Chemnitz. Am 22. März endete eine deutschlandweite Marktabfrage zu zukünftigen Wasserstoffbedarfen der Betreiber der Gas-Fernleitungsnetze als Grundlage für die nächsten Planungsstufen des Netzausbaus. In dem Onlineverfahren waren sowohl die Betreiber regionaler Gasverteilnetze als auch Unternehmen mit potenziellem zukünftigen Wasserstoffverbrauch aufgefordert, ihre Bedarfe zu melden. Der größte regionale Gasverteilnetzbetreiber, die inetz GmbH, hat die eingehenden Meldungen aus der Wirtschaft parallel zum Verfahren der Fernleitungsnetzbetreiber gesammelt. Inzwischen liegt eine erste Auswertung vor.
Herausforderung Dekarbonisierung
Allein im Netzgebiet der inetz sind Meldungen eingegangen, die für das Jahr 2030 einen kumulierten Bedarf von über 1.200 GWh Wasserstoff ausweisen. Dabei handelt es sich häufig um Unternehmen, die derzeit noch fossile Energieträger nutzen, aber zukünftig vor der Herausforderung der Dekarbonisierung stehen. Die Verfügbarkeit von Wasserstoff als potenziell CO2-neutralem Energieträger kann damit künftig ein wichtiger Standortfaktor werden. Neben den Bedarfen regionaler Unternehmen plant auch die eins energie in sachsen GmbH ab dem Jahr 2035 den Einsatz von Wasserstoff in der Fernwärmeversorgung. Damit beläuft sich der Gesamtbedarf ab diesem Zeitpunkt auf rund 2.500 GWh Wasserstoff jährlich.
Aufforderung der Grünen
Die Fraktionsgemeinschaft Bündnis 90/Die Grünen unterstützt die gemeinsame Interessenvertretung der Wirtschaft für eine zukunftsfähige Energieversorgung. Doch wer die Bedarfe benennt, muss sich auch über die Erzeugung Gedanken machen, so die Grünen. "Wir fordern das Wasserstoffbündnis Region Chemnitz auf, nicht immer nur den Wasserstoffbedarf und die Anbindung von Chemnitz an das Wasserstoff-Kernnetz einzufordern, sondern sich mit selber Lautstärke für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in unserer Region und gegen die verbreitete Ablehnung von Windkraftanlagen einzusetzen", sagt Bernhard Herrmann, energiepolitischer Sprecher der Fraktionsgemeinschaft im Chemnitzer Stadtrat.
Region müsse starken Beitrag leisten
Eine öffentliche Positionierung zur Windkraft-Verweigerung wie aktuell in Flöha sei von den Interessevertretern der Wirtschaft nicht zu hören. Dazu Herrmann: "Die Zurückhaltung bei der Unterstützung der Windkraft ignoriert, dass der für die Region eingeforderte Wasserstoff dann an anderen Orten und mit Konsequenzen für die dortige Bevölkerung und Natur erzeugt werden müsste. Lediglich die 'Anbindung' an eine zukunftsfähige Energieversorgung zu fordern, reicht für eine nachhaltige Wirtschaftspolitik nicht aus. Die Region muss einen starken, eigenen Beitrag zur Erzeugung Erneuerbarer Energien leisten!"
erschienen am 05.04.2024