Chemnitz. Könnte die Universitätsbibliothek bald anders heißen? Wenn es nach der Chemnitzer SPD, den Grünen und der Fraktionsgemeinschaft Die Linke/Die Partei geht, dann lautet die Antwort: ja. Sie wollen im nächsten Stadtrat einen Beschlussantrag durchbringen, der den Oberbürgermeister beauftragt, sich gegenüber der Technischen Universität Chemnitz und dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement für eine Benennung der Universitätsbibliothek, eines Ortes in der Universitätsbibliothek oder in deren Umfeld nach Ernestine Minna Simon einzusetzen.
Ernestine Minna Simon ehren
Die Chemnitzer Textilarbeiterin Ernestine Minna Simon führte 1883 einen der größten Arbeiterstreiks der deutschen Textilbranche unter den Arbeitenden in der Aktienspinnerei an und ging damit als erste weibliche Anführerin eines größeren Streiks in die deutsche Geschichte ein. Damit sei Ernestine Minna Simon mit der Industriegeschichte der Stadt eng verbunden und gleichzeitig eine Vorkämpferin für die Rechte von Frauen. Als diese verdiene sie Anerkennung - mehr als die aktuelle Benennung einer kleinen Seitenstraße und eine Gedenktafel im Rahmen der Initiative "Frauenorte Sachsen", so die Fraktionen. Kein anderer Ort sei enger mit Ernestine Minna Simon verknüpft als die ehemalige Textilfabrik. Dass diese heute die Universitätsbibliothek beherbergt sei nicht nur städtebaulich ein Gewinn für die Stadt, es biete sich zudem die Möglichkeit, die Person Ernestine Minna Simons deutlich zu würdigen, die beispielhaft für Textilindustrie, Arbeiterbewegung und gesellschaftlichen Fortschritt steht. "Hinzu kommt, dass bereits einige Gebäude und Räume an der TU nach Männern benannt wurden, hingegen Frauen dahingehend deutlich unterrepräsentiert sind", heißt es in dem Beschlussantrag weiter.
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