Chemnitz. Von Baumklettern über Zehenringen bis Wattolympiade und Luftgitarre - es gibt kaum einen Bereich, in dem Menschen nicht gegeneinander antreten. So verwundert es auch nicht, dass es einen Pflege-Wettbewerb gibt. Die diesjährige "Deutsche Meisterin der Pflege" Anna Telle kommt sogar aus Chemnitz. Die 20-jährige setzte sich im Juni gegen ihre männliche und weibliche Konkurrenz durch und darf im September bei der Weltmeisterschaft der Berufe, den "World Skills 2024", antreten. Dafür trainierte sie diese Woche mit dem Bundestrainer der Nationalmannschaft Pflege Deutschland.
"Es geht um Exzellenz"
Rund 1.400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und mehr als 250.000 Besucherinnen und Besucher aus aller Welt werden vom 10. bis 15. September bei der Weltmeisterschaft im französischen Lyon erwartet. Nationale Titelträger aus mehr als 70 Ländern treten in insgesamt 59 Berufsfeldern gegeneinander an. Anna Telle hat sich im Berufsfeld "Health and Social Care" für diese Berufs-Weltmeisterschaft qualifiziert. Dabei gilt es, aus einem Pool von insgesamt 30 Krankheitsbildern zwölf Handlungssituationen zu meistern, während eine Fachjury bei jedem Handgriff über die Schulter schaut. "Dabei geht es um Exzellenz. Wer ein Niveau von 70 oder 80 Prozent erreicht, hat keine Chance auf eine Spitzenplatzierung", betont Bundestrainer Marcus Rasim, der diese Woche extra nach Chemnitz gereist war, um Anna Telle auf den Wettbewerb vorzubereiten.
Mehr Kriterien als in allen anderen Berufen
Für jedes der 30 Krankheitsbilder wurden im Vorfeld ein detaillierter Maßnahmenkatalog erarbeitet, wie perfekte Pflege auszusehen hat. "Insgesamt sind es 280 Kriterien, die fehlerfrei absolviert werden müssen", so Rasim. "Das sind mehr als in jedem anderen Berufsfeld." Doch der Bundestrainer ist überzeugt davon, dass Anna Telle die nötige Kompetenz mitbringt. "Noch dazu hat sie eine ruhige Art im Umgang mit Patientinnen und Patienten. Wichtig ist es, Menschen ganzheitlich zu betrachten, ihre Biografie und Emotionen zu berücksichtigen. Das wird bei der WM ein wichtiger Aspekt sein."
Zukunft in Hospiz- oder Palliativbereich
"Das Interesse am Pflegeberuf ist mir von meinen Eltern in die Wiege gelegt worden, die ihn beide über viele Jahre ebenfalls ausgeübt haben. Ich habe mich schon von kleinauf für Wundversorgung interessiert", lacht Anna Telle, die am Agricola-Gymnasium im vertieften sprachlichen Profil den Leistungskurs Englisch belegte. Das kommt ihr jetzt zugute, denn die WM-Prüfungen muss sie allesamt in englischer Sprache absolvieren. Und wie sehen ihre weiteren berufliche Pläne aus? "Nach meinem Abschluss möchte ich im Hospiz- oder Palliativbereich arbeiten. Das wäre mir wirklich eine Herzensangelegenheit, denn in diesem Bereich hat man mehr Zeit für die Menschen. Mit dem Waschlappen rübergehen, Zähne putzen und raus - das hat für mich nichts mit Pflege zu tun." rih
erschienen am 23.08.2024