Chemnitz. Im Berlin der 1930er Jahre ist der Hellseher Erik Jan Hanussen der Star des Varietés, schließlich sagt er die Zukunft seit Jahren zuverlässig voraus. Den Aufstieg Hitlers liest er in den Sternen und stolz stellt er sich in den Dienst der großen Sache. Die Hoffnung auf eine erwiderte Liebe verbindet Hanussen mit Franziska, Schauspielerin und Muse des Magiers, der er eine große Karriere ermöglichte. Doch Franziska ist die Skrupellosigkeit Hanussens zunehmend zuwider. Auf einer privaten Séance trifft sie auf Michael Rackosch, Reporter bei der Berliner Zeitung. Hanussen sagt in Trance ein vernichtendes Feuer vorher und Rackosch soll darüber berichten. Zwei Tage später brennt der Berliner Reichstag und die Dinge geraten außer Kontrolle.

 

Inszenierung gedenkt Stefan Heym

Stefan Heym schrieb das Stück "The Great Hanussen" 1941 im New Yorker Exil. 2021 in England wiederentdeckt, wird das Stück nun bei den Theatern Chemnitz zum zweiten Mal überhaupt auf der Bühne zu sehen sein. Im Jubiläumsjahr 2023 ist die Inszenierung ein Gedenken an den großen Chemnitzer Literaten und Ehrenbürger Stefan Heym. Die Premiere findet am kommenden Samstag statt, ist aber bereits ausverkauft. Die nächsten Vorstellungen sind am 3. und 9. Februar, jeweils 19.30 Uhr.

 

Themenabend zur aktuellen Inszenierung

Ein Themenabend zur aktuellen Inszenierung des Theaterstücks wird am 30. Januar um 18 Uhr in der Stadtbibliothek veranstaltet. Der gewaltsame Tod des Hellsehers Jan Erik Hanussen, eines Stars der Berliner Varieté-Szene, wurde im Frühjahr 1933 rasch als Indiz dafür gewertet, dass der Reichstagsbrand wenige Wochen zuvor offenbar von den Nationalsozialisten von langer Hand geplant war. Denn Hanussen soll das Feuer bei einem seiner Auftritte prophezeit haben, offenbar auf Grundlage geheimer Informationen aus seinen Kontakten zu ranghohen NS-Funktionären. Der junge Stefan Heym erlebte jene Wochen als Student in Berlin. Wegen seiner kritischen Gedichte angefeindet, musste der 19-Jährige schon bald darauf aus Deutschland fliehen. Im amerikanischen Exil verarbeitete er Jahre später die Ereignisse um Hanussen zu diesem Theaterstück.

 

Uraufführung erst 20 Jahre nach Tod Heyms

Von einem Chemnitzer Germanisten in Stefan Heyms Nachlass wiederentdeckt, erlebte es erst 20 Jahre nach Heyms Tod seine Uraufführung. Wie es zu der Wiederentdeckung kam, welche Besonderheiten die Inszenierung aufweist und warum sich der Stoff heute wieder als erstaunlich aktuell erweist, erörtern Schauspieldirektor Carsten Knödler, Dramaturgin Stefanie Esser, Schauspieler Christian Schmidt und der für die Uraufführung verantwortliche Intendant der Württembergischen Landesbühnen Marcus Maria Grube in einem moderierten Gespräch am 30. Januar. Der Termin ist eine Gemeinschaftsveranstaltung der Internationalen Stefan-Heym-Gesellschaft und der Städtischen Theater Chemnitz anlässlich des 90. Jahrestags der Machtübertragung an die Nationalsozialisten in Deutschland am 30. Januar 1933.