemeinschaftsaufgabe aller Marktteilnehmer." Das Kernnetz besteht zum überwiegenden Teil aus umgestellten Erdgasleitungen. Die Investitionskosten für das knapp 10.000 Kilometer lange Kernnetz belaufen sich auf knapp 20 Milliarden Euro.

Ministerpräsident kritisiert finale Planung

Das geplante Kernnetz umfasst auch sächsische Regionen, darunter Dresden, Leipzig, die Region Zwickau sowie den Industriebogen im Landkreis Meißen. Südwestsachsen und die Lausitz erhalten dagegen keinen direkten Anschluss. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer: "Die finale Planung des bundesweiten Wasserstoff-Kernnetzes bringt für Sachsen Licht und Schatten. Zunächst einmal freue ich mich für die Regionen in Sachsen, die bald Zugang zu Wasserstoff erhalten werden. Nicht zu verstehen ist aber, dass die Wirtschafts- und Zukunftsregionen Südwestsachsen und Lausitz bei dieser wichtigen Infrastrukturmaßnahme von der Bundespolitik übergangen worden sind. Gerade Südwestsachsen als industrielle Kernregion Sachsens ist auf den Zugang zu diesem Energieträger der Zukunft dringend angewiesen."

Chemnitz soll später integriert werden

Gleiches gelte für die Lausitz, die den Strukturwandel weg von der Kohle meistern müsse. Der Bund solle jetzt zumindest entsprechende Ein- und Ausspeisepunkte für künftige Anschlussleitungen in diesen Regionen im Kernnetz einplanen und finanziell absichern, um eine spätere Korrektur dieser Entscheidung zu ermöglichen. Immerhin: Mittelgroße Städte wie Chemnitz sollen später in einer zweiten Stufe in ein Verteilnetz integriert werden. IHK-Präsident Max Jankowsky kritisierte jedoch bereits Ende 2023: "Nun wird uns die Grundlage einer Transformation schon in den Kinderschuhen genommen."

Wie geht es weiter?

Zunächst erfolgt eine weitere zweiwöchige Beratung (bis 6. August) durch die Bundesnetzagentur. Spätestens zwei Monate nach Einreichung der Antragsunterlagen erfolgt die Genehmigung des Kernnetzes. Danach beginnen die Fernleitungsnetzbetreiber mit dem Aufbau des Kernnetzes. Erste Leitungen sollen bereits im kommenden Jahr auf Wasserstoff umgestellt werden. Zuvor muss allerdings noch die vertragliche Ausgestaltung für die Bereitstellung und Finanzierung des Amortisationskontos zur Errichtung eines Wasserstoff-Kernnetzes erfolgen.