Innerhalb weniger Monate hat die Omikron-Variante des Coronavirus die zuvor vorherrschende Delta-Variante fast vollständig verdrängt verdrängt: Nahezu 100 Prozent aller Infektionen mit SARS-CoV-2 in Sachsen gehen mittlerweile auf die in Südafrika zuerst entdeckte Virus-Variante zurück, teilt aktuell das Klinikum Chemnitz mit. "Die befürchteten hohen Infektionsraten der hochansteckenden Variante haben sich leider auch in Deutschland gezeigt, bislang sind jedoch glücklicherweise Überlastungen der Kliniken und des Gesundheitssystems ausgeblieben", sagt Dr. med. Thomas Grünewald, Leiter der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin am Klinikum Chemnitz. Von Entlastung könne jedoch noch keine Rede sein. Hauptgrund: Personalausfälle auf den Stationen.

 

Arbeitsintensität in Winterferien gestiegen

Auch am Klinikum nimmt die Belastung derzeit wieder zu. Zwar ist die Zahl der COVID- 19-Patienten auf den Intensiv- und den Normalstationen im Vergleich zu vorhergehenden Wellen bedeutend geringer. Doch Personalausfälle wegen Erkrankung und Quarantäne sowie Urlaub und frei lassen die Arbeitsintensität für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steigen. Die Situation wirkt sich auch auf die OP-Kapazität aus: "Wenn Personal in den Bereichen ITS und Anästhesie fehlt, können wir weniger operieren", sagt Prof. Dr. Ralf Steinmeier, kommissarischer Ärztlicher Direktor des Klinikums. Doch die Situation werde sich voraussichtlich schon diese Woche entspannen, weil die Winterferien in Sachsens beendet sind. Auch die Zahl der Infektionen, schätzt Dr. Grünewald ein, werde in absehbarer Zeit ein Plateau erreichen und dann auch wieder sinken.

 

"Virus ist sehr tückisch"

Weitaus länger werden die Krankenhäuser mit der Situation konfrontiert sein, dass Patienten eingeliefert oder stationär aufgenommen werden, die neben ihrer Erkrankung, derentwegen sie das Krankenhaus aufsuchen, eine SARS-CoV-2-Infektion aufweisen. "Für die Abläufe im Krankenhaus spielt es jedoch keine Rolle, ob jemand wegen oder mit einer solchen Infektion zu uns kommt", sagt Dr. Grünewald. Die Patienten müssen in jedem Fall isoliert werden, das Personal muss bei Betreten des Zimmers Schutzkleidung anlegen und die Infektion muss - neben der eigentlichen Erkrankung - behandelt werden. "Wir wissen außerdem aus der Erfahrung der letzten beiden Jahre, dass das Virus sehr tückisch ist und unvermittelt den Gesundheitszustand eines Patienten verschlechtern kann", so der Infektiologe weiter, "erst recht, wenn das Immunsystem des Patienten durch eine andere Erkrankung oder Operation geschwächt ist." Diese Patienten können dann auch an Corona sterben, obwohl sie zunächst "nur" mit Corona ins Krankenhaus gekommen sind.

 

In Sachsen deutlich mehr Menschen an COVID-19 gestorben

Bei der Erfassung der Todesfälle in der Landesuntersuchungsanstalt hingegen werde, so Dr. Grünewald, sehr strikt zwischen Versterben an und mit Corona getrennt. Die Unterscheidung ändere jedoch nichts an der traurigen Tatsache, dass in Sachsen während der Pandemie bislang anteilig deutlich mehr Menschen an COVID-19 gestorben sind als in den anderen Bundesländern.