Kulturerbe vor dem Verfall gerettet

Literatur Chemnitzer Stadtbibliothek ließ zwei bedeutsame historische Titel restaurieren

Zum besonders wertvollen Kulturgut im Bestand der Stadtbibliothek Chemnitz gehören rund 3.500 Medien, die bis 1850 erschienenen sind - darunter mittelalterliche Handschriften, Inkunabeln und Drucke. Durch Nutzung, Kriegseinwirkungen, Brände, Wasser, Umzüge und ungünstige Lagerungsverhältnisse über die Jahrhunderte hinweg haben diese allerdings erhebliche Schäden entwickelt. Um dieses bedeutsame kulturelle Erbe für die Nachwelt zu erhalten veranlasst die Stadtbibliothek Chemnitz kontinuierlich Restaurierungen. Kürzlich konnten erneut wertvolle Exponate aus dem Bestand durch Fördermittel der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) restauriert werden: die "Heydenweldt" des Pfarrers Johannes Herold und fünf Bände mit Werken von Hans Sachs.

Zur Restauration nach Leipzig

Durch Papierbearbeitung, Stabilisierung der Heftung, Einbandrestaurierung und Ergänzung fehlender Schließen konnte der desolate Zustand der Bände behoben und damit die Grundlage für den Erhalt des wertvollen Kulturguts und dessen Nutzung geschaffen werden.

Ausgehend von der Förderung der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts in Höhe von 5.000 Euro wurde das Zentrum für Bucherhaltung in Leipzig mit der Restaurierung beauftragt.

"Heydenweldt" mit Verbindung zu Georgius Agricola

Die nun restaurierte "Heydenweldt" des Pfarrers Johannes Herold ist 1554 in Basel erschienen und widmet sich dem Altertum und seiner Götterwelt. In einer Tafel auf der Rückseite des Titelblattes listet Herold die von ihm zitierten Autoren auf. Zu den prominentesten Zeitgenossen zählt der 1494 in Glauchau geborene Georgius Agricola, der als Bürgermeister der Stadt Chemnitz die Stadt in schweren Zeiten leitete und als Universalgelehrter Schriften zu verschiedenen Themen, vor allem Berg- und Hüttenkunde, verfasste. Herold waren Agricolas Schriften bekannt. Er nennt ihn in einer Reihe mit Sokrates, Aristoteles, Cicero und Sophokles.

Hans-Sachs-Bände aus Chemnitzer Lateinschule

Die ebenso restaurierten fünf Bände der Kemptener Ausgabe von Werken des Hans Sachs, erschienen zwischen 1612 und 1616, stammen aus der Bibliothek des Chemnitzer Lyceums, wie ein Stempel und die Einbandprägung "pro schol" belegen. Die 1399 erstmals urkundlich erwähnte und bis 1835 existierende Bildungseinrichtung war eine der vier bedeutenden sächsischen Lateinschulen, deren Bildungskanon Knaben auf ein universitäres Studium vorbereitete. Im öffentlichen Leben spielte die Chemnitzer Lateinschule eine beachtete Rolle, wozu auch zahlreiche Theateraufführungen im Herzen der Stadt beitrugen. So verwundert es nicht, dass eine Hans-Sachs-Ausgabe zum Bibliotheksbestand des Lyceums gehörte. Hans Sachs (1494-1576), Nürnberger Schuhmacher und Poet, schuf ein umfangreiches, vielgestaltiges Werk, bestehend aus Meistergesang, Spruchdichtung, Theaterspiel und Prosadichtung.



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