Chemnitz. Nachdem im November des letzten Jahres im Museum für sächsische Fahrzeuge Chemnitz die Sonderausstellung "Automobilrennsport in der DDR" eröffnet wurde und, passend zu diesem Thema, wenig später eine erste Buchvorstellung des neuesten Werkes des bekannten Illustratoren Jens Conrad mit dem Titel "Meister mit zwei Kerzen - Trabant-Rennsport in der DDR" sehr gut angenommen wurde, kam es am gestrigen Abend an gleicher Stelle zu einer weiteren derartigen Veranstaltung. Wieder waren rund 50 Gäste gekommen, ein guter Teil sogar aus dem etwas entfernteren Umland.
Vom einmaligen Rennbesucher zum Buchautor
Dabei verriet der 48-jährige Grünaer, der zugleich der Kurator besagter Sonderausstellung ist, dass er in seiner Jugend kurz vor der Wende nur ein einziges Autorennen in der DDR live besuchen konnte, dieses ihn aber sofort begeistert und inspiriert hat. Da war seine berufliche Erst-Ausbildung zum Kfz-Mechaniker fast schon naheliegend. Später arbeitete er bei FES Zwickau als technischer Redakteur, was er bis heute, allerdings in einem Chemnitzer Unternehmen, weiterhin macht.
"Die Idee zum Buch 'Meister mit zwei Kerzen' kam dann aber eher zufällig zustande", blickte Jens Conrad gestern Abend noch einmal auf seinen zusätzlichen "Zeitvertreib" während Corona zurück und förderte aus seinem Werk zunächst so manchen bekannten und doch in Vergessenheit geratenen geschichtlichen Eckpfeiler des Trabi-Straßenrennsports zu Tage.
Dieser fußt im Prinzip auf dem Rallye-Sport. So wurde 1960 eine Rennsportabteilung im VEB Sachsenring Zwickau gegründet, die sich mit dem 500er-Trabi eben jenem verschrieben hatte. Mit der Markteinführung des Trabant 601 1964 wurde dieser weitergeführt und es wurden auch international einige beachtliche Erfolge gefeiert.
Pionierarbeit und Pionierarbeiter
Im DDR-Straßenrennsport mit vier Rädern gab es in den 1950er- und 1960er-Jahren nur welchen mit Formel-Rennwagen bzw. Rennsportwagen. Eine Art Tourenwagen-Sport mit Dach gab es erst mit dem Melkus RS 1000, doch dieser erlangte nie den Meisterschaft-Status. Ihr erstes Rundstrecken-Rennen gab es 1970 auf dem Schleizer Dreieck und war mit einigen Rallye-Wartburgs und Rallye-Trabant garniert. Im darauffolgenden Jahr hatten die Renn-Pappen bereits eine eigene Klasse, doch erst 1975 kürten sie mit dem Eisenacher Dieter Kubald ihren ersten DDR-Meister.
Geistiger Vater der Renn-Trabis war allerdings der Gothaer Helmut Aßmann, der sich bei der damaligen DDR-Sporthoheit ADMV für eine eigenständige Renn-Serie stark gemacht hatte, selbst als genialer Techniker fungierte und wenigstens 1977 als Fahrer zu einem DDR-Meistertitel in "seiner" Klasse kam.
Auch dank des einen oder anderen Zeitzeugen und Ex-Aktiven aus den Reihen des Publikums war die zweite Buchlesung erneut ein unterhaltsamer und informativer Abend, an dessen Ende Jens Conrad Bücher signierte und auch sonst bereitwillig Auskunft zum Thema Trabant-Rennsport gab. Für alle Daheimgebliebenen ist das Buch "Meister mit zwei Kerzen - Trabant-Rennsport in der DDR" im Online-Fanshop des Top-Speed-Verlags zum Preis von 29 Euro zzgl. Versandkosten erhältlich.
Weitere Museumshighlights
Am kommenden Sonntag, dem 14. Januar, boten das Museum für sächsische Fahrzeuge Chemnitz respektive Jens Conrad die nächste öffentliche Führung durch die Sonderausstellung an, doch ist diese bereits ausverkauft. Die nächste Möglichkeit besteht dann am 28. Januar, ebenfalls ein Sonntag, 11 Uhr, doch auch dafür gibt es nur noch Restkarten. Daher wird um Anmeldung unter post@fahrzeugmuseum-chemnitz.de gebeten.
Weitere Veranstaltungen im Museum für sächsische Fahrzeuge Chemnitz sind die Buchvorstellung des Buches "Das staatliche DDR-Rennkollektiv 1951 bis 1957" des vielfachen Autors Hendrik Medrow am 29. Februar um 18.30 Uhr, der Reisebericht "Mit der AWO zum Kasbek (Georgien)" von René Rose am 14. März 18 Uhr sowie die Buchvorstellung "Ich wollte Weltmeister werden" von Stromhardt Kraft am 21. März 18.30 Uhr. Zudem gibt es am 24. April eine weitere Buchvorstellung von Jens Conrad, dann allerdings im Text- und Rennsport Museum Hohenstein-Ernstthal.
Das Museum für sächsische Fahrzeuge befindet sich in der Zwickauer Straße 77 in 09112 Chemnitz.
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